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269 - Andronenreiter

269 - Andronenreiter

Titel: 269 - Andronenreiter
Autoren: Sascha Vennemann
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Piigs, und sitzen dabei auf ihren Reichtümern.«
    »Meinst du, ich hätte nicht versucht, ihm unsere Waren schmackhaft zu machen?«, zischte Gosy ungehalten. Zornig umklammerte sie die Tischplatte mit den Händen. »Der Conte wollte partout nicht kaufen! Das hatte nichts mit mir oder der Weise zu tun, wie ich Verhandlungen führe!« Und außerdem lasse ich nicht zu, dass ihr so schlecht von ihm redet! , fügte sie noch in Gedanken hinzu.
    Manoloo setzte schon zur Widerrede an, als Pepe ihn am Arm fasste und den Kopf schüttelte. »Lass sie, Bruder. Es wird sowieso nicht mehr lange dauern, bis Bruno es einsieht und sie nicht mehr aufs Festland schickt. Wie alt ist sie jetzt? Siebzehn Winter? Mutter hat sicher den Großteil der Mitgift für ihre Hochzeit schon zur Seite gelegt.«
    Manoloo grinste abfällig. »Da sollte sie aber das Mieder noch etwas enger schnüren, wenn ein Heiratskandidat auf sie aufmerksam werden soll. Wo die Natur sparsam war, muss man mit Tricks nachhelfen.«
    Das war genug! Gosy erhob sich wutentbrannt. Der Stuhl kippte hinter ihr um. »Redet nicht von mir wie von einer Ware!«, schrie sie. »Schon gar nicht, wenn ich dabei bin!«
    Manoloo ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. »Aber es ist doch wahr!«, rief er jovial. »Pepe und ich werden in einigen Jahren die Farm übernehmen, und dann sitzt du, umringt von deinen Kindern, irgendwo auf der Insel oder dem Festland, hütest Wakudas und fertigst Lederwaren an, so wie Mutter es dir beigebracht hat. Und weil das nicht mehr lange dauern kann, brauchst du dir auch weiter keine Gedanken darüber machen, wie du mehr Andronen an den Mann bringst.«
    Gosy funkelte ihre beiden Brüder an, stapfte zu den Haken an der Wand und griff sich einen der Sättel, die dort hingen. »Ihr könnt mich mal!«, schnaufte sie. »Hier bleibe ich keinen Augenblick länger! Wo ist mein Ersatztier?«
    »Aber, aber!« Manoloo war jetzt doch aufgestanden und kam mit entschuldigend ausgebreiteten Armen auf sie zu. »Warum denn so empfindlich? Wir ziehen dich doch nur ein bisschen auf, Schwesterlein.«
    Gosy tauchte unter seinen Armen hindurch. »Nein, es reicht!« Sie ließ den Sattel zu Boden gleiten und stemmte die Hände in die Hüften. »Solange ihr nicht einseht, dass ich ein genauso guter Andronenreiter bin wie ihr und ebenso gut mit euch zusammen die Farm führen kann, fühle ich mich von euch missachtet!«
    »Niemand behauptet, dass du nicht reiten könntest.« Pepe hob beschwichtigend die Hände. »Aber es ist nun mal Tradition, dass die Söhne das Gehöft übernehmen und die Töchter außer Haus gehen. Wir müssen uns den Regeln dieser Gesellschaft unterwerfen, ob wir wollen oder nicht.«
    Gosy stampfte wütend auf. »Seht ihr? Und genau da irrt ihr euch!« Sie schnappte sich den Sattel und stiefelte zu einer der Boxen, in der sie die flügellose Androne erblickt hatte, mit der sie vor drei Tagen von der Farm im Landesinneren an die Küste geritten war. Jetzt würden sie denselben Weg zurückreiten. »Haushalt und Kinder!«, murmelte sie verächtlich. »Den ganzen Tag in der Küche und der Gerberei schuften, wie Mutter. Was für ein Leben!«
    Sie holte die Androne aus der Box, legte ihr das Zaumzeug an und schnallte den Sattel über die Verbindung zwischen dem ersten und zweiten des dreigeteilten Rumpfes. Die eingenähten Polster legten sich eng an die Rundungen des Insektenkörpers, hielten den Sitz fest fixiert.
    Mit einem geübten Satz schwang sich das Mädchen in den Sattel und bedeute dem Tier mit einem Klopfen der Gerte auf die Fühler, loszulaufen.
    »Gosy!« Pepe hatte den restlichen Inhalt der Wasserkaraffe in einen Trinkschlauch gefüllt und warf ihn zu ihr herauf. »Grüß Bruno von uns!«
    »Danke«, knurrte das Mädchen, verstaute den Schlauch in einer der Satteltaschen und lenkte die Androne aus dem Tor der Halle heraus.
    Sie war immer noch so wütend auf ihre Brüder, dass sie keinen Blick zurückwarf.
    Manoloo und Pepe winkten trotzdem zum Abschied.
    ***
    Mittelmeer
    Nur noch die Trümmerstücke, die in der See trieben, erinnerten daran, dass hier vor kurzer Zeit noch eine Yacht vor Anker gelegen hatte.
    Matt und Aruula war es gelungen, sich weit genug von der MOTHER NATURE zu entfernen, um nicht vom Sog erfasst zu werden, den das sinkende Wrack erzeugte. Nebeneinander traten sie Wasser und schauten fassungslos umher. Über dem Trümmerfeld zog immer noch die letzte Flugandrone ihre Kreise, aber sie machte keine Anstalten mehr,
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