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310 - Auf gewagtem Kurs

310 - Auf gewagtem Kurs

Titel: 310 - Auf gewagtem Kurs
Autoren: Michelle Stern
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lassen.
    ***
    Prankoz wusste, wann er verloren hatte. Von seiner erhöhten Position aus sah er die vierzig Kriegerinnen kommen, angeführt von ihrem Dämon. Zähneknirschend ließ er den Turm durch einen geheimen Gang räumen. Gut die Hälfte der Nordmänner hatte er verloren und von den angeheuerten Barbaren hatten noch mehr den Weg zu ihren Göttern gefunden.
    Nun war sich jeder selbst der Nächste. Sie flohen durch die Schluchten zu ihrem Unterschlupf, in den sich auch Zlatkuk, der ehemalige Erste Kriegsmeister, verkrochen hatte. Prankoz graute davor, Zlatkuk zu begegnen. Er würde viel Hohn und Spott einstecken müssen, wenn nicht Schlimmeres. Sein großer Plan, den Dämon und die Schwertweiber zu besiegen, war durch das Auftauchen der Techno-Flugmaschine gescheitert. Dabei hatte zunächst alles so gut ausgesehen.
    Er senkte den Kopf. Es half nichts, über ein gelöschtes Feuer zu trauern. Zumindest lebte er noch, und solange das der Fall war, konnte er neue Pläne schmieden. Er kannte nun die neue Gestalt des Dämons. Der einst fette Händler lebte im Körper der Königin. Es musste einen Weg geben, ihn im Namen Lokiraas zurück in die Feuerhölle zu schicken.
    Einen Augenblick dachte er an die Schätze, die unten in der Festung lagen. Er war sicher, die Kriegerinnen würden den Zugang nicht finden. Die Tekknik und die Errungenschaften, die sein Volk dort angesammelt hatte, würden verborgen bleiben, bis er zurückkehrte. Und dass er zurückkehren würde, stand für ihn außer Frage. Die Ringfestung gehörte den Lokiraa-Kriegern. Sie würden sie niemals dauerhaft aufgeben.
    Während sie durch die Schluchten eilten, leistete Prankoz in seinem Herzen einen Eid auf seine Göttin. Er würde den Dämon finden und töten. Schon im nächsten Frühjahr.
    ***
    Matt berührte unwillkürlich seinen Hals. Sein Herz raste, als er sich langsam in seinen Sitz sinken ließ und auf den Monitoren die immer kleiner werdenden Kriegerinnen betrachtete, ohne sie wirklich zu sehen.
    »Sie will meinen Tod. Sie will ihn wirklich.« Obwohl er von Aruulas Kriegerinnen schon quer über das Land gehetzt worden war, begriff er erst in diesem Augenblick, wie persönlich Aruulas Rachegedanken waren. Es ging nicht um Arjeela oder Tumaara. Aruula hätte den Sachverhalt leicht aufklären können, wenn sie es gewollt hätte. Es ging um ihn . Die Frau, der er einst sein ganzes Sein geschenkt hatte, hasste ihn.
    Xij drehte sich zu ihm um. Ihr Arm berührte seine Schulter, sank langsam hinab, bis ihre Hand auf seiner lag. »Nimm es nicht zu schwer.«
    »Ich habe es verdient, oder?«, flüsterte er bitter. »Ich bin wegen Ann zu hart mit ihr ins Gericht gegangen, obwohl ich ihren eigenen Sohn Daa’tan...« Er verstummte und wollte nicht darüber nachdenken, dass auch Aruula ein Kind durch seine Hand verloren hatte.
    »Unsinn.« Xij drückte seine Hand fest. »Sie ist verrückt geworden. Es ist nicht deine Schuld. Ihre Reaktion ist unmenschlich.«
    Dankbar fasste Matt die angebotene Hand. Durch die Berührung fühlte er sich nicht ganz so entsetzlich. War er ein Monster? Hatte er dafür gesorgt, dass Aruula so handeln musste , wie sie es tat?
    Er schüttelte den Kopf. Eine Antwort würde er so schnell nicht finden und mit Aruula konnte er nicht darüber sprechen. Womöglich würde er tatsächlich nie wieder mit ihr reden und sie nie wiedersehen.
    Der Gedanke ließ seinen Hals so eng werden, als würde er in einer Schlinge liegen. Er schluckte und starrte auf das Schwert mit Aikos Speicherkristall. Auf Aruulas Schwert.
    »Wir müssen den Stein noch herausbrechen«, murmelte er geistesabwesend, um sich abzulenken.
    Xij lächelte ihn aufmunternd an. »Das machen wir. Es ist noch etwas Zeit bis zum Südpol.«
    Er antwortete ihr nicht und blickte erneut hinunter auf die Küste. Das braunschwarze Land lag vor einem graublauen Meer in milchigem Licht. Inzwischen konnte er die Gestalt Aruulas nicht mehr ausmachen.
    Sie ließen Malmee und die Dreizehn Inseln hinter sich. Vielleicht für immer.
    Epilog
    Sie hatten sich mit Gewalt Zugang zum Turm verschafft, doch Nordmänner fanden sie keine mehr. Grao ließ zerstören, was noch zum Zerstören übrig war. Der Beschuss mit den Katapulten erwies sich als Fehlschlag. Zwar konnten sie in den leeren Wakudaverschlägen und Reenaställen großen Schaden anrichten und auch die ausgeräumten Vorratskammern schleifen, aber der Turm selbst stand nach wie vor.
    Grao ließ den Beschuss im Dunkeln abbrechen. Die Kriegerinnen
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