Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
259 - Die Stunde der Wahrheit

259 - Die Stunde der Wahrheit

Titel: 259 - Die Stunde der Wahrheit
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
Gebärden waren fast eindeutiger als die von Gilam'esh und E'fah. Ständig verbrachten sie ihre Zeit miteinander.
    »Nun, Wächter, ich möchte mich noch von Vogler und Clarice verabschieden und Yanns Genesung abwarten. Außerdem werde ich in den Städten als Mörder gesucht. Erst wenn die Lage geklärt ist und der Rat mich freigesprochen hat, wird Bel'ar mich benachrichtigen.«
    »Oder ich komme selbst, dich zu holen«, klackerte die Hydritin. Sie sah vergnügt aus. »Am liebsten würde ich hier bleiben! Allein diese Genkugel zu erforschen ist einen Mord wert.«
    Pozai'don klickte leise. Der Forschungsdrang der Hydritin gefiel ihm. »Es wäre eine Ehre für mich, Wissenschaftlerin Bel'ar, wenn Ihr bald nach Gilam'esh'gad zurückkommt, um gemeinsam mit Quart'ol hier zu forschen.«
    »Wir werden sehen«, klackte Quart'ol ausweichend. »Wir sollten das alles nach deinem Dienst in Ruhe besprechen. Kommst du in den Schlotweg?«
    »Gerne.« Der Wächter drehte sich von den drei Hydriten weg und sah wieder hinaus über seine Stadt. »Zum ersten Mal seit langem erwarte ich die Zukunft mit Freude.«
    Er hörte, wie die drei Hydriten seine Geste der Abwendung richtig deuteten. Sie verließen die Station. Das bionetische Schott schloss sich. Einen Augenblick herrschte Ruhe. Nur das leise Summe der Überwachungsgeräte war zu hören.
    Dann ein leises Geräusch. Vorsichtige Schwimmzüge durch den Raum. Eine kräftige Stimme erklang neben ihm.
    »Was soll aus uns werden, Wächter?«
    Pozai'don sah zu der imposanten Gestalt hin. Der Hydrit neben ihm war beeindruckend. Er sah aus wie Skorm'ak. Er redete wie Skorm'ak. Und er spielte seine Läuterung überzeugend.
    »Ihr habt die freie Wahl, Ehrwürdiger. Ihr könnt vorerst in der Stadt bleiben. Aber wenn es Euch nach Hykton zieht, stehe ich Euch nicht im Weg.«
    Der Quan'rill neigte leicht den Kopf.
    »Ich wollte Euch noch einmal danken, Pozai'don. In all den Jahren habt Ihr Eure Wächterpflicht treu erfüllt.«
    »Ich werde sie auch in Zukunft erfüllen. Die Geister des Gilam'esh-Bundes sind sicher in der Muschel verwahrt. Wenn es nach mir geht, erhalten sie niemals mehr neue Körper.« Seine Stimme grollte. »Sie wollten meine Stadt zerstören.«
    Der Quan'rill in Skorm'aks Körper sagte nichts dazu. Jahrtausende hatte er in der Nährlösung innerhalb der großen Muschel verbracht. Pozai'don wusste, dass er sich sehr an seinem Körper erfreute. Ohne diesen Schachzug - den dreizehn Quan'rill in der Muschel die Körper des Bundes zu geben und den Bund dafür in die Kammer des Wissens zu sperren - hätten die Quan'rill noch viele Jahre auf neue Körper warten müssen.
    »Ich bin mir sicher«, klackerte Pozai'don in die Stille, »dass Ihr die Welt der Hydriten besser machen werdet. Genießt Eure Freiheit und beschließt dann, wie Ihr Euer Wissen am besten einsetzt.«
    »Ich danke dir, Pozai'don. Deine Schuld ist beglichen. Deine Wache über uns hat ein Ende.«
    »Und doch bin ich noch immer ein Wächter.« Pozai'don drehte sich herum, stieß sich ab und schwamm zu der durchsichtigen bionetischen Fläche, durch die er hinunter auf die Muschel sehen konnte. »Ich werde hier bleiben und über den Gilam'esh-Bund wachen. Unser Geheimnis soll niemand erfahren.«
    ***
    10. Januar 2526, Gilam'esh'gad
    Sie hatten sich im Park verabredet. Clarice, Yann Haggard und Ber'tan, der Vater von Dra'nis, schwammen ein Stück abseits.
    Vogler beugte sich zu Dra'nis hinunter. Die Augen des Jungen waren starr vor Trauer. »Vog'ler? Musst du wirklich weg?«
    Vogler strich beruhigend über den glänzenden blauen Flossenkamm des Jungen. »Ja. Ich muss gehen. Clarice und ich wollen an die Oberfläche. Als wir damals den Mars verließen, wussten wir nicht, ob wir wieder nach Hause kommen. Aber jetzt hat sich die Lage geändert. Außerdem sind wir hier mit den Erforschungen fertig.«
    »Clarice hat die Genkugel entschlüsselt?«, fragte der Kleine mit großen Augen.
    »Ja. Zwei aus dem Gilam'esh-Bund haben uns dabei geholfen, Mir'tar und Lar'az. Auch sie sind Wissenschaftler und verfügen über ein großes Potenzial. Um ihre schlechten Taten wieder gut zu machen, haben sie und andere vom Bund uns unterstützt.«
    »Und jetzt willst du die Daten nach Hause bringen«, klackerte Dra'nis und wies auf den Beutel mit Datenkristallen an Voglers Hüfte. »Aber ich mag nicht, dass du gehst.« Seine Augen glitzerten.
    Vogler sank auf die Knie und umfasste Dra'nis' Schultern mit beiden Händen. »Du darfst traurig sein,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher