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323 - Die Hölle auf Erden

323 - Die Hölle auf Erden

Titel: 323 - Die Hölle auf Erden
Autoren: Manfred Weinland
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indem er unbemerkt seinen Körper gestreckt hatte, was einem flüchtigen Betrachter nicht aufgefallen wäre. So wartete er auf den Ausgang der Grabung.
    Natürlich wäre es ihm ein Leichtes gewesen, sich zu befreien und die Flucht zu ergreifen. Doch damit hätte er die Soldaten auf sich gezogen und die weitere Ausgrabung zunichtegemacht. Außerdem wartete er auf ein Lebenszeichen seiner verschollenen Gefährten. Wenn sie ihn suchten, dann hier beim Portal.
    Er hatte ihnen und sich selbst eine Frist bis zur Morgendämmerung gesetzt. Sollten Matt und Xij bis dahin noch immer nicht aufgetaucht sein, würde er eigene Maßnahmen treffen.
    Ein Vorkommnis an der Grabungsstätte lenkte ihn ab. Grao sah, wie ein Soldat zum Anführer der Kompanie hastete und ihm salutierend Meldung machte. Worum es ging, verstand er nicht, aber dann blickten beide in die gleiche Richtung – schräg nach oben den Hang hinauf. Grao folgte ihren Blicken und erkannte, was sie in Aufregung versetzte.
    Lichter kamen vom Waldrand auf sie zu. Eine Kette von Menschen, mit Fackeln ausgerüstet – alle in Mönchskleidung.
    Der Kompanieführer erteilte dem aufmerksamen Untergebenen offenbar die Weisung, den nächtlichen Besuchern entgegenzueilen, denn genau das tat der anschließend, mit einer Taschenlampe ausgerüstet.
    Kurz darauf war er bei der Gruppe und sprach mit dem vordersten Mönch. Nach einer kurzen Unterhaltung kehrte der Soldat zu seinem Befehlshaber zurück und erstattete ihm Bericht.
    Grao wünschte, er hätte auch nur einen Satz verstehen können, aber dafür war die Distanz zu groß. So musste er sich das Geschehen anhand dessen, was er sah, zusammenreimen.
    Der Soldat winkte plötzlich auffordernd zu der Gruppe hin, die abwartend verharrt hatte, sich nun aber gemessenen Schrittes wieder in Bewegung setzte. Kurz darauf langten die Mönche bei der Grabungsstätte an. Obwohl sie dicht am Baum vorbeiliefen, schenkten sie dem Gefangenen nicht die geringste Beachtung.
    Der Kompanieführer trat an die bereits geschaffene Grube und rief so laut, dass nun auch Grao es verstehen konnte: »Die Mönche haben uns ihre Hilfe angetragen – und ich sehe keinen Grund, es ihnen zu verwehren. Mit ihrer Unterstützung kommen wir schneller voran, was unseren Kommandeur erfreuen wird!«
    Er sagte noch mehr, aber das interessierte Grao schon nicht mehr. Sein Blick schweifte zu Kurosawa, der sich in seinem Nickerchen nicht hatte stören lassen.
    Grao überlegte noch, was er von der neuen Entwicklung halten sollte, da lenkte ihn unvermittelt ein scharfes Flüstern hinter seinem Rücken ab.
    » Pssst – Echse! Hör mir gut zu!«
    Er erstarrte. Ohne hinzusehen, wusste er, zu wem die Stimme gehörte.
    Xij Hamlet!
    Bevor sie weitersprechen konnte, raunte er seinerseits: »Vorsicht! Am Baumstamm schläft mein persönlicher Aufpasser. Weck ihn nicht auf.«
    »Diesen Schlaf«, erwiderte Xij aus den Schatten des Baumes, »nennt man Bewusstlosigkeit. Um ihn habe ich mich schon gekümmert. Und jetzt Klappe. Befolge meine Anweisungen, uns bleibt nicht mehr viel Zeit...«

11.
    Sie setzten alles auf eine Karte – weil sie gar keine andere Wahl mehr hatten. Nachdem sich Grao seiner Ketten entledigt hatte, war er Xij zum Waldrand gefolgt, wo Matt Drax bereits ungeduldig auf ihre Ankunft wartete.
    Während sie sich weiter durch die Dunkelheit absetzten, stellte Matthew die Frage nach dem Verbleib des Magtrons. Dabei bestätigte sich, was sie bereits vermutet hatten: Das Geschenk der Archivare befand sich in Hiroshima, im Hauptquartier des Kommandeurs der Regionalarmee, mit dessen Schergen Grao bereits Bekanntschaft gemacht hatte.
    Damit stand der Plan fest, den andere als »Himmelfahrtskommando« bezeichnet hätten.
    In Windeseile stürmten sie den Berghang hinab zu der mit Kaito verabredeten Stelle. Sie erreichten sie unbehelligt; allerdings drang unterwegs ferner Lärm an ihre Ohren, der darauf hindeutete, dass das Verschwinden des Gefangenen und die Bewusstlosigkeit seines Aufpassers bemerkt worden waren.
    Aber damit hatten sie rechnen müssen – und vorgesorgt: Wenn der Kompanieführer seine Männer nun ausschwärmen ließ, würden die Mönche ihre Arbeit im Geröllfeld fortsetzen.
    Steine rutschten nach und verschwanden wie Wasser in einem riesigen Ausguss. Sofort ließ Ejima Tôson die Arbeiten stoppen.
    »Die Höhle! Das muss die Höhle sein, nach der wir suchen. Der Unterschlupf des Spions!«
    Aber nicht nur Geröll war nachgerutscht. Einer der Soldaten, die in
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