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259 - Die Stunde der Wahrheit

259 - Die Stunde der Wahrheit

Titel: 259 - Die Stunde der Wahrheit
Autoren: Michelle Stern
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Vergessen entreißen!«
    Quart'ol musste es Pozai'don lassen, dass er ganz wie ein König wirkte. Der alte Herrscher gab Ner'je huldvoll ein Zeichen.
    Quart'ol hoffte, dass Ner'je die richtigen Worte finden würde. Die Stimmung war trotz des guten Ausgangs angespannt. Die verwachsenen Hydriten waren verstört, dass man sie tot sehen wollte. Sie waren nicht so friedliebend wie andere Hydriten - das hatten sie bereits bei Maddrax' Ankunft unter Beweis gestellt. Wenn das hier aus dem Ruder lief, würde der Bund von ihnen zerrissen werden.
    Er sah die Stadträtin an und diese sah zurück. Ihr Blick strahlte Würde und Ruhe aus. Langsam schwamm sie vor. Mit einer weiten Geste umfasste sie alle versammelten Hydriten.
    »Ich danke dir, Wächter und König der alten Zeit. Ich konnte mich auf diese Rede nicht vorbereiten, ebenso wenig wie auf die Wunder, die ich hier mit eigenen Augen erblicken darf. Gilam'esh'gad existiert! Seine Seele wurde ans Licht gebracht! Ich heiße euch willkommen, Bürger von Gilam'esh'gad, und hoffe, dass auch ihr unserem Städtebund beitreten werdet und gemeinsam mit uns in eine bessere Zukunft geht.« Die Hydritin schwieg.
    Quart'ol sah in die Gesichter der anderen. Sie waren hoffnungsvoll. Alle lauschten auf Ner'jes Worte.
    »Ich habe mit eigenen Augen auch sehen müssen«, fuhr Ner'je fort, »wie der Gilam'esh-Bund, der diesen Namen nicht verdient und als hoch geachtet in unserer Welt galt, versucht hat, diese Stadt zu zerstören. Seine Maske ist gefallen!« Sie fuhr zu Skorm'ak herum, der von zwei verwachsenen Hydriten bewacht wurde.
    »Wir wollten das Beste für die Völker der Meere!« Skorm'ak richtete sich trotz seiner Fesseln zu voller Größe auf. Langsam erwachten um ihn auch die letzten Bundmitglieder. Sie alle fanden sich von Dreizacken und Blitzstäben bedroht in einer feindlichen Menge wieder.
    »Ihr wolltet, dass die Wahrheit niemals gehört wird!«, entgegnete Ner'je laut. »Doch das ist euch nicht gelungen! Dies ist die Stunde der Wahrheit! Die Stunde eures Scheiterns! Bald schon wird jedes Kind in den Schelfen wissen, was hier vor sich ging. Der Gilam'esh-Bund vergeht, aber Gilam'esh und die neue Ordnung bleiben!« Sie wandte sich wieder der Menge zu. »Ich kenne eure Befürchtungen! Und ich weiß, dass es falsche Befürchtungen sind! Die Hydriten der Meere sind sehr wohl bereit, die Wahrheit zu erfahren! Und das werden sie!«
    Einige der verwachsenen Hydriten hoben zustimmend ihre Waffen.
    Quart'ol fühlte eine Erleichterung, die zugleich mit Erschöpfung verbunden war. Wie lange kämpfte er jetzt schon dafür, dass die Wahrheit ans Licht kam? Wie oft hatte er gegen den Bund antreten müssen? Nun hatte das alles ein Ende. Er würde neu beginnen können. Sein Blick lag auf Bel'ar. Er freute sich auf die Zukunft.
    Inzwischen waren fast alle Bundmitglieder aufgewacht. Quart'ol hörte Voglers leise Stimme, als der Baumsprecher sich an Clarice wandte. »Was geschieht nun mit ihnen?«
    Die Frage wurde von einigen verwachsenen Hydriten aufgegriffen.
    Mor'tras schob sich schließlich durch das Wasser zu Ner'je und Pozai'don. »Was machen wir mit ihnen? Mein Volk will, dass sie bestraft werden!«
    »Tötet sie!«, klackerten manche.
    »Werft sie dem Kraken vor!«, riefen andere.
    »Sperrt sie ein! Lebenslang! Sie sollen verrotten!«
    Pozai'don hob beschwichtigend die Arme. »Diese Dreizehn haben einen Anschlag auf meine Stadt verübt! Als Wächter von Gilam'esh'gad schlage ich vor, dass ihr mir die Bestrafung des Bundes überlasst!«
    Mor'tras fuhr sich mit der Hand über seine Seite, die vom Angriff des Kraken noch immer schmerzen musste. So weit Quart'ol wusste, waren zwei Rippen gebrochen. Trotzdem hatte es sich der alte Verwachsene nicht nehmen lassen, mit zur Waffenkuppel zu ziehen, um den Bund aufzuhalten. »Was hast du mit ihnen vor? Willst du sie nach altem Brauch hinrichten oder der Zukunft Respekt zollen? Wir alle wissen, dass die Hydriten der Schelfstädte nicht so kriegerisch sind wie wir. Es könnte uns in Verruf bringen, wenn wir den Gilam'esh-Bund vernichten.«
    Quart'ol musste sich zurückhalten, um nicht einzugreifen. Mor'tras hatte etwas Wahres gesagt, das auch er befürchtete. Der Bund hatte viele Anhänger in den Meeren. Auch wenn Ner'je hier war, um alles zu beobachten, konnte es böses Blut und Aufstände geben, wenn sie überstürzt handelten.
    Pozai'don machte eine abwehrende Geste mit der Flossenhand. »Nein! Wir werden sie nicht hinrichten! Wir werden sie
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