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285 - Am Nabel der Welt

285 - Am Nabel der Welt

Titel: 285 - Am Nabel der Welt
Autoren: Manfred Weinland
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Geschehen bemerkt.
    »Was willst du?«, flüsterte Matt, der Ivee zusammen mit Aruula vor Monaten auf den Dreizehn Inseln das Leben gerettet hatte.
    Offenbar hatte Ivee ihnen das nicht vergessen - trotz ihrer Zugehörigkeit zu etwas, das Matt als Kollektiv bezeichnet hatte. Fast war es, als wären die einzelnen Individuen auf irgendeiner »Frequenz« ihres Geistes gleichgeschaltet worden.
    Und Ivees Worte bestätigten dies.
    »Ich will nicht, dass ihr leidet. Verschwindet von hier - und, bitte , kommt nie wieder her! Es muss schnell gehen. Es bleibt nicht verborgen, dass ich hier bin. Nichts bleibt der Gemeinschaft verborgen. Ich bin ich - aber auch die Summe…« Sie krümmte sich, als bereite ihr der Gedanke Schmerzen. »Geht - bitte geht! Und lauft, so schnell ihr nur könnt!«
    »Das würden wir gerne«, sagte Matt, der merkte, dass auch im Nachbarkäfig Bewegung entstand. »Aber wir kommen hier nicht raus. Der Schlüssel ist bei -«
    »Ich hab ihn mir besorgt. War nicht ganz leicht, aber…« Ivee kramte den Schlüssel aus einer Tasche ihrer Kutte und führte ihn ins Schloss ein. Dann drehte sie ihn zweimal um. Der Riegel schnappte zurück.
    »Eure Waffen sind dort in dem Schrank. Er ist offen«, wies Ivee ihnen die Richtung. Dann wandte sie sich dem Ausgang zu.
    »Halt! Bleib! Unsere Freunde…« Matt zeigte zu Calora, Damon und Jelle. »Wir können sie nicht hierlassen. Sie werden umgebracht, wenn -«
    Ivee schüttelte vehement den Kopf. »Ich weiß, dass daran niemand auch nur denkt. Sie sitzen ihre Strafe ab, dann können sie sich neu bewähren. Ihr hingegen… Es wurde noch nicht entschieden, was mit euch geschieht. Aber geht besser. Bitte! Ich kann es nicht mehr lange durchhalten. Vielleicht wissen sie es schon…«
    »Was durchhalten?«, fragte Aruula. Dann nickte sie, ohne dass Ivee etwas gesagt hatte.
    Das Mädchen wandte sich um, lief zur Tür und schlüpfte durch einen Spalt hinaus.
    »Was meinte sie?«, fragte Matt, während er mit Aruula und Xij aus dem Käfig hinaus und zu dem Schrank stürmte. Sie nahmen ihre Waffen an sich und eilten sofort weiter zu Calora, Damon und Jelle.
    In der Zwischenzeit antwortete Aruula. »Sie versucht nicht an das zu denken, was sie tut. Sie versucht andere Gedanken darüberzulegen…«
    »Und das funktioniert?«
    »Nicht wirklich und nicht dauerhaft. Sie können jeden Moment da sein…«
    Calora hatte ihre Worte gehört. Als Matt den Driller auf das Käfigschloss richten wollte und sie bat, zurückzutreten, platzierte sie sich kategorisch davor und sagte: »Nein! Wir wären euch nur eine Last! Wenn Jelle will, kann er mit euch kommen - Damon und ich sind zu schwach. Außerdem hat man uns unsere Exoskelette genommen. Mit uns kommt ihr nicht einmal aus dem Schatten der Halle…«
    Jelle schüttelte ebenfalls entschieden den Kopf. »Ich bleibe. Draußen ist nichts, was mich will. Hier ist wenigstens mein Bruder…«
    Obwohl es Matt in der Seele weh tat, verabschiedete er sich von den Eingesperrten.
    Zusammen mit Aruula und Xij schlich er sich aus dem Anbau… und über eine hell erleuchtete Fläche, die zwischen Halle und umgebender Wildnis lag.
    Ob Glück oder Können, jedenfalls gelang es ihnen, unentdeckt in die Dunkelheit jenseits des Lichtstreifens zu gelangen, bis sie hörten, wie hinter ihnen erst Unruhe entstand und dann ein Alarm ausgelöst wurde.
    Noch entschlossener hetzten sie weiter.
    Dass sie PROTO noch unangetastet am selben Fleck vorfinden würden, wo sie ihn zurückgelassen und gesichert hatten, war kaum zu glauben - zumal das Feuer in nahen Steinring, das schon vor Tagen hätte erlöschen müssen, munter brannte, als sie das Versteck erreichten.
    ***
    Während Matt nach PROTO schaute, hielten Xij und Aruula die Umgebung im Auge, um rechtzeitig zu bemerken, falls sich Verfolger näherten. Dabei stießen sie auf Stör und Franklin, die sich ungeschickt hinter einem Baum versteckten und sofort ihre Friedfertigkeit beteuerten. Offenbar hatten sie sich wieder mit Waffen versorgt, die aber trotz Aruulas forschem Vorgehen in den Holstern stecken blieben.
    Mit der Schwertspitze als Antreiber lenkte Aruula, die einen zweifelhaften Ruf als »Hexe« bei den Retrologen genoss, die beiden schließlich dorthin zurück, wo sie wahrscheinlich Minuten zuvor noch gewesen waren.
    »Ihr habt das Feuer gemacht, oder?«, fragte Aruula und senkte das Schwert. Sie blieb konzentriert, um jederzeit zu bemerken, wenn die beiden Männer etwas gegen sie im Schilde führten.
    Stör
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