Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
310 - Auf gewagtem Kurs

310 - Auf gewagtem Kurs

Titel: 310 - Auf gewagtem Kurs
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
Mefju’drex jagten?
    Ihm blieb keine Zeit, lange darüber nachzudenken. Weitere Schüsse krachten. Je näher sie den Gegnern kamen, desto besser trafen die Barbaren. Eine Kriegerin griff sich an den Bauch und sank mit einem Schrei zu Boden. Zwei Kugeln verbogen die Metallplatte auf der linken Flanke, eine durchschlug die der rechten. Die Kriegerinnen gerieten ins Straucheln und stürzten, fingen sich aber wieder. Die mittlere Platte blieb weitgehend unbeschädigt. Nur eine Axt schlug gegen sie und blieb stecken.
    Gleichzeitig gerieten auch die Feinde in Bedrängnis, durch die zehn Bogenschützinnen, die an den Außenflanken ihre Pfeile verschossen.
    »Weiter!« Grao wusste, dass sie nah genug herankommen mussten, und das so schnell wie möglich. Wenn sie die beiden Stellungen der Feinde überrannten, hatten sie leichtes Spiel.
    Er begriff die Dummheit der Nordmänner nicht, sich aus der sicheren Festung mit dem wehrhaften Turm herauszuwagen. Ob es der Stolz und die Überheblichkeit der Primärrassenvertreter waren, die sie in die Schlacht gegen ein paar Frauen lockten? Ihre taktische Schwäche sollte ihm recht sein. Seine Rache für Bahafaa lag in greifbarer Nähe. »Vorwärts! Für Wudan!«
    Da kam die zweite Salve der Steinkugeln. Er sah es, noch während die Nordmänner zündeten.
    »Ausweichen!«, brüllten er und Juneeda gleichzeitig.
    Die Kriegerinnen sprengten auseinander. Trotzdem schlug eine der beiden aneinander geketteten Kugeln in die rechte Flanke ein.
    Grao konnte sich nicht um die Schreie Verletzter und Sterbender kümmern. Er sprang vor, das Schild gegen die Blasrohrpfeile schützend erhoben. Nur noch wenige Meter trennten ihn von den Feinden. Eine Kugel prallte von seiner verhärteten Schuppenhaut ab. Vier Giftpfeile schlugen in den Schild ein. Dann erreichte er die erste Kanone. Noch ehe er den Kanonier packen und ihm das Genick brechen konnte, zogen sich die Lokiraa-Krieger und die Barbaren zurück. Sie gaben die Kanonen auf und flohen in Richtung Festung.
    »Hinterher!«, erklangen von allen Seiten die Rufe der Kriegerinnen.
    Juneedas Stimme drang schwach durch den Lärm. »Aruula, nicht! Es ist eine Falle!«
    Grao schüttelte den Kopf. »Schnappt sie euch!«, schrie er über den Lärm hinweg. »Rächt unsere Toten!« Er würde nicht aufgeben. Nicht bevor der letzte Lokiraa-Krieger tot war. Durch seine enorme Ausdauer und Stärke stürmte er voran und gewann schnell einen Vorsprung. Er setzte über einen Graben hinweg und warf sein Schwert in den Rücken eines fliehenden Kriegers. Der Mann brach mit einem röchelnden Aufschrei zusammen. Im Vorbeilaufen zog Grao die Klinge heraus und warf sich auf den nächsten Feind. Die Zeit der Vergeltung brach an.
    ***
    Evaluuna führte Matt in die Felsen hinauf. Zu seiner Überraschung war es einfacher, oben auf dem Grat voranzukommen, als er gedacht hatte. Schon nach wenigen Metern erreichten sie einen einsam stehenden Laubbaum. Er wuchs ein Stück unterhalb der Felsspitzen aus dem Boden. Seine Krone reichte über die Gesteinsbrocken hinaus. Der Stamm war in der Mitte geborsten; vermutlich war vor langer Zeit ein Blitz in ihn gefahren.
    »Setz den Baum in Brand.« Die blonde Kriegerin wies auf die Baumkrone und dann auf seinen Driller. »Deine Gefährtin wird es sehen und dir zu Hilfe kommen.« Evaluuna berührte zaghaft seine Schulter. »Aber ich bitte dich: Komm zurück und sprich dich mit Aruula aus. Das ist der Wille von Wudans Auge, und der Gott spricht durch sie.«
    Matt war verblüfft. »Wudans Auge? Arjeela meinte, die Schamanin sei lange tot. Hast du sie gesehen?«
    Evaluuna schien einen Moment überlegen zu müssen, dann sagte sie: »Ja und nein. Ich habe sie gesehen, aber ich glaube, es war ihr Geist, der zu mir sprach. Sie gab mir ihren Lupa an die Seite.«
    Matt sah sich nach dem mutierten Wolf um. Er stand am Rand des Abgrunds und spähte hinab. Sah er die anderen Kriegerinnen, die sich wieder den Ruinen näherten?
    Matt legte seine Hand auf ihre und hielt sie fest. »Wie kann ich dir danken, Evaluuna?«
    »Danke Wudan. Er wacht über dich. Und denk nicht schlecht von meinem Volk. Auch nicht von Aruula. Wudan braucht euch beide.«
    Damit drehte sie sich um und lief in die entgegengesetzte Richtung davon, zum Tal hin. Sie machte sich an den Abstieg und der weiße Lupa folgte ihr.
    Matt betrachtete den Baum, zu dem sie ihn geführt hatte. Das Holz sah alt und knorrig aus. Reste von Laub hingen an den Ästen. Besonders auf einer Seite wehte jede
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher