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3 Rittergeschichten - Erst ich ein Stück, dann du

3 Rittergeschichten - Erst ich ein Stück, dann du

Titel: 3 Rittergeschichten - Erst ich ein Stück, dann du
Autoren: Random House
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zugeben. „Es taugt nur nicht viel. Einer Schwertklinge wird es nämlich kaum etwas entgegensetzen können.“
     
    „Das macht nichts“, sagte jetzt Kasimir.
    „Denn du wirst ja für mich kämpfen.
    Und danach heirate ich für dich.“
    Fridolin grunzte zufrieden.
    Genau so sollte es sein.

     
    Abends kehrten sie heim zu ihrem Vater, Ritter Fürchtemich, der seine Söhne schon sehnsüchtig erwartete. Als er jedoch Fridolins rostige, verbeulte Rüstung bemerkte, sprang er von seinem Stuhl auf und donnerte:
    „Da hättest du dich ja gleich in eine alte Blechbüchse einschweißen lassen können! Raus mit dir und trete mir nicht eher wieder unter die Augen, bis drei Narben deine Wange zieren und du eine Frau an deiner Seite hast.“
    „Bitte, Vater …“, meldete sich Kasimir zu Wort. „Mein Bruder hat diese Rüstung mit sehr viel Verstand ausgewählt. “
    Er trat einen Schritt vor, sodass er unmittelbar unter dem Fenster zu stehen kam. Ein Sonnenstrahl fiel durch die Scheibe hindurch genau auf seine goldene Brokatrüstung.

    Sie leuchtete gleißend hell auf.
    Ritter Fürchtemich verdeckte hastig
    seine Augen,
    damit er nicht geblendet wurde.
     
    „Wenn hier einer seine Rüstung mit Verstand ausgewählt hat, dann bist du das gewesen“, polterte er. „Und nun hinfort mit euch. In spätestens einem Monat erwarte ich euch zurück. Dann sollt ihr mir von euren Abenteuern berichten und mir eure Gemahlinnen vorstellen. Einen von euch werde ich zum Ritter schlagen, der andere soll mir zusammen mit seiner Frau bis zu meinem Lebensende als Knecht dienen. Also strengt euch an! Von nun an seid ihr keine Brüder mehr, sondern Feinde!“

    Kasimir und Fridolin verbeugten sich hastig, dann rannten sie aus dem Saal und durch das Burgtor ins Freie hinaus.
     
    Kasimir holte einmal tief Luft
    und fragte besorgt:
    „Bist du jetzt mein Feind?“
    Fridolin klappte sein Visier hoch
    und betrachtete seinen schönen Bruder.
    „Nö“, sagte er dann. „Und du?
    „Ich auch nicht“, erwiderte Kasimir.

    Er lud Fridolin dazu ein, mit ihm zusammen auf dem Schimmel zu reiten, doch Fridolin ging nach wie vor lieber zu Fuß. Auf dem Rücken eines Pferdes wurde ihm immer ein wenig schwindelig. Außerdem konnte er beim Gehen in Ruhe darüber nachdenken, wie Kasimirs Antwort zu deuten war. Hatte er damit wirklich sagen wollen, dass er in Fridolin ebenfalls keinen Feind sah? Oder hatte Kasimir ihn damit etwa bloß in die Irre führen wollen und plante in Wahrheit, Fridolin irgendwann aus dem Hinterhalt anzugreifen?
    Es war ein komplizierter Gedanke, und eigentlich hielt Fridolin seinen Bruder gar nicht für schlau genug, um sich eine solche Hinterlist auszudenken. Trotzdem wurde er mit jedem Schritt unruhiger und misstrauischer.
    Schließlich hielt Fridolin es nicht mehr aus und fragte vorsichtshalber noch einmal etwas genauer nach:
     
    „Du bist also nicht mein Feind?“
    Kasimir blickte erstaunt zu ihm herab.
    „Ich bin dein Bruder“, sagte er.
    „Genau wie du meiner bist.“
    Fridolin seufzte und nickte.

     
    Leider war er jetzt auch nicht klüger als vorher. Im Gegenteil: Ein wenig hatte er sogar das Gefühl, dass Kasimir ihm ebenfalls nicht so recht traute. Fridolin schwirrte der Kopf. Waren sie nun Brüder oder Feinde? Oder beides? Noch einmal nachzufragen wagte er allerdings nicht.
    Plötzlich zog Kasimir die Zügel straff. „Brrr!“, rief er und stoppte den Schimmel.
    „Was ist denn jetzt los?“, fragte Fridolin.
    „Nun ja“, sagte Kasimir und blickte sich mit grüblerischer Miene um. „Ich frage mich, wohin wir eigentlich reiten.“
     
    „Ich reite nicht“, erwiderte Fridolin.
    „Ich gehe zu Fuß.“
    „Das ist ganz allein deine Sache“,
    gab Kasimir daraufhin zurück.

    Die Brüder sahen sich unschlüssig an. Schließlich drückte Kasimir seine Hacken in die Flanken des Schimmels und schnalzte mit der Zunge. Das Pferd setzte sich wieder in Bewegung und Fridolin lief weiter neben ihm her. Nachdem sie eine Weile durch Wiesen und Felder marschiert waren, erreichten sie einen Fluss.
    „Hier kommen wir nicht weiter“, sagte Fridolin.
    „Es war also die falsche Richtung“, bemerkte Kasimir. „Es sei denn, wir finden eine Brücke“, hielt Fridolin dagegen.
    „Vielleicht sollten wir eine kleine Pause machen“, schlug Kasimir vor. Er stieg vom Pferd herunter, kniete sich an den Fluss und schöpfte ein wenig Wasser daraus, um sich das Gesicht zu kühlen und seinen Durst zu löschen. „Hier gefällt es
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