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276 - Die Genesis des Arthur Crow

276 - Die Genesis des Arthur Crow

Titel: 276 - Die Genesis des Arthur Crow
Autoren: Manfred Weinland
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»Hast du nicht von einer Stelle erzählt, zu der sich Ivee neuerdings zurückzieht? In den Dünen?«
    Er nickte.
    »Vielleicht ist sie dort.«
    »Das wäre möglich.«
    »Dann lass uns nachsehen.«
    Er nickte in Rikas Richtung. »Mit ihr oder ohne sie?«
    »Wir nehmen sie mit. Ich habe Angst, dass sie sonst durchdreht.«
    Sie unterrichteten Rika über ihr Vorhaben. Ivees Mutter war sichtlich froh, ihrer Suche nun ein Ziel geben zu können. Auch wenn dieses Ziel verdächtig nahe am Wasser lag. Zu dritt eilten sie zu dem schmalen Pfad, der an die Küste und zu dem Ort führte, den Matt für sich selbst »Ivees Nest« getauft hatte.
    Aber als sie dort ankamen, war die Kuhle unter dem verkrüppelten Baum kalt und verlassen. Jenseits der Dünen rauschte dunkel das Meer. Auch der Strand war leer, und es waren keine Fußabdrücke zu sehen, die zur Wasserlinie führten; Gott sei Dank.
    »Tut mir leid, das war wohl nichts«, sagte Matt. »Sie muss woanders stecken.« Er wollte noch etwas hinzufügen, aber Aruula bedeutete ihm, still zu sein. Sie hatte den Kopf schief gelegt, horchte.
    Nach einer Weile fragte sie: »Hört ihr das auch?«
    Während Matt verneinte, schien sich Rika zunächst unsicher zu sein, doch dann nickte sie. »Hört sich an wie… Schläge. Irgendwo wird gehämmert.«
    Aruula nickte.
    Matt gestand sich ein, dass beide Frauen zweifellos das bessere Gehör hatten. »Sehen wir nach«, sagte er. »Welche Richtung?«
    Beide Frauen hoben synchron den Arm und zeigten landeinwärts, wo in der fortschreitenden Dunkelheit die Baumgrenze wie eine schwarze Wand aufragte.
    Da sie sich durchs Unterholz vorarbeiten mussten, brauchten sie etwa eine Viertelstunde, bis die Geräusche so laut wurden, dass ihre Quelle jeden Moment sichtbar werden musste. Zwischenzeitlich waren sie immer wieder verklungen - aber ebenso regelmäßig auch wieder laut geworden. Es hörte sich tatsächlich nach Hammer- oder Axthieben an. Was aber genau dahinter steckte, musste sich erst noch zeigen. Bislang hatten Matt und seine beiden Begleiterinnen nur vage, unausgegorene Ideen.
    Das änderte sich - zwangsläufig -, als sich vor ihnen die Wand aus Bäumen öffnete und sie auf eine von drei Feuern und mehreren Laternen erhellte Lichtung blickten.
    »Dort drüben ist schon die nächste Bucht«, hatte Aruula wenige Schritte zuvor gesagt. »Ich höre das Meer rauschen. Rika…?«
    Die andere Frau hatte es bestätigt.
    Und nun… die Lichtung. Die zum Tummelplatz von Stammesangehörigen geworden war.
    »Da ist Ivee…«, rann es fassungslos über Rikas Lippen. Ihr Blick war ebenso wie der von Matt und Aruula auf das Gesamtbild gerichtet. Ivee rückte dabei fast in den Hintergrund.
    »Was tun die da?«, fand Matt schließlich seine Stimme wieder.
    »Sie fällen Bäume.«
    »Das sehe ich auch - aber wozu? Und warum so spät? Man sieht bald nicht mehr die Hand vor Augen!«
    Aruula war bereits auf die Lichtung getreten. »Fragen wir sie.«
    Rika ging direkt auf Ivee zu, die bei ein paar anderen Jugendlichen stand. Sie hielten Werkzeuge in den Händen, mit denen sie bereits gefällten Bäumen zu Leibe rückten.
    Indes traten Matt und Aruula zu dem erstbesten Erwachsenen, der eine Axt schwang. Es war einer der Fischer, der von den Schatten versteinert worden war. Als sie bei ihm ankamen, hielt er in seiner Arbeit inne und betrachtete sie stumm.
    »Was tut ihr hier?«, fragte Aruula.
    »Bäume fällen.« Er sagte es fast desinteressiert.
    »Für eine neue Hütte?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Was dann?«
    Täuschte sie sich, oder zögerte er kurz? »Ein Schiff«, sagte er dann.
    »Ein Fischerboot?« Aruula wusste, wie Boote zum Fischen hergestellt wurden - dazu brauchte man normalerweise keine so dicken Stämme, wie sie hier gefällt, entastet und entrindet wurden.
    »Ein Schiff«, wiederholte er stoisch.
    »Weiß die Königin davon?«, fragte Matt.
    Der Mann schwieg für einen Moment. Dann sagte er: »Sie gab uns den Auftrag.«
    »Wie viele Bäume wollt ihr noch fällen?«, fragte Aruula.
    »Viele«, sagte der Mann. »Es wird ein großes Schiff.«
    Matt gab Aruula zu verstehen, dass sie es gut sein lassen sollte. Er nahm sie beiseite. »Das bringt nichts. Er scheint verwirrt zu sein.«
    »Warum bauen sie ein Schiff?«, murmelte Aruula. »Das macht doch gar keinen Sinn. Zumal vorher nicht darüber gesprochen wurde.«
    Matthew zeigte zu Rika, die sich mit ihrer Tochter unterhielt. »Vielleicht ist Ivee gesprächiger - hören wir uns an, was sie miteinander
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