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30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung
Autoren: Robert Moore Williams
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einsamsten Menschen in der langen Geschichte unserer Erde. Nur die Sterne waren seine Nachbarn, der Mond wurde zu einem vertrauten Kameraden. Wenn etwas verhindern konnte, daß er zum ewigen Fliegenden Holländer des Weltraums wurde, so war es die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges, das die Vollendung des Weltraumschiffsbaues zuließ.
    Natürlich war der Abschuß des Satelliten von den Asiaten registriert worden, und sie fühlten sich bedroht, in der Annahme, daß von nun an ihr Reich unter ständiger Beobachtung stünde. Das war selbstverständlich ein Hirngespinst, denn auf eine so riesige Entfernung hätten nie Feststellungen von militärischer Wichtigkeit getroffen werden können. Im Gegenteil standen allen Völkern die von den Satellitensendern ausgestrahlten wissenschaftlichen Informationen zur Verfügung.
    Um der vermeintlichen Bedrohung ein Ende zu bereiten, feuerten die Asiaten endlich einen auf den Satelliten errichteten Raketentorpedo ab. Über die nun folgenden Geschehnisse berichtete Grant später folgende Einzelheiten:
    „Die Rakete mußte bereits abgefeuert gewesen sein, als der kleine Mann auf meinem Satelliten erschien. Er unterrichtete mich darüber, daß und welche Gefahr mir drohte. Ich hörte ihn an und entgegnete, daß ich keinerlei Möglichkeiten hätte, mein Schicksal zu beeinflussen, da der Station der Treibstoff fehlte, um sie aus ihrer Bahn zu führen.
    Sie möchten, daß ich Ihnen den Mann beschreibe? Gern, General! Wir kommen den Tatsachen wohl am nächsten, wenn ich ihn als einen winzigen Moses bezeichne, ein Männchen mit schneeweißem Bart und glitzernden Augen. Wie er bekleidet war? Nur mit einem Lendentuch, Sir. Nein, Sir, ich denke nicht daran, mich über das Auditorium lustig zu machen. Ich versuche lediglich, mit den mir zur Verfügung stehenden Worten und Begriffen zu schildern, was geschah, was ich mit meinen eigenen Augen sah.“
    Bei diesen letzten Worten war die Stimme des Obersten ein wenig ungehalten geworden, und der General schwieg. Er hatte keine andere Wahl. Grant war nicht nur in den Augen der Bevölkerung ein Nationalheld; auch die Regierung hielt große Stücke auf ihn, und ein General, der sich den Mund verbrannte, indem er diesen großen Mann angriff, mochte leicht in der Versenkung verschwinden.
    Grant wartete, bis Ruhe eingetreten war, um dann fortzufahren:
    „Was dann geschah? Nicht mehr und nicht weniger, als daß der kleine Moses sagte, er werde den Satelliten zur Erde zurückbringen.“
    „Den Satelliten zur Erde zurückbringen?“ wiederholte der General ungläubig. „Wenn ich Sie recht verstanden habe, hatte die Station doch keinerlei Treibstoff, Oberst.“
    Grant nickte geduldig. „Sie haben die Situation völlig richtig erfaßt, Sir. Aber genau das waren die Worte des kleinen Mannes, und er ließ ihnen die Tat folgen. In der saubersten Landung, die ich je gesehen habe, brachte er den Satelliten auf die Erde zurück. Sollten Sie an meinen Worten zweifeln, Sir, so können Sie sich leicht von der Wahrheit überzeugen. Der Satellit befindet sich noch an genau der gleichen Stelle, an der er die Erde berührte – mitten in einem großen Weizenfeld in Kansas.“
    Der General winkte ab. Es hatte nicht erst Grants Vorschlag bedurft, um den General nach Kansas eilen zu lassen. Was er gesehen hatte, trug nicht dazu bei, das Rätsel zu lösen. Grants Nerven mochten unter dem Einfluß der Einsamkeit im Weltraum durcheinandergeraten sein, aber der Satellit hatte keine Nerven; er war ein totes Ding, das nicht auf Halluzinationen ansprach, ein eindeutiger Beweis, daß Grants Bericht von dem äußeren Geschehen der Wahrheit entsprach. Welche Kräfte hatten den Satelliten zur Erde zurückgebracht?
    Die letzte, an den Obersten gerichtete Frage vermochte Grant nicht zu beantworten. „Was mit dem kleinen Mann nach der Landung geschah? Ich weiß es nicht, Sir. Er verschwand auf ebenso geheimnisvolle Art, wie er im Weltraum im Satelliten aufgetaucht war …“
     
    *                     *
    *
     
    Grants Bericht brachte die Dinge ins Rollen. Eine Untersuchung auf breitester Basis wurde eingeleitet, Daten wurden gesammelt, alte Akten durchstöbert. Selbst Berichte aus der Zeit Jal Jonnors wurden herangezogen, doch als sich keinerlei handgreifliche Resultate ergaben, stellte man das Problem vorerst zurück. Zu viele Menschen wurden durch die Untersuchung gebunden, und Menschen, besonders gewisse Spezialisten, wurden für andere Zwecke dringender
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