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2724 – Zeitzeuge der Zukunft

2724 – Zeitzeuge der Zukunft

Titel: 2724 – Zeitzeuge der Zukunft
Autoren: Perry Rhodan
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deine Bitte«, hörte sie sich sagen, »zum Gegenstand einer Volksabstimmung machen. Das ist mein letztes Wort.«
    Der Richter schien nachzudenken. »Einverstanden, Premier Cheung. Wenn du das Ergebnis akzeptierst – wir werden es auch tun.« Der Richter drehte den Stab in der Hand. »Ich fühle mich«, sagte er und verneigte sich leicht, »dir verpflichtet, Premier Cheung. Dies ist ein Guthaben für dich. Ich hoffe jedoch, du forderst dieses Guthaben nicht zur Unzeit ein.«
    »Was wäre zur Unzeit?«
    »Solange ich auf Terra bin.«
     
    *
     
    Gegen 21 Uhr Terrania-Ortszeit wurde deutlich, warum der Richter nicht auf einer formellen Erlaubnis bestanden hatte, über die Sendeanstalten um Schöffen zu werben.
    Die Presse hatte einhellig – in einem von Cheung durchaus nicht erwarteten Akt der Solidarität – auf jedes Gespräch mit dem Atopen verzichtet.
    Schlagartig und synchron wurden fast sämtliche Sender im Solsystem gestört. Die laufenden Programme brachen ab; an ihrer statt erschien das hochbetagte Gesicht von Matan Addaru Dannoer.
    Die Verantwortlichen in den öffentlichen Sendern bemühten sich wie die meisten privaten Anstalten, die aufgezwungene Ausstrahlung zu unterbrechen. Es misslang. Das eingeschleuste Virus erwies sich als komplex und wehrhaft; Datenskorpione verteidigten es vehement gegen die terranischen Sicherheitsroutinen.
    Einzig der Sender Augenklar leistete seine besondere Form von Widerstand. Es gelang seinen Technikern irgendwie, die gekaperte Frequenz mit einem Zusatzprogramm zu koppeln. Auf diese Weise sahen die Zuschauer von Augenklar zwar ebenfalls den Atopen und hörten ihn seine Rede halten, zugleich aber erklang im Hintergrund erst Dudelsackmusik, dann die sonore Stimme eines Mannes, der für ein erotisierendes Intimspray aus Walrat und Petersilienextrakten warb – »auch der ehrenwerte Richter Matjes Dada Dannoer gehört zu unseren zufriedenen Kunden.«
    Wer aber nicht auf die imaginäre Reklame hörte, erfuhr, was der Atope unter Schöffen verstand:
    »Wir möchten unter ihnen in erster Linie Bürger der Liga Freier Terraner wissen, freilich auch solche, die nicht biologisch Terraner sind. Wie wir hören, haben einige Zehntausend Jülziish Bürgerrechte erworben, zahlreiche Ferronen, Akonen, Topsider und so weiter.
    Ferner wünschen wir zwei Terraner in den Reihen der Schöffen, die noch nicht das Mindestalter erreicht haben, das von der Liga für politische Betätigungen festgesetzt worden ist, also Terraner im Alter von zwei oder drei Jahren oder ein wenig älter. Wir wollen der Stimme der Jugend Gehör verschaffen, die in jener Zukunft zu Hause sein wird, die wir bereiten. Wenn die Erziehungsberechtigten diese Jungschöffen begleiten wollen, ist uns das genehm.
    Ferner ist uns bekannt, dass die Terraner einige eingeborene Tierarten intelligenzoptimiert haben, vor allem Primaten und Papageien. Wir möchten auch ihnen Gelegenheit zur Teilnahme an der Verhandlung geben.
    Ferner sollten die Künstlichen Intelligenzen eurer Technosphäre vertreten sein, idealerweise OTHERWISE; jede andere Positronik ist uns aber selbstredend ebenfalls genehm.
    Schließlich bitten wir darum, dass mindestens ein Futugen sich beteiligt, will sagen: das simulierte Bewusstsein eines noch nicht Geborenen. Uns ist dabei bekannt, dass die Kalkulation von Futugenen in eurer Zivilisation kaum eine Rolle spielt. Wir aber, die eine Kultur als raumzeitliche Gesamtheit betrachten, wünschen auch die Meinung der Zukünftigen zu hören.«
    »Und«, hörte Leccore Cai Cheung mit einer Stimme sagen, die das Timbre des Atopen erstaunlich geschickt parodierte, »da wir besagte raumzeitliche Gesamtheit im Blick haben, fordern wir auch die Geister der Toten auf, sich zu uns zu bequemen. Spiritisten sind jederzeit willkommen, Poltergeister und Untote bedürfen der besonderen Einladung.« Sie schüttelte den Kopf. »Was für ein Blödsinn ist das denn? Papageien, die über Rhodan zu Gericht sitzen? Und sich mit Bonobos über das Strafmaß austauschen?«
    »Es ist nichts als eine Provokation«, sagte der untersetzte Mann mit der schwarz tätowierten Nase. Chaim Stanning war von Haus aus Politologe. Und er war, die ockerfarbene Kreatur der Unliebsamen Zufälle mochte wissen, warum, zum persönlichen Berater der Solaren Premier aufgestiegen.
    »Ganz unrecht hat Matan nicht«, gab Leccore zu bedenken. »Die Vorfahren der Intelligenzoptimierten haben nicht um eure genetischen Eingriffe gebeten.«
    Die Solare Premier winkte ab.
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