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269 - Andronenreiter

269 - Andronenreiter

Titel: 269 - Andronenreiter
Autoren: Sascha Vennemann
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ganz Euree. Da Caglaari die größte Hafenstadt Saadinas war, und damit Hauptumschlagspunkt für Waren aller Art, war hier auch die meiste verarbeitende Industrie zu finden. Den Anblick der Stadt prägten hohe Schornsteine und große Anlagen, in denen man das Metall aus dem Stein schmolz.
    Gosy zog die Androne hinter sich her an der Küste entlang. Irgendwann ging der Sand in eine gepflasterte Strandpromenade über, die nur wenige Speerwürfe weiter zum Kern und Hauptverkehrszentrum der Stadt führte - dem Hafen.
    Gosy war absichtlich nicht mitten auf einem der Verladeplätze in der halbrunden Bucht gelandet. Erstens vernebelte der Rauch über der Stadt die Sicht, zweitens gab es zwischen den hohen Lagerhallen kaum ausreichend Platz, das Flugtier zu manövrieren.
    Wie immer herrschte geschäftiges Treiben am Hafen. Lastkähne, von Wakudas oder Horseys gezogen, transportierten die Waren von und zu den Schiffen, die Tore der Lagerhallen standen weit offen und überall waren Menschen unterwegs. Lastkähne brachten Brennmaterialien für die Erzverhüttung vom Festland herüber. Saadina selbst konnte den enormen Verbrauch an Holz, das zur Metallgewinnung genutzt wurde, gar nicht aufbringen. Der Rohstoff wuchs nicht so schnell nach, wie er verbraucht werden musste. Und aus was hätten die Saadinaer sonst ihre Schiffe und Häuser bauen sollen?
    Fast am anderen Ende der Bucht hatte die Andronenreiter-Gilde ihre Verladestation und ihr Handelskontor. Gosy sah, dass ihre beiden älteren Brüder Manoloo und Pepe gerade ein paar der jüngeren Tiere aus dem Stall geholt hatten und auf das Transportboot der Gilde verluden. An jeder Hand hatten sie eines der im letzten Jahr geschlüpften Jungtiere. Bereitwillig ließen sich die Rieseninsekten mitführen, drängelten nicht und hielten mit den jungen Männern Schritt.
    »So zutraulich werden sie nur unter Brunos Führung«, murmelte Gosy. Ihr Vater, das Oberhaupt der Sippe, war neben Pa, ihrem Großvater, der erfahrenste Reiter von ihnen. Er kannte jede Menge Tipps und Kniffe, die wilden Andronen in arbeitswillige und zutrauliche Nutztiere zu verwandeln. Die Andronen, die Bruno selbst ausbildete, erzielten Höchstpreise auf den Märkten.
    Wahrscheinlich hat wieder ein kleiner Machthaber die Nachbargrafschaft überfallen und ist so zu bescheidenem Reichtum gekommen , dachte Gosy. Mit diesen zusätzlichen Tieren will er jetzt womöglich noch mehr Land erobern und stockt seine Armee auf. Nun, mit den Andronen von Saadina konnte man sich wirklich gut sehen lassen.
    Das Mädchen band ihr Reittier am dafür vorgesehenen Balken vor der Halle fest und wandte sich dem Schiff zu. Pepe klopfte gerade dem letzten Tier auf die Flanke, um es so unter Deck in den Laderaum zu treiben. »Hoo!«, rief, er. »Aufrücken, Bambinas, hier kommt noch jemand!«
    Manoloo war inzwischen an die Reling getreten und hatte seine Schwester entdeckt. »Hey!«
    »Hey!« Gosy schirmte die Augen mit den Händen ab, um ihren Bruder gegen die helle Sonne erkennen zu können.
    »Schönes Tier hast du da. Wie viel soll es kosten?«, scherzte er.
    »Mehr als du bezahlen kannst!«, antwortete Gosy. »Sie ist etwas ganz Besonderes, weißt du?«
    Lachend kam Manoloo die Laderampe herunter und schloss sie in die Arme.
    »Natürlich ist sie das. Das musst du ja auch sagen, sonst handelt dich der Kunde zu weit runter. Außerdem kommt sie aus Brunos Stall.«
    »Genau wie ihre Reiterin!«, feixte Pepe vom Deck herunter, während er die breite Luke des Laderaums schloss und dem Captain ein Zeichen gab, dass die Ware ordnungsgemäß verstaut war.
    »So wie wir alle«, meinte Gosy, und Manoloo nickte zustimmend.
    Pepe trat zu ihnen und legte jeweils eine seiner großen Pranken auf ihre Schultern. »Kommt, lasst uns reingehen. Du musst durstig sein von der Reise, Schwester. Und auch die Flugandrone kann etwas Pflege gebrauchen. Sie muss sich ausruhen und braucht Nahrung.«
    Gosy wusste, was er meinte. Das Tier ließ die Fühler hängen und auch die filigranen Flügel hatten ein wenig an Spannkraft verloren. Der Weg vom Festland nach Saadina war keine Kleinigkeit, selbst für eine kräftige ausgewachsene Androne.
    Sie traten in die geräumige Halle, die Stall und Verkaufsraum zugleich war. Die Gerüche von Ruß und Schweiß, welche die Luft draußen durchtränkt hatten, wechselten zu dem würzigen Aroma von Leder und beißender Ameisensäure. Gosys Augen mussten sich erst an die dunkleren Lichtverhältnisse gewöhnen, aber sie war schon
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