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2724 – Zeitzeuge der Zukunft

2724 – Zeitzeuge der Zukunft

Titel: 2724 – Zeitzeuge der Zukunft
Autoren: Perry Rhodan
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Aufmerksamkeit freuen.«
    Die hast du, dachte Leccore. Spätestens jetzt.
     
    *
     
    Matan Addaru Dannoer hatte im Rahmen seiner kleinen Ansprache um eine Unterredung mit der Solaren Premier gebeten – ein Vieraugengespräch.
    Anschließend würde er der breiten Öffentlichkeit bereitwillig einige Details zum bevorstehenden Prozess bekannt geben und der Presse zur Verfügung stehen.
    Für die notwendigen Prozessvorbereitungen plane er, die Bevölkerung Terras, insbesondere die Bürger Terranias, um Unterstützung zu bitten.
    »Bla, bla«, machte Halayi.
    Die Zeit, die Cai Cheung brauchte, um vom Solaren Haus zum Goshun Space Port zu kommen, wartete der Richter beinahe reglos, nur auf seinen Stab gestützt. Beide Hände lagen fest um dessen Mitte geschlossen; den Oberkörper hielt er leicht vorgebeugt. Er machte den Eindruck eines Wanderers, der, des Weges noch nicht müde, nur kurz innehielt, um die Schönheit der Landschaft zu bewundern.
    »Vielleicht sollten wir es mit stärkeren Kalibern versuchen«, schlug Halayi vor.
    »Natürlich«, sagte Leccore. »Lasst uns eine Gravitationsbombe auf ihn werfen. Oder zwei.«
    Halayi errötete. »Seine aufreizende Haltung ist einfach schwer zu ertragen.«
    Leccore war sich sicher, dass sie noch nicht einmal den Saum dessen berührt hatten, was sie unter dem Atopische Tribunal noch würden ertragen müssen.
    Etwa eine Viertelstunde nachdem der Richter um diese Begegnung gebeten hatte, erschien Cai Cheung. Der Regierungsgleiter landete keine zwanzig Meter vom Richter entfernt. Die Fahrertür schwang nach oben und wippte leicht nach; Cheung stieg aus. Sie trug einen Hosenanzug von vage militärischem Schnitt, ohne Rangabzeichen. Sie sah beherrscht aus, dabei gespannt.
    Für einen Augenblick überlegte Leccore, ob er sie jetzt abtasten sollte. Es war eine Weise, andere Lebewesen kennenzulernen, die seiner Art vorbehalten blieb. Angehörige seines Volkes vermochten mit ihrem Körper eine Kopie des abgetasteten Gegenübers anzufertigen. Das dazu unerlässliche Abtasten erfasste sogar die neuronalen Strukturen. Leccore hätte Cheungs Erinnerungen, sogar einige ihrer Verhaltensweisen übernehmen können.
    Aber er kannte die Solare Premier lange und gut genug, um auch so zu verstehen, was und zu welchem Zweck sie es tat.
    Und manchmal sogar, warum.
     
    *
     
    Cai Cheung blieb drei oder vier Schritte vor dem Richter stehen. Sie hatte nicht vor, ihm die Hand zu reichen oder eine sonstige Berührung von ihm zu dulden. Sie musterte sein Gesicht, das von hohem Alter gezeichnet war und wettergegerbt wirkte.
    Warum eigentlich? Tagt das Tribunal im Freien?
    Auch der Richter betrachtete sie eingehend, dabei ohne sichtbare Regung.
    Anstelle einer Begrüßung sagte die Solare Premier: »Du hast mich herbestellt?«
    »Hergebeten«, verbesserte Matan Addaru Dannoer.
    Cheung antwortete nicht.
    Der Atope sagte: »Ich suche etwas, das wohl mit dem Begriff Schöffe am besten umschrieben wäre.«
    »Du meinst Geschworene, die über Rhodans Schuld oder Unschuld befinden? Oder über ein Strafmaß?«
    »Beides würde diesen Schöffen eine allzu schwere Verantwortung aufbürden.«
    »Dann verstehe ich Sinn und Zweck dieser Schöffen nicht«, sagte Cheung. »Wozu sollen sie dienen?«
    »Der Wahrheitsfindung. Wir alle dienen doch der Wahrheit.«
    »Ich nicht«, sagte Cheung. »Meine Arbeitsplatzbeschreibung ist eher funktional. Ich setze Gesetze um. Gesetze, die ich nicht selbst gegeben habe. Die Frage, ob sie wahr sind oder nicht, spielt für mich keine Rolle.«
    »Euer Regierungssystem ist äußerst amüsant.« Es klang nicht wie ein aufrichtiges Lob.
    »Danke für diese Einschätzung«, sagte Cheung kalt. »Aber wir sind es gewohnt, über Wert und Unwert unserer Institutionen selbst zu befinden.«
    »Bewahre, dass ich mich einmische.« Der Richter hob abwehrend beide Hände, den Stab dabei in seiner Rechten.
    Cheung versuchte, sich auf den obersten Teil des Stabes zu konzentrieren, den leicht verdickten Knauf. Aber sie bekam kein klares Bild. Ihr war, als verursachte der Stab eine Sehstörung.
    Plötzlich ging ihr auf, an wen Matan Addaru Dannoer sie vom ersten Augenblick an erinnert hatte: an einen archaischen Patriarchen, der, selbst Nomade, sein Volk von Weidegrund zu Weidegrund führte, steinalt, halsstarrig, aber im Wissen um jedes Wasserloch, jede Oase auf dem Weg.
    Hatte er sich jetzt die Terraner ausgesucht, um sie ins Gelobte Land zu führen? In eine Zukunft ohne Ekpyrosis?
    Keine Chance,
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