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2578 - Das mahnende Schauspiel

2578 - Das mahnende Schauspiel

Titel: 2578 - Das mahnende Schauspiel
Autoren: Marc A. Herren
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unmöglichen Form.
    Der Gleiter bog in eine Allee ein, in der ein noch stärkeres Gedränge herrschte.
    »Das ist die Straße des kunstvollen Ausdrucks«, sagte Vetri. »Sie führt zum Turm des

Spiels, dem Hauptgebäude der Stadt. In ihm befindet sich auch euer Quartier.«
    Ihr ausgestreckter Zeigefinger tauchte vor Saedelaeres Kopf auf. »Schaut«, sagte sie, »die

Besucher huldigen den Mimen!«
    Der Terraner sah in die Richtung, in die Vetris Zeigefinger wies, und gab sich dabei Mühe, den

Duft - ein frischer Hauch wie von Kokos und Limone - von Vetris Hand zu ignorieren.
    Saedelaere hatte die großflächigen Bilder auf den ersten Blick für Werbeplakate gehalten. Nun

erst erkannte er, dass die großflächigen Transparente mit animierten Symbolbildern von den Wesen

getragen wurden, die die Allee entlangspazierten.
    Der Maskenträger zählte insgesamt fünf große Bilder mit mehreren Metern Fläche und Dutzende in

kleinerer Ausführung, die als Schild oder Körperüberwurf getragen wurden.
    »Sind das die Mimen, die auf den Plakaten abgebildet sind?«, fragte Saedelaere.
    Er unterdrückte den Impuls, die Maske anzuheben und die juckende Nase zu reiben. Das

Cappinfragment meldete sich in unangenehmer Weise zurück.
    »Exakt!«, gab Vetri zurück.
    Sie blickte ihn mit begeistertem Augenaufschlag an, rutschte ein paar Zentimeter näher an den

Maskenträger heran, damit er noch genauer sehen konnte, auf welches Plakat sie gerade wies.
    »Da vorne siehst du Noser Netbura. Er spielt die Rolle des alten Königs. Auf der anderen Seite

siehst du Orsen Tafalla. Er hat eine der beiden Hauptrollen inne - er verkörpert den

Kanzler.«
    Sie wartete kurz, bis der Gleiter näher an das bunte Geschehen herangekommen war.
    »Die mit unvergleichlicher Schönheit gesegnete Arden Drabbuh schlüpft in die Rolle der

Prinzessin. Und dort ...«, Vetri klatschte vor Aufregung in die Hände, »siehst du die zweite

Hauptperson: der begnadete Gommrich Dranat in der Rolle des Hofnarren!«
    Schweigend betrachtete Saedelaere die animierten Porträts. Die Mimen in ihren Kostümen drehten

sich um ihre Achsen, verbeugten sich in formvollendeter Eleganz und warfen dem Betrachter

Kusshände zu.
    Die Mimen waren durchwegs von humanoider, menschenähnlicher Gestalt. In ihrer Darstellung

wirkten sie aber überhöht, idealisiert, als wären sie zum Leben erweckte Götterskulpturen.
    Irgendetwas an ihnen strahlte äußerst vertraut auf den Maskenträger. Sosehr er sich jedoch das

Hirn zermarterte, er kam nicht darauf, was es war.
    »Und wer ist das?«, fragte er mit belegter Stimme.
    Er wies auf das fünfte und letzte Großporträt. Es zeigte eine hochgewachsene, nackte Figur von

geradezu betörender Eleganz. Saedelaere sah auf den ersten Blick, dass es sich um einen Mann

handelte, wenngleich er kein Geschlechtsteil hatte. Seine Haut wies einen bronzenen Grundton

auf.
    Vetri ließ ihre Hand sinken. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. »Das ist der heimliche

Favorit des Publikums, aber auch die Kritiker überschlagen sich vor Lob über seine Leistung:

Renyi Hemdebb in der Rolle seines Lebens als Bote der Hohen Mächte!«
    Alaska Saedelaere zuckte heftig zusammen. Er benötigte einige Atemzüge, bis er seine

Beherrschung wiedergefunden hatte. »Im mahnenden Schauspiel kommen also ein alter König, eine

Prinzessin, ein Kanzler, ein Narr und ein Bote der Hohen Mächte vor?«
    »Das ist richtig, Alaska.«
    »Und wovon handelt das Schauspiel, außer von einem See der Tränen?«
    Vetri lachte heiter. »Noch ein wenig Geduld, mein Lieber. Wir wollen die Geheimnisse doch

nicht in einem Fahrzeug lüften!«
    Saedelaere biss sich auf die Unterlippe. »Vielleicht könntest du mir eine ganz andere Frage

beantworten«, sagte er. »Ich bin auf der Suche nach einer Frau namens Samburi Yura. Hast du von

ihr schon gehört?«
    Vetri runzelte die Stirn. »Der Name sagt mir nichts.«
    Der Maskenträger aktivierte über das Multifunktionsarmband die Holobibliothek. Wie er es

bereits bei der Befragung von Korte Hanner getan hatte, ließ er ein verkleinertes Abbild der

Kosmokratenbeauftragten entstehen. Es handelte sich um die Aufnahme, die der SERUN im Schrein der

Ewigkeit auf Kopters Horst gemacht hatte.
    Ihre persönliche Betreuerin betrachtete das Bild interessiert. »Ist das das Wesen, nach dem du

gefragt hast?«
    »Ja.«
    »Auch sein Anblick kommt mir nicht bekannt vor.« Vetri blickte auf. Sie lächelte

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