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2595 - Wanderer am Scheideweg

2595 - Wanderer am Scheideweg

Titel: 2595 - Wanderer am Scheideweg
Autoren: Michael Marcus Thurner
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umfing ihn. Der Gedanke, dass er sich durch das Innere eines mond- oder planetengroßen Objekts bewegte, drückte auf sein Gemüt. Die Dimensionen waren verstandesgemäß kaum nachzuvollziehen. Der Kernkörper des Riesengebildes in Form einer Kugel durchmaß 30 Kilometer. Bernsteinfarbene Maschinenaggregate wurden durch formenergetische Bauteile ergänzt, alles wirkte klinisch sauber.
    Clun'stal erwartete ihn in der Zentrale. Der Essa Nur wirkte in sich gekehrt, wie fast immer. Bald nach ihm traf der Halbspur-Changeur Akika Urismaki ein. Der Kleinwüchsige verkroch sich in seiner Ecke und beschäftigte sich weiter mit einem Experiment, das er vor der kurzen Ruhepause begonnen hatte.
    Stalwart Agrester, der während ihrer Abwesenheit die Routine- und Kontrolltätigkeiten übernommen hatte, löste sich aus dem Schatten seines Arbeitsbereiches. Mehrere seiner robotischen Helfershelfer wuselten davon. So als hätten sie Respekt oder Angst vor den Rückkehrern.
    »Die Lage ist unverändert«, sagte das über drei Meter große Geschöpf mit der ihm eigenen Steifheit. »Die Dispenser erfüllen ihre Aufgaben und transportieren Psi-Materie dorthin, wo sie zur Reparatur der Hülle TALIN ANTHURESTAS benötigt werden. Meine Maschinen erledigen die gröbsten Reparaturarbeiten in Eigenregie.«
    »Danke!« Pral setzte sich. Sofort umgaben ihn mehrere übereinander angeordnete Kreissegmente mit holografischen Darstellungen. Er begutachtete die Daten. Neue Erkenntnisse waren in seiner Lieblingsfarbe markiert, in Glitzergrün.
    »Die Lage wird immer prekärer«, sagte er. »Die von der Superintelligenz abgezogene Psi-Materie kann nur mit größten Mühen ersetzt werden. Mittlerweile gibt es bis zu zwanzig Löcher, die gestopft werden müssen - und die Roboter kommen mit der Arbeit kaum noch nach.«
    Ein Gutteil der Reparaturprozesse wurde vollautomatisch vollzogen. Agrester hatte - wie erwartet - während ihrer Abwesenheit die richtigen Entscheidungen getroffen. Der Stalwart war vielseitig ausgebildet und wusste ganz genau, was zu tun war.
    Doch allmählich schaukelten sich die Probleme auf. Psi-Materie-Löcher, zwischen drei und 50 Meter im Durchmesser, entstanden völlig willkürlich in der Umhüllung TALIN ANTHURESTAS. Immer mehr von ihnen.
    Kaum hatten die Verantwortlichen mithilfe der beiden Dispenser eine Lücke gestopft, riss die nächste auf, meist in einem völlig anderen Bereich des riesigen Gebildes.
    Pral fühlte sich unbehaglich. Er hätte den anderen Mitgliedern der Zentralebesatzung und sich diese Ruhepause nicht gönnen sollen. Die Kurve der Schadensberichte zeigte exponentiell nach oben.
    »Wir sollten uns vorrangig diesem Problem widmen«, sagte der Stalwart mit der ihm eigenen Ruhe und deutete auf die rot markierte Darstellung eines Schadens nahe der Psi-Hülle. Eine Scheibenwelt namens Frerino befand sich in unmittelbarer Nähe des Psi- »Lochs«.
    Pral achtete auf Clun'stals Reaktion. Das Kristallwesen war vor nicht allzu langer Zeit in Begleitung Perry Rhodans Gast auf Frerino gewesen. Bereits damals war es an den Rändern dieser geplagten Welt zur Deflagration von Psi- Materie gekommen. Nur weil Clun'stals eingegriffen hatte, existierte die Scheibenwelt noch.
    Der Essa Nur sah kurz auf, las die Meldung durch, wühlte sich tiefer in Details zu Schadensmeldungen und gab durch nichts zu erkennen, dass er persönlich betroffen gewesen wäre. Doch Pral meinte, die Zeichen zu erkennen: Clun'stals Bewegungen wirkten ein wenig fahrig, und mehr als einmal wischte er mit seinen Händen durch die Hologramme, um die ihm wichtigen Datenpfade verfolgen zu können.
    Das Loch in der Hülle nahe Frerino maß mittlerweile 60 Meter. Angesichts der Ausdehnung der Dyson-Sphäre war dies ein Nichts. Doch Pral wusste sehr wohl, dass schon ein winziger Nadelstich in eine Ballonhülle verheerende Folgen zeitigen konnte.
    »Dir ist klar, was du zu tun hast«, sagte er zu Agrester. »Wir benötigen so viel Psi-Materie wie möglich aus den Dispensern. Und deine Robot-Armada muss dafür sorgen, dass sie rasch nach Frerino geschafft wird.«
    »Ich weiß.« Der Stalwart trat an die transparente Energiewand, die sich entlang des Halbrunds der Zentrale erstreckte. Er blieb dort stehen und blickte in den riesigen Hohlraum, der den Kernkörper TALIN ANTHURESTAS vom Rest des Riesengebildes trennte. Er fiel in eine Art Starre, wie er es immer tat, wenn er eine Vielzahl der seinem Kommando unterstehenden Robotern steuerte.
    Kleine wie große
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