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308 - Ein Planet wird vermisst

308 - Ein Planet wird vermisst

Titel: 308 - Ein Planet wird vermisst
Autoren: Susan Schwartz
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dass die Umstellung auf manuellen Betrieb längere Zeit in Anspruch nehmen würde. Zeit, die sie nicht hatten. Ihnen musste es zumindest gelingen, den Ladevorgang der Energiespeicher zu starten; der Rest konnte auch später noch aktiviert werden.
    Die Techniker bemühten sich darum, die Systeme des Flächenräumers so weit hochzufahren, dass die Verbindung zum Konverter hergestellt werden konnte, doch lange Zeit tat sich gar nichts. Die beiden Systeme waren nicht vollständig kompatibel. Sie benötigten viele Versuche, Umprogrammierungen und Justierungen. Die ganze Nacht verging darüber, und der halbe folgende Tag. Umso größer war der Jubel, als das hydritische System plötzlich reagierte. Warum genau, war nicht mehr nachvollziehbar. »Als hätte jemand Erbarmen mit uns gehabt und endlich den richtigen Schalter umgelegt«, wie Xij bemerkte.
    Der Konverter zeigte sich als solide marsianische Arbeit – sein System konnte vom Shuttle aus aktiviert und drahtlos mit dem Flächenräumer verbunden werden. Das war einer der Gründe, weshalb die Konstruktion so lange gedauert hatte. Seine Energie gewann der Konverter aus einem Teil der Magnetfeldenergie, die er in einem eigenen Akku abspeicherte; damit war er autark.
    Der Ladevorgang begann.
    ***
    Mariann Braxton gab die Erfolgsmeldung sofort an die Mondstation weiter, die wiederum den Mars benachrichtigen würde. Das Team wurde beglückwünscht.
    Matt dämpfte die Euphorie allerdings ein wenig. »In Ordnung, wir können die Speicher aufladen«, bemerkte er. »Aber damit haben wir erst die Hälfte unseres Vorhabens erreicht. Solange wir die Energie nicht in einen Schuss umwandeln können, nutzt sie uns gar nichts.«
    »Die Sache gestaltet sich schwieriger als erwartet«, gab Sinosi Gonzales zu. »Die Unterschiede in der Technik der Hydree und der Hydriten sind beachtlich, auch wenn sie auf derselben Grundlage entstanden sind.«
    »Bekommt ihr es hin?«, fragte Xij geradeheraus.
    Steintrieb räusperte sich. »Wenn’s hier jemanden gäbe, der sich damit auskennt, wär’s kein Problem. Die Technik ham wir, nur unser Knowhow lässt zu wünschen übrig.« Er zuckte die Schultern. »Sicher, mit genug Zeit kein Problem. Gib mir ein Jahr, Matt, und die Anlage flutscht wie Seife. Aber ich schätze mal, so viel Zeit hammer nicht.«
    Enttäuschung machte sich breit. »Dann war also doch alles umsonst?«, fragte Mariann Braxton. »Das kann doch nicht sein!«
    »Das darf auch nicht sein«, stimmte Matt zu. Er überlegte kurz, dann nickte er. »Es gibt zwar keine Experten vor Ort, aber ich weiß, wo ich welche finden kann.«
    Xij bewies, dass sie schnell schalten konnte. »Gilam’esh’gad?«
    »Gilam... was ?«, echote Mariann Braxton.
    »Die vergessene Stadt der Hydriten«, sagte Xij mit dramatisch überzogener Betonung. »Ein Hort der Wunder und Gefahren.« Dann fand ihre Stimme zu normaler Tonlage zurück. »Matt und ich war’n kürzlich schon mal da. Wir sind dort gern gesehene Gäste, stimmt’s, Matt?«
    Der nickte nachdenklich. Zusammen mit dem Gedanken an Gilam’esh’gad war ihm eine »Altlast« ins Gewissen gerückt, die er noch immer unerledigt mit sich herumtrug: das Massaker, das er unter dem Einfluss eines Kampfanzugs in einer Hydritenstadt nahe Triest angerichtet hatte. Bis heute war er nicht dazu gekommen, sich dieser Schuld zu stellen, auch wenn er dabei nicht er selbst gewesen war.
    Das muss warten, dachte er. Jetzt ging es um mehr – um den ganzen Planeten.
    »Stimmt«, erwiderte Matt und bemühte sich, zuversichtlich zu wirken. »Reisen wir nach Gilam’esh’gad und bitten unsere Freunde Gilam’esh und Quart’ol um Hilfe.«
    ***
    Mars, Mitte November
    Leto stand vor dem Krankenbett in dem großen tristen Zimmer. »Hallo Maya«, sagte er leise.
    Keine Bewegung von der schmalen Gestalt im Bett. Sie wirkte fast durchsichtig, so zart, umgeben von Maschinen, die sie schier erdrückten. Schläuche überall, das zischende Geräusch der Lungenbeatmung, das leise Piepen der Herzschlagmessung.
    »Die Ärzte haben gesagt, du bist stabil«, fuhr er fort. »Sie sprechen von einem Wunder, aber dein Körper fängt an zu heilen. Da ist nur eine Sache.« Er schloss kurz die Augen, weil die Gefühle ihn zu überwältigen drohten.
    »Niemand kann sagen, wann und ob du jemals wieder aufwachst, und in welcher geistigen Verfassung du dann sein wirst. Ich hoffe nur, du hast... schöne Träume dort, wo du jetzt bist...«
    »Hirnforscher behaupten, dass Komatöse überhaupt nicht
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