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2595 - Wanderer am Scheideweg

2595 - Wanderer am Scheideweg

Titel: 2595 - Wanderer am Scheideweg
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Fleisch an seinen Unterarmen hing schlaff herab, und Rhodan meinte, Knochen, Sehnen und Fleisch durch die Haut schimmern zu sehen. Die Haut schimmerte feucht. Sie nässte.
    Winzige Tröpfchen lösten sich von den Ellenbogen und den Fingern. Sie fielen, und noch bevor sie den Boden berührten, lösten sie sich in Luft auf.
    »Das ist ES' Tun«, sagte Rhodan tonlos. »Er entzieht selbst seinen treuesten Helfern Lebenssubstanz.«
    »Wir sollten uns um Lotho Keraetes Gesundheit sorgen.« Mondra trat zu ihm.
    »Er ist ein anderes Kaliber«, wiegelte er ab. »Er ist Fleisch und Metall. Es steckt nur wenig von ES in ihm. Piet Rawland hingegen ... «
    Der Revolverheld würde vergehen, sobald die Superintelligenz starb. Was auch immer er darstellte und wie auch immer er geformt worden war: Er existierte bloß, weil ES es wollte.
    »Soll ich dir was sagen, Mondra?«
    »Der alte Haudegen tut dir leid.«
    »Woher weißt du ...?«
    »Du hast ein Faible für Außenseiter und krude Gestalten. Du verfluchst sie - und dennoch würde dir etwas fehlen, wenn du nicht Leute wie Alaska Saedelaere, Malcolm Daellian, Don Redhorse, Arno Kalup, Brazos Surfat, Sandal Tolk ... «
    »Jaja, ich habe verstanden, was du meinst!«
    »... und so viele andere um dich geschart hättest.« Mondra zeigte ein Lächeln. Es wirkte traurig. »Und weißt du, warum das so ist?«
    »Du wirst es mir wohl gleich sagen.«
    »Weil du dich selbst als Außenseiter fühlst, Perry. Weil dich die Unsterblichkeit und all die Erlebnisse, die du durchgemacht hast, geprägt haben. Du fühlst dich der Menschheit entfremdet. Wie all jene, die du deine Freunde nennst.«
    »Unsinn!«, sagte Rhodan. Mondra war seine Lebensgefährtin. Doch sie sagte Dinge, die einfach nicht stimmten. Mit denen er nichts anzufangen wusste.
    »Denk darüber nach, Perry.« Sie schenkte ihm einen nachdenklichen Blick. »Und auch darüber, was Julians Veränderung für dich bedeutet. Wie fühlt sich der Verlust eines deiner besten Freunde an? Sag es mir?«
    »Es ist kein Verlust! Julian lebt, und es geht ihm gut.«
    »Du weißt ganz genau, was ich meine.«
    Ja, er wusste es. »Entschuldige mich, Mondra«, sagte er. »Ich habe Arbeit zu erledigen.«
    Er hatte immer Arbeit zu erledigen. Sie lenkte ihn ab und verhinderte, dass er allzu viel über seine persönliche Situation nachdachte.
    Mondra drehte sich beiseite und bedeutete Ramoz, ihr zu folgen. Sie wirkte enttäuscht. Das Tier hingegen widmete ihm einen Blick, den man mit etwas gutem Willen als schadenfroh bezeichnen konnte.
    *
    Immer mehr Kegelstumpfraumer der Jaranoc näherten sich. Zweifellos erregte das hyperphysikalische Chaos, das das PARALOX-ARSENAL erzeugte, ihre Aufmerksamkeit.
    Noch hatten die Untergebenen der Wesenheit VATROX-VAMU das riesige Gebilde nicht entdeckt. Das hyperdimensionale Strahlengewitter verhinderte eine Direktortung des Objekts. Die Jaranoc waren gezwungen, den Bereich mit einem Durchmesser von 200 Lichtjahren zur Gänze einzukreisen und nach Anomalitäten zu forschen. Nach »blinden Flecken«, die sich jeglicher Bewertung entzogen. Sie würden einige Zeit brauchen, um in ihren Berechnungen alles Mögliche auszuschließen und letztlich das Unmögliche anzunehmen: dass sie das PARALOX-ARSENAL entdeckt hatten, nach all den Ewigkeiten der Suche.
    »Eine knappe Stunde«, sagte Rhodan leise. »Wie oft schon haben wenige Minuten über Wohl und Wehe entschieden? Warum muss sich immer alles auf einen einzigen entscheidenden Moment hin zuspitzen?«
    Niemand antwortete. Die Mutanten saßen eng beisammen und redeten miteinander, wobei sich Lloyd/Tschubai geduldig den Fragen der Jüngeren stellte. Mondra kauerte in einem behaglichen Sessel, ihrem persönlichen Schmollwinkel, und bürstete Ramoz' Rücken. Tiff und Lotho Keraete ließen sich weiterhin nicht in der Zentrale MIKRU-JONS blicken.
    Rhodan winkte den Konzept-Mutanten zu sich. Lloyd/Tschubai reagierte augenblicklich. Mit dem stets schüchtern wirkenden Gehabe Fellmer Lloyds entschuldigte er sich bei den anderen Mutanten und trat zu ihm.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Rhodan.
    »Gut.«
    »Du weißt, was mit Piet Rawland geschieht?«
    »Ich habe die Bilder gesehen.«
    »Und du hast keine Angst, dass dir Ähnliches widerfährt?«
    »Ich weiß es nicht.« Lloyd/Tschubai schüttelte den Kopf. Das Konzept gab sich gelassen. »Wir haben schon so viel erlebt, haben so viele Einsätze hinter uns gebracht. Wir sind gestorben, wurden von ES aufgenommen und vor wenigen Monaten
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