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268 - Schritt in die Unsterblichkeit

268 - Schritt in die Unsterblichkeit

Titel: 268 - Schritt in die Unsterblichkeit
Autoren: Jo Zybell
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Ihnen das Morsealphabet?«, rief der Kommandant in den Raum. Schweigen, betretene Mienen und Kopfschütteln - die Antwort war eindeutig. »Aufzeichnen und in den Zentralrechner eingeben«, befahl Claudius Gonzales. »Er soll die Nachricht entschlüsseln!«
    Das Shuttle kam näher, kreiste über der Mondstation. Die bestand aus sechs zylinderförmigen Modulen, die durch einen Ring verbunden waren, und einer vierzig Meter durchmessenden und acht Meter hohen Kuppel im Zentrum. Die Außenmodule waren zehn Meter lang und an der breitesten Stelle sechs Meter dick. Das sechzig Meter durchmessende Radioteleskop hundert Meter entfernt vom Außenring gehörte ebenfalls mit zur Station, die vor über fünfhundert Jahren von den Menschen erbaut und im Jahr 2507 (Marsjahr 249) von den Marsianern in Besitz genommen worden war.
    »Das Shuttle schwebt an das Andockmodul heran!«, rief der Ortungsspezialist.
    »Der Zentralrechner hat die Blinkzeichen entschlüsselt!«, tönte es von der Funkstation. »Ich schicke Ihnen den Text in den Kommandostand!«
    Claudius Gonzales und Regula Tsuyoshi beugten sich vor und fixierten den Arbeitsmonitor über dem Kommandosessel. Der vom Rechner generierte Text erschien. Gonzales las murmelnd. »Unsere Funkanlage ist tot…«
    »Das ist alles?«, rief Claudius Gonzales in Richtung Funkstation. »Mehr haben sie nicht gemorst?«
    »Doch!«, kam es zurück. »Nach einer Pause blinkten sie noch zwei Zeichen, aber kein vollständiges Wort mehr.«
    »Welche Buchstaben?«
    »Ein A und ein L«, gab der Techniker Auskunft.
    Claudius Gonzales runzelte die Stirn, seine Augen wurden schmal. »Al… Was soll das bedeuten?«
    »Alles in Ordnung?«, schlug Regula Tsuyoshi vor.
    »Möglich. Aber warum haben sie abgebrochen?«
    Sie zuckte die Schultern. »Vielleicht mussten sie sich um die Landung kümmern.«
    »Ob sie das Kind gefunden haben?« Nachdenklich hing der Kommandant jetzt in seinem Sessel.
    »Das werden wir gleich sehen.« Die Tsuyoshi legte den Hauptmonitor auf die Kamera in der Außenschleuse des Andockmoduls. Dann stützte sie die Ellenbogen auf die Instrumentenkonsole und das niedliche Kinn auf die gefalteten Hände. Der Kommandant beobachtete sie von der Seite. Die Frau gefiel ihm von Tag zu Tag besser. Er ahnte, dass es am steigenden Spiegel seiner Sexualhormone lag, doch er wollte nicht daran denken.
    »Warum öffnen sie die verdammte Ausstiegsluke nicht?«, murmelte Regula Tsuyoshi. Claudius konzentrierte sich nun auch auf den Hauptmonitor. Die Außenschleuse des Andockmoduls stand offen und man sah die Außenhaut des Shuttles; sogar die Fugen rund um die Luke konnte man erkennen. Doch die öffnete sich nicht.
    Claudius beugte sich über das Funkgerät. »Kommandant an Zentralfunk, aktivieren Sie den automatischen Impulsgeber für die Außenluke des Shuttles.«
    »Verstanden.«
    Der Kommandant setzte sich mit der Sicherheitsabteilung in Verbindung. »Zwei Mann bereiten sich für einen Einsatz vor. Alarmstufe zwei. Nähere Anweisungen folgen in Kürze!«
    »Verstanden!«, tönte es aus dem internen Stationsfunk.
    Claudius Gonzales stand auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Aus schmalen Augen belauerte er den Hauptmonitor. Endlich öffnete sich die Außenluke des Shuttles. Doch niemand verließ die Raumfähre, nicht einmal im Lukenrahmen zeigte sich jemand.
    »Ich will eine Waldfrau werden, wenn dort alles mit rechten Dingen zugeht«, flüsterte Regula Tsuyoshi. Auch sie war jetzt aufgestanden.
    »Es wäre schade um Sie, Regula«, raunte Gonzales, ohne den Blick vom Übertragungsbild der Schleusenkamera abzuwenden.
    Keines der vier Besatzungsmitglieder erschien an der Ausstiegsluke. »Das verstehe ich nicht…« Ratlos sah Regula ihren Kommandanten an. Ihr schönes Gesicht zeigte plötzlich einen angespannten Ausdruck.
    Sie warteten. Eine bedrückende Stille herrschte jetzt in der Zentrale. Alle starrten sie auf den Hauptmonitor. Und noch immer machte niemand Anstalten, aus dem Shuttle zu steigen.
    ***
    September 2011 bis Februar 2012
    Vier Whiskyflaschen klatschten zwischen der MOTHER NATURE und dem Piratenschiff ins Wasser und versanken wirkungslos in den Wogen. Zwei Brandsätze jedoch explodierten an Bord der Angreifer, einer hinter der Backbordreling nicht weit von den Fischmonstern, der andere neben der Feuerstelle am Heck.
    Die Wirkung war verblüffend: Die Kreaturen stießen schnalzende und fauchende Laute aus, ruderten mit den Armen, sprangen hektisch hin und her und flüchteten
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