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260 - Fly me to the moon

260 - Fly me to the moon

Titel: 260 - Fly me to the moon
Autoren: Manfred Weinland
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zogen.
    Matt erinnerte sich noch gut an den Chefingenieur der Entwicklungsabteilung von MOVEGONZ TECHNOLOGY; zumindest damals hatte er diesen Posten bekleidet. »Tartus Marvin Gonzales«, sagte er und erwiderte dessen festen Händedruck. »Schön, wenigstens ein bekanntes Gesicht hier auf dem Mond zu sehen.«
    Der – nach Erdjahren gemessen – zweiundfünfzigjährige Techniker hatte sich kaum verändert; vielleicht trug er ein paar Fältchen mehr in Augen- und Mundwinkeln. Aber wenn, dann waren es Lachfältchen, denn dieser Mann konnte eigentlich nicht schlecht gelaunt sein – jedenfalls hatte Matt ihn niemals auch nur annähernd missmutig erlebt.
    »Titus meinte, ich solle doch besser mal nach dir schauen, mein Freund… Ich wünschte nur, es wären bessere Umstände«, sagte Tartus Gonzales mit unüberhörbarer Anteilnahme. Aber schon der nächste Satz war von einem Optimismus geprägt, den man nicht spielen konnte. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Deine Freundin ist in den besten Händen. Ich freue mich schon darauf, wenn du sie mir vorstellst. Sie soll unglaublich attraktiv sein … behauptet Titus, der alte Schwerenöter.« Gonzales zwinkerte ihm zu.
    »Das ist sie.« Matt lächelte. Er wünschte, er hätte ausdrücken können, wie gut ihm die aufmunternden Worte des Marsianers taten.
    Zwar verband ihn keine jahrelange Freundschaft mit Gonzales, aber nachdem sie damals festgestellt hatten, dass sie auf derselben Wellenlänge »funkten«, hatte Tartus ihn drei-, viermal in sein Haus eingeladen, wo sie bei Marswein über Gott und die Welt(en) geplaudert hatten.
    Auch jetzt kam rasch ein Gespräch zwischen ihnen in Gang, und Matt bemerkte nicht, wie schnell die Minuten verstrichen, bis sich plötzlich – endlich! – die Tür zum OP öffnete. Der leitende Arzt kam heraus. Seiner Miene war nichts zu entnehmen, aber schon seine ersten Worte setzten den Fels in Bewegung, der auf Matts Seele lastete.
    Das Statement des Chirurgen übertraf sogar alle Erwartungen.
    »Die Operation verlief ohne Komplikationen, Mr. Drax. Die Patientin wird bald aus der Narkose erwachen. Nach einer angemessenen Rekonvaleszenz von vierundzwanzig Stunden wird sie das Bett verlassen dürfen, muss sich aber die nächsten Wochen schonen…«
    Innerlich musste Matt grinsen. Da kennt er Aruula schlecht , dachte er. Er hat Glück, wenn er sie nach dem Aufwachen vierundzwanzig Minuten im Bett halten kann…
    ***
    »Darüber kann ich nicht entscheiden«, sagte Kommandant Valgerd Bodvar Angelis bei ihrem Treffen eine Viertelstunde später. »Eine Expedition zur Erde, eine Suche, die vielleicht Wochen dauert… das Risiko ist nicht zu unterschätzen. Wir haben es ja gerade erlebt: Dass Sie beide diesen Barbaren entkommen sind, hatte mehr mit Glück denn mit Planung und Strategie zu tun. Ich kann veranlassen, dass Sie und Miss Aruula unverzüglich zur Erde zurückgebracht und dort an einem Ort Ihrer Wahl abgesetzt werden – aber die Genehmigung für eine längere Mission kann nur die Präsidentin erteilen. Nur sie allein besitzt die Legitimation. Ich müsste mit ihr sprechen – beziehungsweise Claudius Braxton, der die Leitung hier übernehmen wird.« Angelis nickte zu dem stattlichen Mann hin, der mit der CARTER IV gekommen war und der Unterredung ebenfalls beiwohnte.
    »Dann tun Sie das – bitte!«, sagte Matthew Drax mit Nachdruck.
    »Meine Tochter ist dort unten verschollen, irgendwo in Irland, vielleicht in der Gewalt eines unberechenbaren Bunkermenschen. Wir haben wochenlang vergeblich nach ihr gesucht. Ihre Tachyonenortung ist die erste reelle Chance, sie zu finden! Sie dürfen uns diese Möglichkeit nicht verwehren!«
    Angelis zuckte die Achseln. »Wie gesagt, das muss die Marsregierung entscheiden. Mir sind da die Hände gebunden. Ich werde mit der Präsidentin sprechen und Sie informieren, sobald eine Antwort vorliegt, Mr. Drax.« Er warf einen Blick auf die große Digitaluhr an der Wand. »Das wird aufgrund der großen Entfernung aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Sie wissen, dass wir für den Rückstart zum Mars nur ein enges Zeitfenster haben. In drei Stunden brechen wir auf. Ich hoffe, bis dahin liegt eine Entscheidung vor.«
    Matt überlegt kurz. Eigentlich hatte er vorgehabt, ein weiteres heikles Thema in aller Ruhe mit dem Kommandanten zu besprechen – aber vielleicht konnte ja eine erste Andeutung die Entscheidungsfreudigkeit der Regierung fördern.
    »Als Gegenleistung biete ich Informationen an«, sagte er.
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