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269 - Andronenreiter

269 - Andronenreiter

Titel: 269 - Andronenreiter
Autoren: Sascha Vennemann
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jeden Moment abzustürzen und den Mendriten unter sich zu begraben.
    Das Schiff ächzte. Von der Steuerbordseite erklang ein hölzernes Brechen. Wir sinken!
    Matt konnte keinen Drillerschuss setzen, solange sich der Fischmensch über die Androne beugte und mit dem Dreizack auf sie einstach. »Komm da weg!«, rief er ihm zu.
    Der Mendrit schaute unsicher zu Matt und Aruula herüber, schüttelte dann aber energisch den Kopf und stach weiter mit dem Dreizack auf die Androne ein.
    So passierte, was abzusehen gewesen war, ohne dass Matt oder Aruula es verhindern konnten. Als die Yacht noch weiter zur Backbordseite kippte, trennte sich mit einem trockenen Reißen der verhakte Kopf der toten Androne auf dem Dach vom Körper. Der Kadaver stürzte herab und begrub den Fischmenschen unter sich. Das Splittern seiner Knochen jagte Matt und Aruula einen Schauer über den Rücken. Das zusätzliche Gewicht der toten Androne drückte das Leck komplett unter die Wasserlinie.
    Die verbliebene Riesenameise breitete ihre Flügel aus und erhob sich in die Luft. Wie ein Hubschrauber stand sie über dem sinkenden Wrack der MOTHER NATURE in der Luft. Matt zielte auf sie, doch als er den Auslöser drückte, riss es ihm die Beine unter dem Körper weg.
    Der Schuss ging fehl. Überall splitterten Glas und Holz. Das Wasser aus dem Pool strömte über das Deck. Die Flusskrebse polterten hinterher, ihre Scherenhände klackerten in der Luft.
    »Wir müssen springen!«, schrie Matt, der zur Reling hinab rutschte, Aruula zu. »Schnell weg vom Wrack, bevor es uns mit in die Tiefe zieht!«
    Die Barbarin hielt ihr Schwert an den Körper gepresst und nickte.
    Sie hechteten in die brodelnden Fluten und schwammen von der untergehenden MOTHER NATURE weg. Sie spürten den Sog, den das sinkende Schiff im Wasser verursachte, aber sie hielten mit aller Kraft dagegen.
    Das Splittern und Knacken hinter ihnen war immer noch nicht ganz verklungen, als das Zerren des Wassers an ihren Körpern endlich nachließ.
    Wieder waren sie allein und verloren in der Wasserwüste…
    ***
    Caglaari, Saadina
    Gosy kniff die Augen zusammen und sah, wie sich unter ihr das Wasser immer heller färbte. Die Tiefe des Meeres nahm ab, bald würde sie auf die Küste von Saadina treffen. Keine hundert Atemzüge später zog sie die Zügel der Flugandrone mit einem kräftigen Ruck nach rechts und zu sich hin. Sie näherte sich Caglaari von Osten her, tief über den Strand fliegend. Kurz vor den ersten Ausläufern der Stadt ließ sie die Zügel wieder lockerer und setzte mit ihrem Tier geschmeidig auf dem Sand auf.
    Die Wellen umspülten die sechs stelzenartigen Beine des riesigen Insekts, während es ein metallisches Zirpen von sich gab und raschelnd die Flügel auf dem Hinterleib zusammenfaltete.
    »Fein gemacht, meine Kleine«, lobte die Andronenreiterin und sprang aus dem Sattel.
    Sie ging nach vorne, zum erwartungsvoll pendelnden Schädel des Tieres. Die Androne wusste, was jetzt kam. Freudig nahm sie von Gosy einen Klumpen Zucker entgegen, den diese aus einer Seitentasche an ihrem Gürtel genommen hatte. Die kräftigen Kauwerkzeuge zitterten vor Verzückung.
    Gosy grinste. Für eine Handvoll Zucker würde sie glatt bis ans Ende der Welt fliegen…
    Nicht, dass Gosy eine Vorstellung davon hatte, wo das Ende der Welt lag. Aber es musste nicht weit hinter Tuurk liegen, denn einen Menschen, der weiter als von dort kam, hatte sie noch nicht kennengelernt.
    Das Mädchen mit den verfilzten Dreadlocks löste eine Öse am Halfter der Androne und zog die Zügel vom Tier herunter. Mit zwei Handgriffen hatte sie daraus einen Führungsstrick gemacht, den sie nun in das Geschirr einhakte und festzurrte.
    Gosy blickte sich um. Es war ein angenehm warmer Frühlingstag auf Saadina. Von der See her zog ein sanfter Dunst über die flache Uferregion der Insel. Die Temperatur ließ schon erahnen, dass die heißen Wüstenwinde aus Afra diesen Sommer wieder besonders unerträglich werden würden. Seevögel schwebten über den Wellen und hielten Ausschau nach Aas, das das Meer anspülte. Nicht so über Caglaari selbst, denn die Stadt lag wie immer inmitten einer Dunstwolke aus Rauch und Staub, welche sie in ein Licht wie bei einem Gewitter tauchte.
    Je näher man dem Hafen kam, desto deutlicher konnte man es auch riechen, das Aroma von brennendem Holz und schmelzendem Erz. Saadina war seit Anbeginn der Zeiten reich an Bodenschätzen gewesen. Unzählige Minen gab es auf der Insel, und das Erz war begehrt in
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