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2595 - Wanderer am Scheideweg

2595 - Wanderer am Scheideweg

Titel: 2595 - Wanderer am Scheideweg
Autoren: Michael Marcus Thurner
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tödlichsten Schiffen ihrer Zeit. Sie nutzten die Möglichkeiten, die ihnen gegeben waren; jeder so, wie es seinem Charakter entsprach.
    Der Vorstoß der Jaranoc kam beinahe zu einem Stillstand. Ein ganzer Pulk der Kegelstumpfraumer war vernichtet oder schwer beschädigt worden. Der Beschuss erfolgte aus dem Nichts heraus. Die Feinde wussten um ihre Anwesenheit; doch die Silberkugeln waren weder in der Normalerfassung zu erkennen noch zu orten.
    Rhodan gab Koordinaten durch, die einen weiteren Pult kennzeichneten. »Den nehmen wir uns als Nächstes vor«, gab er bekannt. »Dieselbe Taktik. Rasch zuschlagen. Minimales Risiko, maximale Wirkung. Los jetzt!«
    Sie fanden rasch zur passenden Angriffsformation. Bevor die Jaranoc ahnten, was rings um sie geschah, kam schon der Angriff.
    Wieder ein voller Erfolg. 110 Abschüsse binnen dreier Minuten. Keine Ausfälle. Keine Probleme. Eiskalte Nadelstiche. Sie taten das Notwendige, um Piet Rawland die notwendige Zeit zu erkaufen.
    Rhodan spürte, wie jemand über sein Gesicht tastete. Er blinzelte, die Blicke ins Leere gerichtet. Er erahnte Mondras Gegenwart. Sie fuhr ihm mit einem Tuch über die Wangen.
    »Du weinst«, hörte er ihre traurig klingende Stimme.
    Ja, er weinte.
    Die Vernunft sagte ihm, was angesichts ihrer Situation notwendig war. Sein Verstand exekutierte. Sein Gemüt litt, und er würde irgendwann einmal sich selbst gegenüber Rechenschaft über sein Tun ablegen müssen.
    Die Jaranoc-Pulks setzten sich wieder in Bewegung. Sie agierten mit einer neuartigen Taktik und schossen nun aus allen Rohren, in der Hoffnung, zufällig eine der Silberkugeln zu treffen. Nicht, um sie zu vernichten; sondern, um anhand der Ortungsreflexe Flugkurven nachvollziehen und dann gezieltes Feuer eröffnen zu können.
    Ihre Feinde taten das einzig Richtige. Irgendwann einmal würden sie einen Treffer landen. Rhodan und die Piloten der anderen Silberkugeln würden sich gezwungen fühlen, ihrem Gefährten zu Hilfe zu kommen - und dann war das Ende nicht mehr fern.
    Er gab das Kommando zum Rückzug und achtete nicht auf die wütenden Proteste Eritrea Kushs. Er hatte keine Lust - und keine Zeit! -, sich zu rechtfertigen. Um dem Piloten klarzumachen, dass er die Verunsicherung aufseiten der Jaranoc erhöhen wollte.
    Die Kegelstumpfraumer hatten sich erst etwa zwanzig Lichtjahre tief in die von Hyperenergie geflutete Zone vorgekämpft. Nun hatten sie ein Feld zu queren, in dem die Wirkung der mehrdimensionalen Phänomene besonders deutlich zum Tragen kamen.
    Auch Rhodan und die anderen Piloten litten unter den Verhältnissen. In einem Durcheinander an Farben, Empfindungen, Geräuschen und Zuständen, die sie sozusagen mit dem Bauch wahrnahmen, konnten sie immer noch die Schiffsbewegungen der Jaranoc erkennen.
    Mit gezieltem Punktfeuer schossen sie vereinzelte Schiffe der Jaranoc kampfunfähig, die sich zu weit von den Pulks entfernten. Die Silberkugeln mussten präsent bleiben; wie Gespenster, die Angst und Schrecken verbreiteten.
    »Helft mir!«, rief Betty Toufry über Funk; das Signal kam im selben Augenblick herein, in dem Rhodan fühlte, wie ihr Schiff getroffen wurde. Gleich darauf wurde es von den rasch reagierenden Feuerleitoffizieren an Bord der Jaranoc- Schiffe unter Punktbeschuss genommen.
    *
    Wiederum waren es Miranda Fishbaugh sowie Eritrea Kush, die sich wie altgriechische Furien auf die Feinde stürzten.
    Schweren Herzens entließ Rhodan sie aus dem bislang so wohlgeordneten Kampfverbund und gab ihnen freie Hand. Ein Momentum der Unberechenbarkeit würde ihnen in einer Situation wie dieser womöglich den entscheidenden Vorteil verschaffen, um Betty Toufry doch irgendwie aus dem konzertierten Beschuss der Jaranoc zu befreien.
    Schon war der Bewegungsspielraum der Altmutantin bis aufs Äußerste eingeengt, schon wurden die Schutzschirme ihrer Silberkugel durch immer genaueren Beschuss in Mitleidenschaft gezogen. Sie hatte bestenfalls noch eine Minute, um sich aus dieser Umklammerung zu befreien, bevor sie ...
    ... stirbt? Kann jene Betty Toufry, die ich einmal kannte, denn überhaupt sterben? Sie kehrt bloß in das mentale Sammelbecken zurück, das ES darstellt, um erst dann aufzuhören zu existieren, wenn die Superintelligenz vergeht.
    Sollte er die Mutantin also aufgeben und den Piloten der anderen Silberkugeln befehlen, die ursprüngliche Taktik weiterzuverfolgen?
    Nein. Man ließ einen Kameraden nicht im Stich. Auch würde es mit nur sieben statt acht Silberkugeln ungleich
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