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2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen

2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen

Titel: 2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen
Autoren: Hubert Haensel
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Geschichtensammlung. Haluter,
meinte Shanda sich zu entsinnen, hatten vier Arme und glühend rote
Augen.
Kurz bevor sie wieder in Bewusstlosigkeit versank, kam ihr in den Sinn,
was sie wohl schon oft gehört hatte.
Die großen und kräftigen Gestalten
waren Rokinger – Freunde der Stardust-Menschen.
So musste es sein.
Sie merkte sich nicht alles. Das war
unmöglich, weil ihre Welt so unendlich
viele Eindrücke bereithielt, die sie ablenkten. Aber manches war eben doch
da, wenn sie es brauchte.
*
    »Shanda! Du darfst nicht so hastig
atmen ... Nimm dich zusammen!«
Im ersten Moment wusste sie nicht,
wo sie war. In ihren Gedanken überlagerten einander so viele Bilder, dass sie
regelrecht wirr im Kopf wurde.
Immerhin erkannte sie Hermans
Stimme.
Ruckartig wollte sie sich aufrichten,
aber er drückte sie sanft zurück.
»Langsam, mein Kind. Du bist einfach umgekippt. Bleib jetzt ruhig liegen – oder ich rufe einen Medorob...«
»Aber ich muss weiter! Fakan wartet ...«
»Gar nichts musst du in dem Zustand. Und Fakan Noorgeg wird schon
eine Ersatzkraft für dich auftreiben.
Wofür sonst gibt es Whistler-Aushilfsroboter?«
Herman lächelte mild. Aber Shanda
spürte seine Besorgnis und Angst. Er
fürchtete, dass sich solche Anfälle wieder häufen könnten.
»Hörst du mir überhaupt zu, Kind?
Hast du verstanden, was ich gesagt habe? Du wirst heute nicht arbeiten.«
Sie lag auf dem Schwebesofa, und
Herman stand nur ein paar Schritte
entfernt. Shanda sah sein weiches Gesicht, die hohe Stirn und das kurze
schneeweiße Haar, aber sie nahm das
alles kaum bewusst wahr. Eigentlich
schaute sie durch ihn hindurch, und
ihr Blick verlor sich im Nichts. Es gab
so vieles, was sie ablenkte. Schönes
und Abstoßendes stürzte wieder auf
sie ein.
Bebend zog sie die Arme an den
Leib.
»Shanda ...?«, fragte er drängender.
»Heraus mit der Sprache!«
Die Erinnerung quälte sie. Shanda
versuchte, gleichmäßig zu atmen.
»Ich habe schlecht geschlafen«,
brachte sie endlich hervor.
»Vielleicht deshalb dieser Anfall«,
vermutete Herman.
Shanda ließ ihn reden. Längst hatte
sie herausgefunden, dass sie nichts
Besseres tun konnte. Über kurz oder
lang gab jeder auf, sie belehren zu wollen.
»Solche Anfälle hattest du schon mit
sieben oder acht Jahren. Miranda erzählte mir allerdings erst Monate später davon. – Bleib einfach liegen. Soll
ich dir etwas bringen? Hast du Durst?«
Shandas Blick streifte durch den
Raum. Sie hörte das leise Summen des
Reinigungsroboters, der unter dem
Tisch für Ordnung sorgte. Ein langbeiniger Desinfektor säuberte soeben die
Kristallplatte. Shanda hatte die flugfähige Kugel landen und sich auffalten
gesehen und roch das Aroma des zerstäubten Reinigungsmittels. Manchmal reagierten ihre Sinne besonders
empfindlich.
»Funkverbindung!«, hörte sie Herman den Raumservo auffordern. »Das
Zentrallager für Pharmazie, Kontaktperson ...«
»Nein!«, protestierte Shanda heftig.
»Nicht anrufen, Herman Wohlder! Ich
kann nicht einfach wegbleiben! Heute
weniger als sonst.«
»Verbindung nicht herstellen!« Er
wandte sich ihr wieder zu. Es kam selten vor, dass sie seinen Familiennamen
benutzte, aber wenn sie das tat, dann
um auf Distanz zu gehen. Dann lag einiges im Argen.
»Was ist los mit dir?«, fragte er heftig. »Ich bin für dich verantwortlich –
also heraus mit der Sprache!«
Shanda zögerte.
»Morgen sind es sechs Jahre ...«,
sagte sie.
»Du hast das nicht vergessen?«
Sie vergaß vieles. Oder sie behielt es
erst gar nicht im Gedächtnis. Das
nicht.
»Ich habe von dem Absturz geträumt«, brachte sie bebend hervor.
»Es ist, als wäre das alles eben erst geschehen.«
Schluchzend rollte sie sich zusammen und vergrub ihr Gesicht in den
Kissen.
*
»Ich habe das Datum übersehen,
    Kind. Und ich dachte immer, du ...«
Zutiefst erschüttert, stockte Herman
im Satz.
    Du warst dir sicher, ich würde das
Datum vergessen, erkannte Shanda. Weil ich so vieles übersehe. Weil ich
nur dafür gut bin, immer und immer
wieder das Gleiche zu tun wie eine Maschine. Keiner traut mir mehr zu.
    Ärger kochte in ihr hoch. Sie ärgerte
sich über alle, die nur auf Äußerlichkeiten schauten und nie fragten, wie
die Dinge wirklich waren. Die sie für
einfältig und zurückgeblieben hielten.
    Ahnten die anderen denn nicht, wie
sehr sie selbst darunter litt?
Shanda blinzelte. Sie sah Herman
an der Schwebeplatte stehen und sich
abstützen. Er schaute zur Bildwand,
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