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269 - Andronenreiter

269 - Andronenreiter

Titel: 269 - Andronenreiter
Autoren: Sascha Vennemann
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so oft hier gewesen, dass sie sich auch im Schlaf zurechtfinden würde.
    Rechts lagen die einzelnen Boxen der Tiere, die hier im Hafen direkt verkauft oder weiter zur Verschiffung an Land zwischengelagert wurden. Links des Mittelgangs war ein langer Tresen zu sehen, hinter dem einige Andronenreiter-Frauen auf Kundschaft warteten. Hinter ihnen standen die mit Lederwaren und Reiterzubehör beladenen Regale. Hier konnte man Trensen, Zügel, Sättel, Futter und Zuckerkegel kaufen - alles, was man für die Haltung der als Reit- und Lasttiere beliebten Andronen brauchte.
    Die Gilde der Andronenreiter war nicht nur darin spezialisiert, die riesigen Insekten zuzureiten, sondern versorgte die Käufer auch mit den nötigen Utensilien, die sie zu deren Handhabung brauchten. Die Frauen der Sippe waren gefragt, wenn es um Lederverarbeitung ging. Auf den Farmen kümmerten sie sich neben dem Haushalt und der Kindererziehung auch darum, die Felle der Wakudas, die die Sippe als Nahrungsquelle gleichfalls hielt, zu gerben und weiterzuverarbeiten.
    Da war es nicht weiter verwunderlich, dass auch die Kleidung der meisten Gildenmitglieder aus schwarz glänzendem Leder hergestellt war. Es war stabil und robust, also den Bedürfnissen der Zureiter angepasst.
    Gosy und Pepe setzten sich an einen runden Holztisch, der sich in einem abgetrennten Bereich hinter dem Tresen befand. Manoloo, mit etwas über dreißig Wintern der Älteste von ihnen, holte eine Karaffe mit Wasser und ein paar Becher. Mit einem zufriedenen Grunzen ließ auch er sich nieder und strich sich die Haarzotteln aus dem Gesicht. Er schenkte sich etwas von dem klaren Nass ein und trank einen Schluck. Wassertröpfchen durchtränkten seinen Kinnbart.
    »Also«, begann er und sah Gosy fragend an. »Wie ist deine Reise verlaufen? Wie viel ordert zum Beispiel der gute Conte Malandra dieses Frühjahr?«
    Gosy errötete bei dem Gedanken an den stattlichen Grafen, der ihr so gut gefiel. Sie wich dem Blick ihres Bruders aus und trommelte mit ihren Fingern auf der grob gezimmerten Tischplatte herum. »Ich will es mal so sagen«, murmelte sie. »Es ist nicht die übliche Menge…«
    Pepe schien zu ahnen, was sie damit andeuten wollte. Er beugte sich vor. »Mit anderen Worten, Malandra sind die Mittel ausgegangen, um sich unsere Andronen leisten zu können, richtig?«
    »Ob es so ist, weiß ich nicht.« Gosy streckte sich und seufzte. Sie hoffte durch diese körperliche Aktivität von ihrer Gesichtsfärbung abzulenken. »Ich kann nur wiedergeben, was er mir gesagt hat. Und das war: Ich habe im Moment keinen Bedarf! «
    Manoloo donnerte eine Faust auf den Tisch. Die Becher klapperten und schwankten, kippten aber nicht um. »Pah! Der und keinen Bedarf?« Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Jahrelang war er einer unserer besten Kunden. Jedes Jahr mindestens ein halbes Dutzend Tiere. Vergangenes Jahr sogar zwei Flugandronen! Dazu noch mindestens die passende Anzahl ausgebildeter Reiter aus unserem Haus. Und dieses Jahr - gar nichts?«
    »Der Eroberungswille ist beim Conte ungebrochenen, und er hat in den vergangenen Monden auch nicht weniger Schlachten geschlagen als sonst«, murmelte Pepe. »Zumindest, wenn man den Berichten vom Festland glauben darf. Sind denn seine Gegner derart geschwächt, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht?«
    »Ganz und gar nicht«, wandte Manoloo ein. »Wir beliefern ja auch die anderen Contes der Toscaana, und von denen ist keiner schwach genug, sich einfach so überrennen zu lassen. Dass er seine Andronen von anderen Händlern bezieht, kann ich auch nicht glauben. Unsere Sippe ist die einzige im Süden des Landes. Darüber hinaus hat sich Malandra nie mit zweitklassigen Tieren zufriedengegeben. Nein, dahinter steckt etwas anderes…«
    »Was es auch sein mag - mir hat er davon nichts erzählt«, sagte Gosy und blickte in die Runde. Manoloo sah nach wie vor verärgert aus, Pepe schien immer noch zu überlegen, warum der Conte entgegen seiner Gewohnheit keine Bestellung aufgegeben hatte.
    »Das wird Bruno nicht freuen«, murmelte Manoloo. »Ich sage es ungern, Schwester, aber das wirft auch kein gutes Licht auf dich als Verkäuferin.«
    Gosy schnappte empört nach Luft. »Was?«
    »Ich bin sicher, mit dem richtigen Angebot, in Aussicht gestellten Rabatten oder kostenlosen Extras hätte man Malandra sicher doch noch das eine oder andere Tier verkaufen können«, sagte er bestimmt. »Du weißt doch, wie diese Typen sind. Sagen, sie wären arme
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