Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung
Autoren: Robert Moore Williams
Vom Netzwerk:
bewegen, war unfähig, auch nur den kleinen Finger zu rühren. Eine Frau auf meinem Boot! Und was für eine Frau! Während ich steif und starr stand und das gleiche Erstaunen auf den Zügen des Zweiten beobachtete, trat die Frau an die Steuerorgane und sagte: Erlauben Sie mir, Kommandant, Sie auf eine neue Fahrrinne dicht an der Küste aufmerksam zu machen, die auf den Karten noch nicht verzeichnet ist. Seit der letzten kartographischen Aufnahme ist der Meeresboden in diesem Gebiet erheblichen Veränderungen unterworfen gewesen. Ich weiß nicht, ob den Zerstörern die neue Fahrrinne bekannt ist, es spielt auch weiter keine Rolle. Sie können uns auf keinen Fall folgen, da auf der einen Seite Felsen, auf der anderen die Sandbänke drohen. Wenn Sie mir also gestatten, das Kommando zu übernehmen.“
    „Ich konnte nur zustimmend nicken“, fuhr Larson vor dem Untersuchungsausschuß fort. „Die Frau steuerte sofort einen um siebzig Grad geänderten Kurs, sie schaltete Meßgeräte und Echolot ab und ließ das Boot steigen, bis es dicht unter der Wasseroberfläche dahinschlich. Sie steuerte mit einer traumwandlerischen Sicherheit; zweimal wich sie Wasserbomben aus, die uns normalerweise erledigt hätten, dann wieder führte sie das Boot so dicht an scharfkantigen Felsen vorüber, daß die Farbe von der Steuerbordseite gekratzt wurde, sie bewahrte uns davor, auf einer Sandbank hängen zu bleiben, wo wir den Kanonen der Zerstörer als Zielscheibe gedient hätten. Aber sie schaffte es, sie brachte das Boot aus der scheinbar zugeschnappten Falle in tiefes Wasser. Zuletzt übergab sie Leutnant Thompson das Steuer und sagte: ‚Vielen Dank, Kommandant! Ich bin überzeugt, daß Sie nun keine Schwierigkeiten mehr haben werden, Ihr Boot mit gewohntem Geschick wieder selbst zu führen.’“
    Die Mitglieder des Untersuchungsausschusses waren Larsons Bericht mit weit aufgerissenen Augen gefolgt, sie hatten sich vorgebeugt, um sich kein Wort entgehen zu lassen. Als Larson geendet hatte, fragte ein grauhaariger Admiral, dessen Stimme die Erregung nur mühsam verbarg: „Und was ereignete sich dann, Larson? Was geschah mit der Frau?“
    „Sie verschwand“, erwiderte Larson schlicht.
    Der Admiral hob die Hände an die Schläfen, als fürchtete er, der Schädel könnte ihm platzen.
    „Leutnant Thompson wird meinen Bericht in allen Einzelheiten bestätigen, Sir“, beeilte Larson sich zu versichern. Dabei schüttelte er den Kopf, als begriff er selbst das Geschehen immer noch nicht.



 
    „Und was glauben Sie, Kommandant, wer diese Frau war?“ fragte ein anderes Mitglied des Ausschusses. „Ich bin der Ansicht, daß es sich nur um ein Weltraumwesen gehandelt haben kann“, antwortete Larson ohne Zögern. Seine Stimme klang fest und ließ keinen Zweifel an seiner inneren Überzeugung. Als die Verhandlung beendet war und der Raum sich langsam leerte, sah man Larson mit seltsam in die Ferne gerichtetem Blick hinausgehen. Der Ausgang der Verhandlung schien ihn nicht im mindesten beeindruckt zu haben, obwohl man ihm kein neues Schiffskommando anvertraute. Er wurde zu einer Landdienststelle versetzt, mit der Auflage, sich einer psychiatrischen Behandlung zu unterziehen, die nach dem Urteil der Ärzte ohne jeden Erfolg blieb.
    Acht Monate später war Larson verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen.
     
    *                     *
    *
     
    Wurden Thurmans und Larsons Erzählungen schon mit Kopfschütteln und unverkennbarer Skepsis zur Kenntnis genommen, so stellte der Bericht des Oberst Edward Grants, USAF, alles Bisherige in den Schatten. Grant war der erste Mensch, der mit einem künstlichen Satelliten in den Weltraum geschickt worden war. Diese Weltraumstation, so klein, daß sie nur einen Mann beherbergen konnte, war unter erheblichen Mühen gestartet worden und in ihre Kreisbahn gelangt. Eine Rückkehr zur Erde lag außerhalb der technischen Möglichkeiten, da die Treibstoffkapazität des Satelliten nicht ausreichte, und so ruhte die Hoffnung, Grants Bericht aus dem Weltall jemals zu vernehmen, auf dem im Bau befindlichen Weltraumschiff, das neue Treibstoffvorräte hinauftragen sollte, um Grant die Rückkehr zu ermöglichen. Aber dann brach der Krieg aus, riesige Städte mußten vor der Vernichtung geschützt, ein Millionenvolk vor der Ausrottung bewahrt werden. Für die Staatsführung gab es wichtigere Dinge als die Sorge um das Leben eines einzelnen Menschen.
    Auf Grund dieser Umstände wurde Grant zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher