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310 - Auf gewagtem Kurs

310 - Auf gewagtem Kurs

Titel: 310 - Auf gewagtem Kurs
Autoren: Michelle Stern
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betäuben oder töten konnte – je nachdem, welches Gift die verfluchten Lokiraa-Krieger benutzten.
    »Aruula!« Sie riss die heruntergefallene Axt eines Barbaren hoch und schleuderte die Waffe auf einen der Blasrohrträger.
    Zu spät. Noch ehe das Blatt in seinen Oberarm fuhr und er zu brüllen begann, hatten alle drei ihre Pfeile auf den Weg geschickt. Tumaara erlebte den Moment wie in Zeitlupe. Ihr war, als könnte sie die einzelnen Pfeile erkennen, die auf Aruula zuschossen.
    Die Königin riss den Schild hoch und fing einen Pfeil damit ab. Doch die beiden anderen kamen aus verschiedenen Richtungen. Einer traf ihre Wade, ein zweiter den Hals.
    Tumaara blinzelte ungläubig: Beide Pfeile prallten von Aruula ab! Es war, als wäre ihr Körper aus Stahl!
    Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, war die Atempause zu Ende. Der nächste Gegner drang auf sie ein.
    ***
    »Weiter nach rechts!« Matt winkte ungeduldig in die Richtung, als könnte er damit die Steuerung des Shuttles beeinflussen. In Gedanken war er noch bei Evaluuna, die ihm so unverhofft geholfen hatte.
    » Denke nicht schlecht von meinem Volk.« Die Worte lagen ihm in den Ohren, als er Xij die neue Richtung angab.
    »Zum Lager. Ich will sehen, ob dort bereits die Schlacht ausgebrochen ist.«
    Xij zögerte. »Matt, diese Frauen haben gerade versucht, dich umzubringen! Willst du ihnen wirklich helfen?«
    »Sie begreifen nicht, was mit Arjeela geschehen ist. Und ganz ehrlich: Ich begreife es auch nicht.«
    Xij verzog ärgerlich das Gesicht. »Was gibt es da zu verstehen? Aruula ist wütend auf dich. Sie fühlt sich verletzt und zurückgewiesen. Deshalb hat sie Arjeela befohlen, dich zu töten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Arjeela war nicht sie selbst. Es war fast, als ob...« Er überlegte, wie er es ausdrücken sollte. Die Kriegerin hatte wie in Trance gewirkt. Wie eine Besessene.
    »Egal. Im Moment ist nur wichtig, dass du tust, was ich sage. Ich schulde jemanden etwas.«
    Xij ging widerwillig auf den neuen Kurs. Unter ihnen tauchten die Schluchten und Ruinen auf, in denen Matt noch vor Kurzem um sein Leben gerannt war. Auf der anderen Seite brandete das Meer gegen das Land. Graue Wolken verhüllten die aufgehende Sonne. Von oben wirkte die Szenerie wildromantisch, aber friedlich. Eine stumme Winterlandschaft ohne Schnee, wie geschaffen für einen Maler, der Ruhe und Melancholie in ein Bild bringen wollte.
    Sie passierten die Höhe der Karavelle. Das Lager kam in Sicht. Matt stand ruckartig auf. Auf den Bildschirmen konnte er bereits die Schlacht sehen. Die Außenkameras zoomten an die hundertsechzig Menschen heran, die auf einem nebelgrauen Feld im fahlen Morgenlicht kämpften. Feuer loderte zwischen ihnen in einem breiten Graben auf.
    »Geh runter und öffne die Cockpitluke!«
    »Was? Willst du diesen Wahnsinn wirklich unterstützen?«
    »Tu, was ich sage, Xij. Bitte .«
    Sie knirschte deutlich hörbar mit den Zähnen, senkte das Shuttle jedoch wie gewünscht ab. Matt erkannte inzwischen mit bloßem Auge Einzelheiten. Ein paar Kriegerinnen standen hinter dem Feuerwall auf verlorenem Posten. Barbaren bedrängten sie. Besonders eine Frau wurde von ihnen umringt. Ihre blauschwarzen Haare wehten hinter ihr her, während sie sich im Kreis bewegte und ein Schild mal hierhin, mal dorthin schwenkte.
    »Was tut sie da?«, fragte Matt sich mit schmerzender Brust. Trotz allen Zwistes und der unerfreulichen Episode an Bord der Karavelle tat es weh, Aruula in dieser Gefahr zu sehen. Noch immer fühlte er eine tiefe Verbundenheit mit ihr.
    »Blasrohre«, nahm Xij an. »Die bombardieren sie mit Giftpfeilen.« Ihre Stimme klang belegt, und Matt erkannt, dass auch sie sich Sorgen um Aruula machte, auch wenn sie es nicht zugab.
    »Geh so tief, wie du kannst. Und öffne endlich die verdammte Luke!«
    Er zog den Driller und überblickte die Situation. Tumaara und Juneeda waren neben Aruula in der stärksten Bedrängnis. Sie standen Rücken an Rücken.
    »Zuerst Aruula«, entschied er.
    »Sie stürzt!«
    »Schneller!« Matt zielte mit ruhiger Hand, aber in ihm tobte ein Sturm. Aruula fiel getroffen zu Boden. Jeder dieser winzigen Pfeile konnte tödlich sein. Kam er zu spät? Musste er nun den Tod der Frau miterleben, die er geliebt, verlassen und gedemütigt hatte?
    Er sah, wie zwei Barbaren ein Netz über Aruula warfen, während ein Dritter aus nächster Nähe ein Blasrohr an den Mund nahm. Im selben Moment brach Geschrei aus. Die Kämpfe wurden
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