Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3 Rittergeschichten - Erst ich ein Stück, dann du

3 Rittergeschichten - Erst ich ein Stück, dann du

Titel: 3 Rittergeschichten - Erst ich ein Stück, dann du
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
Kordel einen dicht beschriebenen Zettel befestigt hat.
    Das muss ein Versehen sein, denkt Julius. Wer sollte einem Jungen wie ihm mitten in der Nacht eine Nachricht zukommen lassen?
    Mit zitternden Fingern öffnet er den Knoten und faltet den Zettel auseinander. Die Schrift ist ziemlich krakelig. Nur mit großer Mühe gelingt es Julius, sie zu entziffern.
    Suche dir 2 treue Kameraden.
Es kann ein Mensch sein oder ein Tier.
Ehe die Sonne aufgeht,
mache dich auf den Weg nach Osten .

    So ein Unsinn, durchzuckt es Julius. Offenbar will ihn jemand veräppeln. Bestimmt stammt diese Nachricht von Bruno. Der denkt sich doch immer solche komischen Sachen aus und leider ist Julius ihm schon mehr als einmal auf den Leim gegangen. „Weißt du was, Bruno?“, raunt er jetzt. „Du kannst mich mal.“
    Er will gerade wieder ins Bett zurückschlüpfen, da verdunkelt sich der Himmel abermals.
     
    Ein gelbes Auge leuchtet auf.
    Hastig springt Julius zur Seite.
    Plock!, macht es und ein zweiter Stein
    landet neben ihm auf dem Boden.

    „Bist du verrückt?“, brüllt Julius. „Willst du mich erschlagen?“
    Als niemand antwortet, lässt er seine Hand vorschnellen und schnappt sich auch diesen Stein. Er ist etwas kleiner als der erste und die Nachricht, die daran hängt, ein wenig kürzer.
    Ach ja, ich vergaß:
    Es geht um Leben und Tod.
    Ein weiterer Gänsehautschauer rast über Julius’ Rücken. Unruhig läuft er in seiner Schlafkammer auf und ab. Was hat das nur zu bedeuten?
    Ob tatsächlich Bruno dahintersteckt? Mittlerweile bezweifelt Julius das.

    Entschlossen ballt er die Fäuste.
    Es hilft nichts, er muss Papa fragen.
    Leise huscht er auf den Gang hinaus
    und tappt
    auf den elterlichen Schlafraum zu.
    Julius drückt die Tür auf und erstarrt.
    Die Betten sind leer!
     
    Exakt ausgedrückt: Mama und Papa sind verschwunden und an ihrer Stelle liegt jetzt etwas anderes auf ihrem Nachtlager: eine glänzende Rüstung, ein Schwert und eine dritte Botschaft.
    Zieh die Rüstung an und mach dich auf den Weg!

    Julius lässt den Zettel fallen und fängt wie verrückt an zu zittern. Was, um Gottes willen, ist bloß mit seinen Eltern passiert? Wie kann es sein, dass er von ihrer Entführung überhaupt nichts mitbekommen hat? Wer hat sie verschleppt – und wohin?
    Beklommen betrachtet Julius die Rüstung, schließlich beugt er sich vor und lässt seine Finger über die glänzende Klinge des Schwerts gleiten.
     
    Sie ist sehr scharf!
    Julius tastet nach dem Griff
    und nimmt das Schwert auf.
     
    Es liegt so gut in seiner Hand, als wäre es extra für ihn geschmiedet worden. Und mit einem Mal ist Julius klar, dass er keine Wahl hat. Er muss den Befehlen auf den Zetteln folgen und nach seinen Eltern suchen. Und er weiß auch schon, wen er mit auf diese abenteuerliche Reise nehmen wird: Heinrich und Lara!
    Flugs schlüpft Julius in die glänzende Rüstung, die ebenfalls wie angegossen passt. Mit dem Schwert in der Hand fühlt er sich nun so gut wie unverwundbar. Angst und Aufregung sind wie weggeblasen.
    Mit langen energischen Schritten eilt Julius die langen feuchten Treppen in den stockfinsteren Keller
hinunter. Schon von Weitem spürt er Heinrichs warmen Atem. Der junge dunkelbraune Zottelbär stößt ein erwartungsvolles Knurren aus.
     
    „Pssst!“, mahnt Julius.
    „Sei bloß ruhig, Heinrich.
    Wir wollen niemanden wecken.“
    Er öffnet die Gittertür,
    streicht dem Bären über den Pelz
    und schwingt sich auf dessen Rücken.

    Und schon geht es auf großen Bärentatzen durch die Hintertür in den Innenhof hinaus. Am tiefdunklen Himmel funkeln die Sterne und hinter einer hauchzarten Wolke leuchtet der Mond, aber über den Dächern im Osten ist bereits ein heller Streifen zu sehen.
    Die Zeit ist ja wie im Flug vergangen, wundert sich Julius. Schon bald wird der Morgen heranbrechen. Er gibt Heinrich die Sporen, und der Bär hastet weiter durch enge Häusergassen, über den Marktplatz hinweg und schließlich auf den östlichen Stadtrand zu, wo Lara bereits an ihrem geheimen Treffpunkt im hohlen Stamm der alten Eiche auf sie wartet.
    „Julius“, flüstert sie. „Mensch, Mensch. Was hat das bloß zu bedeuten?.“
    Lara, die eine dicke Fellweste, einen langen Rock und derbe Stiefel trägt, hält ihm einen Zettel unter die Nase. „Das hat jemand in meine Schlafkammer geworfen.“
    Geh zur alten Eiche, sobald der Morgen naht.
    Warte dort auf Julius. Er braucht deine Hilfe.
    „Dieser Jemand hat meine Eltern entführt“, raunt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher