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2578 - Das mahnende Schauspiel

2578 - Das mahnende Schauspiel

Titel: 2578 - Das mahnende Schauspiel
Autoren: Marc A. Herren
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die

starke Strahlung der Hyperkristalle auf die Lebewesen hatte, die in der Theaterstadt lebten.
    Die ROTOR-G tauchte in die Atmosphäre des Planeten ein. Eroin Blitzer nahm die Geschwindigkeit

des Beibootes kaum zurück. Zu dünn war die Luft, als dass es zu unangenehmen Effekten für Tolmar

hätte kommen können.
    »Wir werden die Kristallauswüchse zu einem späteren Zeitpunkt erforschen«, sagte Saedelaere,

als er sah, wie Eroin Blitzer in gekrümmter Haltung auf die entsprechenden Ortungsdaten

starrte.
    In der Holosphäre erschien die Theaterstadt. Mit ihrem schwach glänzenden Schutzschirm wirkte

sie auf Alaska Saedelaere wie eine Schneekugel.
    Je näher sie der Stadt kamen, desto stärker wurde diese Empfindung. Zu klar, zu geordnet - zu künstlich - sah sie aus, als hätte sie jemand auf einem Reißbrett geplant.
    Die Bauwerke vermittelten durchaus einen Eindruck graziler Schönheit. Hunderten

Schneckenhäusern gleich wanden sie sich der Schutzschirmkuppel entgegen. Dutzende von Lichtkugeln

schwebten in unterschiedlichen Höhen. Sie verstrahlten ein warmes, freundliches Licht.
    Der graphitfarbene Turm im Zentrum dominierte, wie Blitzer es beschrieben hatte, das Bild der

Stadt. Wie das gedrehte Horn einer Ziege stand er da und überragte die anderen Gebäude um das

Drei- bis Vierfache.
    »Die Stadt wurde in einem einzigen Kraftakt erbaut«, sagte Saedelaere. »Gebaut nach den Plänen

eines Konstrukteurs.«
    Eroin Blitzer warf dem Maskenträger einen kritischen Seitenblick zu. »Wir haben bisher

keinerlei Anzeichen, dass Sholoubwa in diesem System tätig war.«
    »Ich weiß«, antwortete Saedelaere nur.
    Die Zeit würde dem Terraner recht geben - oder einen völlig neuen Zusammenhang offenbaren.
    »Der Schutzschirm verändert sich«, sagte der Commo'Dyr. Sein kleiner Zeigefinger wies auf eine

Stelle in der Holosphäre.
    Saedelaere prüfte den Sitz seiner Maske. In der Kuppel bildete sich eine Blase, pumpte sich

bis zu einem Durchmesser von fünfzig Metern auf und wuchs ihnen entgegen. Das vordere Ende

öffnete sich.
    »Eine Röhrenschleuse«, kommentierte der Zwergandroide das Geschehen.
    Die ROTOR-G verzögerte stark, bevor sie in das Innere der Röhre flog. Sofort verschloss sich

hinter ihr das energetische Gebilde wieder. Indem sie Schirmfelder gezielt auf- und abbaute,

kontrollierte die Steuerung die Druckverteilung innerhalb der Schleusenvorrichtung.
    Das Beiboot der LEUCHTKRAFT sank hinunter in die Theatermetropole. Das Peilsignal lotste sie

auf einen ovalen, etwa vierhundert Meter langen Platz im Randbereich der Stadt. Ein halbes

Dutzend diskusförmige Schiffe parkten bereits sauber aufgereiht. Die ROTOR-G landete in

respektvollem Abstand zu ihnen.
    Alaska Saedelaere schloss die Augen. Tief in seinem Innern nahm er plötzlich eine Regung wahr,

die er nicht zu deuten vermochte.
    Es war kein Unbehagen, keine Angst, keine Freude oder Aufgeregtheit ...
    Was war es dann?
    Saedelaere kam nicht darauf. Er spürte, dass er dieser Frage nicht mit seinem Intellekt

beikommen konnte.
    Er achtete nicht länger auf das Gefühl, sondern erhob sich aus dem Formenergiesessel, in dem

er die kurze Reise zugebracht hatte.
    Eroin Blitzer gab die letzten Befehle auf seiner Konsole ein und stand ebenfalls auf.
    Die beiden blickten einander an.
    In den Augen des Kunstwesens lag ein Ausdruck, den Saedelaere noch nie gesehen hatte. War das

... Scheu?
    Der Maskenträger musste sich eingestehen, dass die Situation außergewöhnlich war. Nie war er

zusammen mit einem der Zwergandroiden im Einsatz gewesen.
    Bisher hatte der Terraner die Rolle des willigen Werkzeuges gespielt, das - nicht ganz

uneigennützig - der Spur folgte, die von der Kosmokratenbeauftragten hinterlassen worden war.

Eroin Blitzer hingegen blieb stets mit den anderen Zwergandroiden in dem Schiff zurück,

beobachtete aus der Ferne und griff nötigenfalls ein.
    Nun mussten sie plötzlich gemeinsam vorgehen. Ihr Verständnis füreinander würde sich

unwillkürlich verändern.
    Alaska Saedelaere tippte Eroin Blitzer kurz auf die Schulter. »Lass uns gehen«, sagte er.
    Der Zwergandroide zuckte zusammen, sein Gesicht zeigte für die Dauer eines Herzschlages

Erschrecken. Dann hatte sich das Kunstwesen wieder unter Kontrolle. »Wir sollten uns beeilen«,

murmelte er.
    Der Commo'Dyr nahm aus seinem Terminal ein mattschwarzes Kästchen, das er am Gürtel

befestigte.
    Eine Wand teilte sich, gab den Blick auf
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