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303 - Tod einer Königin

303 - Tod einer Königin

Titel: 303 - Tod einer Königin
Autoren: Jo Zybell
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war bewusstlos. Es ging ihr nicht gut. Wer Augen im Kopf hatte, sah das mit einem Blick: Bei Wudan – es ging Lusaana wahrhaftig nicht gut.
    Im letzten Tageslicht watete Aruula durch die Brandung und sah durch die Öffnung der Bucht aufs freie Meer hinaus. Drei Karavellen lagen wenige Speerwürfe entfernt vor Anker. Die größte schien zugleich die seetauglichste zu sein, das jedenfalls hatte Dykestraa berichtet; sie und die anderen Gefährten waren vor mehr als einem Winter mit diesem Schiff hier in dieser Bucht gelandet. Ohne Ruderboot würden sie allerdings nicht zu ihm hinüber gelangen.
    Aruula beschloss, bis zum Morgengrauen abzuwarten – die Wahrscheinlichkeit war groß, dass dann Fischer hier oder draußen auf dem Meer auftauchten; vielleicht sogar der alte Yorrik, der die drei Karavellen als sein Eigentum betrachtete. Wenn nicht, würde sie einen Schwimmer hinüberschicken müssen. Dykestraa und die anderen erinnerten sich, Beiboote auf einem der Schiffe gesehen zu haben.
    Die Nacht verlief ruhig und ohne unliebsame Überraschungen. Nur Lusaana stammelte hin und wieder im Fieberdelirium. Weil sie ständig Aruulas Namen rief, weckten die Wachen Aruula. Neben ihrer Königin verbrachte sie die halbe Nacht, hielt ihre Hand, tupfte ihr den Schweiß von der Stirn.
    Einmal kam Lusaana für kurze Zeit zu sich. Sie riss die vom Fieber glänzenden Augen auf, blickte Aruula ins Gesicht, und ein Lächeln des Wiedererkennens huschte über ihre schweißnassen Züge. »Aruula«, stammelte sie. »Aruula, du musst...« Ein Hustenanfall erstickte ihr die Worte in der fiebernden Kehle.
    »Was muss ich?« Aruula richtete den Oberkörper der Schwerkranken auf, damit sie atmen konnte. »Hier bin ich, meine Königin. Was muss ich tun?«
    Das Husten raubte Lusaana die Kraft für eine Antwort. Sie schloss die Augen, dämmerte wieder hinüber ins Fieberdelirium, stammelte eine Zeitlang zusammenhangslose Satzfetzen, verstummte schließlich ganz. Aruula blieb neben ihr sitzen, bis sie selbst einnickte.
    Am Morgen herrschte Flut und die Brandung rauschte nahe der Dünen. Der Hüne und Tumaara hielten die letzte Nachtwache. Kurz vor Sonnenaufgang weckten sie Aruula wieder. »Fischer kommen, gar nicht weit von hier«, sagte der Hüne.
    Aruula spähte in die Richtung, in die er deutete. Schattenhafte Schemen bewegten sich etwa drei Speerwürfe entfernt zwischen den Dünen: Fischer schoben drei Boote durch den Sand in die Brandung; vermutlich hatten sie die irgendwo hinter den Dünen versteckt.
    »Die schnellsten Läufer hinter mir her!« Aruula winkte kurz, griff nach ihrem Schwert, rannte los.
    Arjeela überholte sie, zwei Jungkrieger hielten sich dicht neben ihr. Wenig später standen sie kniehoch in der Brandung, rangen nach Luft und hielten eines von drei Fischerbooten fest. Zwei waren bereits in See gestochen.
    »Ihr müsst uns helfen«, keuchte Aruula. »Wir brauchen eins der Schiffe, die da draußen vor Anker liegen. Fahrt uns hinüber, wir zahlen mit Werkzeug und Waffen.« Tatsächlich hatte sie zwei Äxte, eine große Säge und drei Kurzschwerter für solche Fälle mit auf die Reise genommen.
    »Die Karavellen?«, krähte eine Altmännerstimme. »Nix da, das sind meine Schiffe!« Aruula erkannte Yorrik. Der hob sein Ruderblatt. »Weg vom Boot! Weg mit euch!«
    Die anderen Fischer schauten ratlos zwischen Yorrik und Aruula hin und her. »Fahrt uns hinüber!«, forderte Aruula. »Dann gehören euch zwei Äxte, eine Baumsäge und mindestens ein halbes Dutzend Schwertklingen.«
    »Nix da!« Yorrik ließ das Ruderblatt niedersausen. Aruula wich aus, packte die Stange und riss den alten Fischer zu sich. Am Kragen zerrte sie ihn aus dem Boot und tunkte ihn in die Brandung, bis er zu strampeln begann.
    Arjeela und die Jungkrieger zogen ihre Schwerter und machten grimmige Gesichter. Drei weitere Kriegerinnen sprangen bereits mit großen Schritten durch die Brandung herbei. Die Fischer im Boot – vier Männer – zogen die Schultern hoch und wirkten alles andere als rauflustig.
    Aruula riss den alten Yorrik aus dem Wasser. Er keuchte, prustete und hustete. »Rudert ihr uns hinüber oder nicht?«, herrschte sie ihn an.
    »Meine Schiffe...!«
    Erneut drückte sie ihn unter Wasser.
    Nun waren auch die anderen drei Kriegerinnen am Ruderboot angekommen. Drohend bauten sie sich am Bug auf.
    »Lasst gut sein«, sagte der älteste Fischer. »Die zwei Stunden, die wir verlieren, wenn wir euch hinüberrudern...« Er winkte ab. »Holt schon eure
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