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284 - Augen der Ewigkeit

284 - Augen der Ewigkeit

Titel: 284 - Augen der Ewigkeit
Autoren: Oliver Fröhlich
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zerrte ihn mit sich in die Erdhöhle.
    Während all dieser Ereignisse kam in Victoria nicht einmal für einen Augenblick der Gedanke auf, sie müsse helfen. Vermutlich stand den beiden ein schreckliches Schicksal bevor und auf gewisse Weise taten sie der Ex-Queen auch leid. Aber sie konnte nicht riskieren, auf ihrer Reise in den Osten länger als nötig aufgehalten zu werden.
    Sie eilte zum Panzer zurück, aus dessen Luke gerade Aruula stieg. Die Barbarin sah ihr mit zusammengekniffenen Augen entgegen. »Alles in Ordnung? Ich dachte, ich hätte Schreie gehört.«
    Victoria schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das waren Lupas. Wir sollten im Panzer bleiben, da sind wir sicher.«
    Aruula schaute in Richtung des Waldes und zog die Stirne kraus, entgegnete aber nichts und folgte schließlich Victoria Windsor, die über die Rampe ins Innere lief.
    ***
    November 2011
    Roger Milan verließ die Villa und ging zwischen den weißen Säulen hindurch in den Hof. Dort stand ein knallroter Lieferwagen, den fünf Männer in ebenso knallroten Overalls ausluden. Dazwischen dirigierte seine Frau die Arbeiter mit fliegenden Armen.
    Arme Sophie , dachte er.
    Das letzte Jahr war zu viel für ihre angeschlagene Psyche gewesen. Seit jeher besaß Sophie einen Hang zur Dramatisierung und Depression. Da mussten die vergangenen Monate reines Seelengift für sie gewesen sein. Erst die Nachricht von Dr. Cormand, dass die Verantwortlichen des EU-Forschungsprojekts sich weigerten, ihn als Patienten aufzunehmen. Dann die Schwierigkeiten, die sich auftaten, als er ein eigenes Wissenschaftlerteam engagieren wollte, das in die von ihm gewünschte Richtung weiterforschte.
    Immerhin hatte er Dr. Xavier Cormand mit ins Boot geholt, indem er ihm ein Millionenangebot unterbreitete. Andere fähige Leute zu finden, erwies sich jedoch als erheblich schwieriger. Monate vergingen - Monate voller Absagen für Roger und Antidepressiva für Sophie.
    Dann ging plötzlich die Firma pleite, die ihnen das Labor hätte einrichten sollen. Also verstrichen weitere wertvolle Wochen, in denen sie nach geeigneten Alternativen suchen mussten.
    Inzwischen war auch dieses Problem gelöst. Er hatte das Wohnzimmer seiner Schatzkammer ausräumen und in ein Labor umfunktionieren lassen.
    Schatzkammer - so nannte er scherzhaft die unterirdischen Räume, in denen er seine kostbarsten Stücke aufbewahrte. Originalgemälde von Theo van Rysselberghe, Edgar Degas, Édouard Manet und vielen anderen. Skulpturen und Plastiken von Pol Bury oder Raoul Ubac. Damit seine Sammlung nicht im Keller verkam, hatte er sich eine Wohnung unter der Villa einrichten lassen. Oder besser: einen Tresor von der Größe einer weitläufigen Wohnung.
    Als er das Wohnzimmer in ein Labor umfunktionierte, mussten bereits einige kostbare Objekte in die verschiedenen Schlafzimmer auswandern. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was nun stattfand!
    Seit Sophie von diesem Kometen gehört hatte, war sie völlig aus dem Häuschen. »Ich glaube denen nicht! Auch wenn sie sagen, ›Christopher-Floyd‹ zieht vorbei. Das müssen sie ja behaupten, um eine Massenpanik zu verhindern. Aber ich glaube es ihnen nicht.«
    Seitdem kaufte sie Konserven ohne Unterlass und ließ sie ebenfalls in die Schatzkammer schaffen. »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, sagte sie ständig. »Wenn der Komet einschlägt, haben wir Räume zur Verfügung, die so stabil sind wie ein Bunker. Aber was nützt es uns, wenn wir darin verhungern müssen?«
    Da hatte sie wohl recht. Aber musste man deshalb gleich Nahrungsmittel für das komplette Jahrtausend anschaffen?
    Milan nickte den Arbeitern zu, doch die beachteten ihn nicht. Er kam sich auf seinem eigenen Grund und Boden wie ein Störenfried vor.
    Er schritt durch den parkähnlich angelegten Garten und erreichte die sanft abschüssige Rampe, die vor dem Tor zur Schatzkammer endete, einem sechs Meter breiten, doppelflügeligen Portal. Wie so häufig in den letzten Tagen standen beide Flügel offen, weil die Essenslieferanten ein und aus schwirrten wie in einem Bienenstock.
    Vor der Tür hatten sich Ray und Jim postiert, zwei von Roger Milans Leibwächtern. Bullige Kerle mit Granitgesichtern, in denen sich kein Muskel regte. Sie sollten darauf achten, dass sich die Lieferanten nicht zusätzlich zu ihrer Bezahlung eine kleine kostbare Entlohnung unter den Nagel rissen.
    Milan betrat die Schatzkammer , schob sich an einer Palette mit eingemachten Pfirsichen, riesigen Nudelpäckchen und Dosen mit
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