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296 - Totes Land

296 - Totes Land

Titel: 296 - Totes Land
Autoren: Oliver Fröhlich
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ständig die Rache am Obersten Liquidator befahl, war nicht seine, sondern die von Tiisiv gewesen.
    Er hatte Xij nicht getötet! Und die Tempelwächter hatten Rulfan nicht erschossen.
    Nun konnte er wenigstens mit dem Trost sterben, nicht zum Mörder seiner Freunde geworden zu sein. Dank seiner Ausbildung wusste er, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
    Sein Geist driftete in die Vergangenheit seiner militärischen Schulung ab. Wie hatte sein ABC-Offizier geheißen? Leopold? War das der Vor- oder der Nachname? Egal. »Hohe Radioaktivität«, hatte er gesagt, »führt zu DOOF. Desorientierung - Ohnmacht - Ferrecken.«
    Eine schmissige Abkürzung, wenn auch mit eigenwilliger Rechtschreibung. Die jungen Soldaten vermuteten, dass »ABC« weniger für Atomar-Biologisch-Chemisch stand, sondern die Schreibschwäche von Leupold ausdrücken sollte.
    Richtig! Leupold. So hieß der Kerl mit dem lächerlichen Zwirbelbart, der so versessen auf die Kantinenmaus war und sie während einer Feier…
    Matt tauchte wieder auf und leckte sich über die Lippen. Er blinzelte und sah sich um.
    Er hörte noch immer den nervigen Singsang der Prypten. Er lebte noch. Dabei war er der festen Überzeugung gewesen, ins Delirium abzugleiten. Das hätte auch geschehen müssen! Warum war er nicht längst… ferreckt?
    Auch sein Kopf fühlte sich nicht mehr an, als sei er in tausend Stücke zersprungen. Die wunden Stellen in seinem Mund hatten sich geschlossen.
    Was zum Teufel geschah hier?
    Er blickte zu Rulfan. Auch ihm ging es offenbar besser.
    Matt kroch zu dem Freund. »Wie… wie hast du die Pflanze überlebt?«
    Der Blutsbruder grinste schief und zog ein Messer aus dem Schutzanzug. Das Messer, das ihnen die Prypten gelassen hatten, um sich von den Fesseln zu befreien. »Ich musste die Blüte nur in Streifen schneiden, um freizukommen.«
    »Und weiter?«
    »Der Baum spuckte mich aus, aber du warst verschwunden. Was ist geschehen?«
    »Nosfera. Die Hageren.« Matt winkte ab. »Eine lange Geschichte. Ich erzähl sie dir später. Berichte weiter!«
    »Ich fand den Weg zurück nach Prypt. Dort konnte ich einen der Liquidatoren belauschen. Als ich mitbekam, dass er und seine Kumpane zum Tempel wollten, überwältigte ich ihn und folgte ihnen in seiner Kutte. Ich wollte wenigstens die Frauen retten.«
    Matt nickte. Die Kopfbewegung machte ihn leicht schwindlig. Er rechnete damit, sich wieder übergeben zu müssen, aber auch die Übelkeit hatte sich gelegt. Als würde er von unsichtbaren Ärzten behandelt. Oder vielmehr von Wunderheilern.
    Noch immer hatten die Prypten keine Notiz von den Eindringlingen genommen. So sehr sie ihr geistiges Oberhaupt auch verabscheuen mochten, hielt sie die Zeremonie doch so in ihrem Bann, dass sie stur geradeaus starrten. Nicht einmal den Kampf mit Akimow hatten sie bemerkt.
    Die Zeremonie! Das Ritual der Reinheit .
    Hatte der Oberste Liquidator tatsächlich eine Möglichkeit gefunden, sein Volk zu immunisieren? Und geschah dies im Augenblick auch mit Rulfan und ihm? Matt wusste ihre plötzliche Regeneration nicht anders zu erklären, obwohl es unmöglich schien.
    Er blickte auf den bewusstlosen Anatoli Akimow. Warum war er von dem Ritual nicht in den Bann gezogen worden?
    Weil er nicht daran teilnehmen durfte. Du hast ihn überwältigt und das hat ihn die Gunst des Obersten Liquidators gekostet. Verbotenerweise war er dennoch anwesend. Dabei muss er dich entdeckt haben.
    Durchaus möglich.
    Jetzt, da er wieder klarer denken konnte und nicht mehr von Rachegelüsten und Strahlenkrankheit zerfressen war, fragte er sich, wie sie nun weiter vorgehen sollten.
    Zwischen den Rücken der Prypten bildete sich eine Lücke, die ihm für einen Moment freien Blick auf den Obersten Liquidator gewährte.
    Noch immer kniete Aruula neben dem Fettsack. Matts wundersamer Heilungsprozess erstreckte sich auch auf sein Sehvermögen, sodass er endlich erkennen konnte, wer auf dessen anderer Seite kauerte. Xij! Den Frauen schien es ebenfalls besser zu gehen. Sie starrten zwar zu Boden, aber alleine ihre Körperspannung verriet die Wut, die sie empfanden.
    Matt verspürte einen Anflug von Erleichterung. Wenigstens hatten auch sie die Strahlung überlebt! Wenn er auch nicht im Geringsten begriff, wie das möglich war.
    Das änderte sich, als der Oberste Liquidator einen Schritt zur Seite machte und mit seinen ekelhaften Tentakelfingern Xijs Körper abtastete. Offenbar hatte er sie auserwählt, die Mutter seiner Brut zu werden.
    Hinter dem
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