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30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung
Autoren: Robert Moore Williams
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lassen.“
    „Warum nicht?“ Sie schien ihn nicht zu verstehen.
    „Weil jener Abhang noch voller Gefahren ist.“ Zen hob den linken Arm und blickte auf den winzigen Geigerzähler, den er neben der Uhr trug. Noch immer kroch der schmale Zeiger über die Skala auf die rote Markierung zu.
    „Die Radioaktivität in der Höhle beträgt vierzig“, sagte Zen betont. „Auf der halben Höhe des Abhanges können Sie mit hundert rechnen, oben auf dem Berg, wo die Detonation stattfand, sogar mit tausend und darüber.“
    Seine Worte schienen Nedra nicht im geringsten zu beeindrucken. „Es macht mir nichts aus“, sagte sie schnell. „Es darf mir nichts ausmachen. Ich bin Krankenschwester, verstehen Sie doch! Dort oben befinden sich Verwundete, die meine Hilfe brauchen.“
    „Wenn Sie ihnen Hilfe bringen wollen, werden Sie selbst jemand benötigen, der sich um Sie kümmert“, entgegnete Zen. „Schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Die Männer müssen selbst versuchen, die verseuchte Zone zu verlassen.“
    „Sie sind herzlos!“ sagte Nedra heftig.
    „Keineswegs“, wehrte Zen ab. „Wenn etwas für sie getan werden könnte, wäre ich der erste, ihnen zu helfen. Begreifen Sie denn nicht, was geschehen ist? Vor wenigen Minuten detonierte eine asiatische N-Bombe. Die direkte Auswirkung dieser N-Bomben ist nicht allzu schwer. Viel gefährlicher ist die hohe Konzentration von Radioaktivität, die das betroffene Gebiet auf Monate hinaus unbewohnbar macht. Wer, wie die Verwundeten dort oben, der direkten Strahlung ausgesetzt war, ist verloren. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber diesen Männern können weder Sie noch die besten Ärzte helfen.“
    Er beobachtete Nedra aufmerksam. Sie hatte den Sinn seiner Worte begriffen, aber etwas anderes war stärker als Vernunft und Überlegung: die qualvollen Rufe des Verwundeten, die immer noch den Hang herabklangen. Sie wandte Zen den Rücken und ging langsam davon. Zen zauderte und stieß eine gemurmelte Verwünschung aus, dann eilte er ihr nach.
    Plötzlich verhielt er den Schritt. Wußte Nedra, was sie tat? Sie mußte die furchtbare Wirkung radioaktiver Strahlen kennen, mußte wissen, was einem gewöhnlichen Sterblichen bevorstand, der in eine verseuchte Zone eindrang. Wenn sie es doch tat, so bedeutete das, daß sie anders reagierte als eine normal Sterbliche? War das, was er in den nächsten Minuten erleben würde, eines jener Wunder, wie sie nach den Berichten der Soldaten vor ihren Augen von Wesen aus dem Weltraum vollbracht worden waren? Wenn Nedra unbehelligt zurückkam, hatte sie ihr Geheimnis preisgegeben. Wo sie hinging, konnte er ihr nicht folgen, ohne sein Leben aufs Spiel zu setzen. Er war zum Warten verdammt, zur Untätigkeit. Wenn sie aber zurückkam, ohne eine Wirkung der tödlichen Strahlen zu zeigen, dann würde Zen ihr bis ans Ende der Welt folgen, wenn es sein mußte.
     
3. Kapitel
     
    Der Sender, den Zen im Sturmgepäck auf dem Rücken trug, war klein, aber von außerordentlicher Stärke. Er sah kaum wie ein Sender aus, da er weder Antenne noch eine sichtbare Stromquelle aufwies. Nur die winzigen Kopfhörer und ein Kehlkopfmikrofon verrieten den Verwendungszweck des unauffälligen, kugelförmigen Gerätes.
    Zen schob sich die Kopfhörer über, rückte das Kehlkopfmikrofon an seinen Platz, nahm eine mit einem dünnen Draht versehene Plastikröhre in die Hand und beobachtete, wie die Nadel des Anzeigegerätes über die Skala wanderte.
    „Neun – Strich – neun, bitte melden!“ sagte er. „Hier spricht sechs – eins, ich rufe neun – Strich – neun!“ Dreimal wiederholte er seinen Ruf, dann kauerte er sich nieder und wartete auf die Antwort.
    „Sechs – eins, bitte melden!“ kam der Ruf aus den Hörern. „Welche Farbe hat Rot?“
    „Rot ist in dieser Woche grün“, erwiderte Zen ohne Zögern.
    „Welche Farbe war es in der vergangenen Woche?“
    „Weiß!“
    „Bitte sprechen Sie!“ wurde Zen aufgefordert, nachdem er sich durch die Kennworte ausgewiesen hatte.
    „Hier spricht Kurt Zen, Oberst der Abwehr. Verbinden Sie mich sofort mit General Stocker!“
    „Ich verbinde Sie, so schnell es möglich ist, Sir!“ erwiderte der Vermittler.
    Zen brauchte nicht lange zu warten, bis er die laute, polternde Stimme des Generals vernahm.
    „Kurt, alter Junge, wo sind Sie?“ fragte Stocker.
    Zen berichtete schnell, wo er sich befand und was geschehen war. „Wir haben uns festgefahren, Sir. Besser gesagt, Cusos Bombe hat uns eingefroren. Sie hat
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