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310 - Auf gewagtem Kurs

310 - Auf gewagtem Kurs

Titel: 310 - Auf gewagtem Kurs
Autoren: Michelle Stern
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Menge welkes Blattwerk raschelnd im Wind.
    Er legte mit dem Driller an und schoss. Die Explosivmunition zündete in der Krone. Bald schon stand der einsame Baum als flammendes Fanal da.
    Fast gleichzeitig ertönten die Hörner. Die Frauen unten im Tal sahen sein Zeichen so deutlich, wie Xij es hoffentlich sehen musste. Nun kam es darauf an, wer schneller war: Xij Hamlet oder die Kriegerinnen der Dreizehn Inseln.
    ***
    »Jetzt!«, brüllte Prankoz. Atemlos drehte er sich um und sah, wie die schwarzhaarige Anführerin einen der Barbarensöldner mit dem Schwert nicht nur tötete, sondern regelrecht zerfetzte. Schon stellte sie sich dem nächsten Gegner und griff ihn an. Sie führte das Schwert, als sei es mit ihrer Hand verwachsen.
    Prankoz rieselte ein Schauer über die Nackenwirbel. Die Schwarzhaarige kämpfte mit einer Schnelligkeit, die kein Mensch haben durfte, nicht einmal ein genmanipulierter Nordmann. Er hatte in seinem ganzen Leben erst ein Geschöpf so kämpfen sehen wie diese Frau: in der Ringfeste, als der Dämon sein wahres Antlitz offenbarte.
    »Er ist es«, flüsterte er. »Der Dämon. Er hat seine Gestalt gewandelt.« Ja, so musste es sein. Die Meister der Feuerhölle verliehen dem Dämon die Gabe, seine Form zu verändern. In der Ringfeste war er noch ein fetter Kerl gewesen, nun trug er mit Orguudoos Hilfe das Aussehen der Königin der Kriegerinnen.
    »Was?«, fragte Utotz neben ihm hörbar beunruhigt.
    Prankoz hieb ihm die Faust in den Magen. »Stell keine Fragen, du Taratzendreck. Gib endlich das Zeichen, bevor es zu spät ist! Das Denken überlass mir!«
    Der tumbe Utotz stieß in sein Horn. Dumpf und Unheil verkündend schwebte der Ton über das Schlachtfeld. Mit dem Ruf brach die Erde auf. An mehreren Stellen sprangen Barbaren aus getarnten Bodenluken. Gleichzeitig senkte Utotz seine Fackel in den lange vorbereiteten Graben.
    Fast sofort schossen Flammen in die Höhe und tauchten das Gesicht des Barbaren in flackerndes Licht. Öl und Stroh loderten in einer Kette auf, die die Nordmänner und einen Teil der Kriegerinnen abschnitt. Manche der Schwertweiber schrien und schreckten vor dem Feuer zurück. Einige wenige befanden sich schon hinter dem breiten Graben und wurden durch das Hindernis von ihren Schwestern getrennt. Der Rücklauf der Lokiraa-Krieger und der Barbaren wandelte sich in einen neuen Vormarsch. Die Verhältnisse hatten sich schlagartig verändert. Nur etwa zwanzig Frauen befanden sich auf ihrer Seite des Grabens.
    »Auf sie!« Prankoz schwenkte sein Schwert zu der Gruppe zu seiner Rechten. Utotz und die Barbaren rannten den Weibern entgegen.
    »Und ihr!« Er wedelte mit dem Schwert der linken Gruppe zu. »Der Dämon ist das schwarzhaarige Weib! Die Königin! Haltet euch an den Plan!«
    Die sechs Männer aus den Bodenluken hatten keine andere Aufgabe, als Giftpfeile auf den Dämon abzuschießen. Schon einmal konnte der Diener Orguudoos mit den Pfeilen aus den Blasrohren überwältigt und betäubt werden. Dieses Mal hielt er einen Schild in der Hand. Wie lange würde er standhalten?
    Der Nordmann schüttelte den Kopf und vertrieb seine Zweifel. Der Dämon wirkte orientierungslos und überrascht. Sein Blick irrlichterte zwischen den Flammen und den Angreifern mit den Blasrohren hin und her.
    Prankoz stieß einen Freudenschrei aus. »Ich wusste es! Selbst der stärkste Dämon fürchtet das Feuer und das Gift. Na los! Worauf wartet ihr! Trennt ihn von den Weibern und haut ihm die Schuppenrübe runter!«
    ***
    Tumaara ignorierte den Schmerz ihrer Kopfverletzungen und stürmte zum Klang der feindlichen Hörner hinter Aruula her. Die Ereignisse um Arjeela verwirrten sie zutiefst und sie war dankbar über die Schlacht, weil sie ihr das Grübeln verbot. Der Gedanke, dass Maddrax vielleicht in diesem Augenblick von Kriegerinnen der Dreizehn Inseln getötet wurde, machte ihre Beine weich und zittrig. Maddrax hatte die besten Absichten. Wie konnte es sein, dass er plötzlich ein Feind des Volkes sein sollte?
    Sie erreichte Juneeda. Die Priesterin sah sie zornig an. »Verschwinde, bevor es die Königin merkt! Du stehst unter Arrest!«
    Tumaara warf stolz ihr langes Haar zurück. »Soll sie mich doch wieder verbannen. Ich bin weder Kind noch Sklavin und ich tue, was...«
    Sie verstummte atemlos, als ein Feuerwall hinter ihnen aus dem Boden schoss. Geschrei und Orientierungslosigkeit brachen aus. Die Schlacht drohte zum unübersichtlichen Chaos zu werden. Eine Kriegerin sprang durch die Flammen.
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