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2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen

2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen

Titel: 2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen
Autoren: Hubert Haensel
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eines Tages schwer
haben. Wir leben im Stardust-System
keineswegs im Paradies ...«
    Ich lerne. Ich weiß, wie dieses ...
dieses Ding aussehen muss, das mich
hier im Gleiter schützt.
    Shanda wimmerte leise. Weil sie sich
über sich selbst ärgerte. Je mehr sie
sich bemühte, desto fremder erschien
ihr das Wort. Es lief vor ihr davon, versteckte sich geradezu in ihren Gedanken. Hier bin ich!, rief es lockend. Du
musst mich suchen! Warum tust du das
nicht?
    »Wenn dir der Flug keinen Spaß
mehr macht, Kind ...« Vaters Stimme
erklang plötzlich neben ihr.
    »Doch, doch ...!«, stieß die Siebzehnjährige bebend hervor. »Flieg weiter!
Bitte!«
    Sie musterte Jason von der Seite und
war enttäuscht, dass er nicht zu ihr
schaute. Immerhin lächelte er. Shanda
sah die feinen Falten um seine Augenwinkel, das lustige Zucken seiner Lippen – und irgendwie glaubte sie zu
spüren, dass Jason der Flug über das
Hochgebirge nicht weniger Spaß bereitete als ihr.
    Schroffe Felswände ragten vor dem
Gleiter auf. Goldfarben flammten sie
im Widerschein der Sonne, das Spiel
von Licht und Schatten hauchte ihnen
pulsierendes Leben ein.
    Übergangslos fiel der Gleiter in die
Tiefe.
Shanda schnappte erst nach Luft,
dann jauchzte sie vergnügt. Es war wie
früher, vor zehn, zwölf Jahren, als ihre
Eltern beinahe jedes Wochenende mit
ihr in einem der Freizeitparks auf Avateg verbracht hatten. Sie hatte von der
schnellen Abwechslung nie genug bekommen – das war vielleicht die einzige wirkungsvolle Ablenkung.
Damals wie heute.
Aber davon wusste nur sie selbst,
weil das niemanden etwas anging.
*
    Der Gleiter fiel immer noch. Hinter
Shanda erklang das furchtsame Stöhnen ihrer Mutter. Ein hörbar mühsames
Atemholen wurde daraus, als Jason
ruckartig die Maschine nach oben
zog.
    Runter, rauf, runter ... Wie ein Vogel
fliegen. Danach fühlte sich Shanda immer herrlich leicht und unbeschwert,
weil alles andere bedeutungslos wurde. Aber wenn jetzt nicht bald der Absorber einsetzte ...
    Sie stutzte. Genau das war das Wort: Absorber.
»Ich weiß es doch«, murmelte sie triumphierend. »Ich kann’s nicht einfach
vergessen haben ...«
»Was?« Ihr Vater warf ihr einen
kurzen Blick zu.
»Ab-sor-ber«, sagte Shanda betont
deutlich und stolz auf sich selbst.
»Was ist mit dem Absorber?«
»Nichts. Gar nichts. Einfach nur
so.«
Sie spürte Jasons Unruhe. Ebenso
seine Enttäuschung. Er fragte sich,
was er in all den Jahren falsch gemacht
hatte, und seine Empfindungen wurden erschreckend stark. Am schlimmsten empfand Shanda sein Selbstmitleid.
»Schluss damit!«, wollte sie aufbegehren. »Du tust mir weh.«
Mehr als ein Seufzen brachte sie
nicht hervor. Sie fror plötzlich, zog die
Arme überkreuzt an den Oberkörper
und grub die Fingerspitzen in ihre
Schultern. Als ein Handgelenk an ihr
Kinn drückte, biss sich Shanda in den
Unterarm. Der feine Schmerz ließ ihre
Benommenheit nicht mehr weiter anschwellen. Sie biss fester zu, bis sie
schon glaubte, ihr Blut zwischen den
Zähnen zu schmecken.
Mutters Hand griff von hinten nach
ihr.
»Hör auf damit, Shanda! Deine Tagträumereien sind das eine, aber wenn
du dich selbst verletzt ...«
Shanda spürte die Verzweiflung wie
eine Springflut, in der sie ertrank.
»Ich werde nicht länger zusehen! Jason und ich konsultieren einen Psychotherapeuten. Das hätten wir schon vor
Jahren tun sollen. Er muss uns helfen,
dass du deine Schwierigkeiten endlich
in den Griff bekommst.«
Shanda schaffte es nicht, sich den
heftigen Emotionen ihrer Mutter zu
entziehen. Zudem spürte sie die Enttäuschung ihres Vaters. Alles in ihr verkrampfte. Es war immer so: erst diese
schrecklichen Empfindungen, gegen
die sie keine Abwehr besaß, dann das
dröhnende Summen in den Ohren, das
den ganzen Körper erfasste, bis er zitternd versteifte.
Der Gleiter stieg nicht weiter in die
Höhe. Shanda starrte aus weit aufgerissenen Augen nach draußen. Doch
das Panorama der schneebedeckten
Gipfel verwischte für sie in trübem
Dunst. Sie nahm schon nicht mehr
wahr, was sie sah, weil die Unsicherheit ihrer Eltern intensiver als jemals
zuvor spürbar wurde.
Obwohl Shanda erbärmlich fror,
brach ihr der Schweiß aus allen Poren.
Zitternd krümmte sie sich zusammen.
»Sie kollabiert!«
Wie aus weiter Ferne hörte sie die
Stimme ihres Vaters. Seine Besorgnis,
die sie für einen Moment zu erkennen
glaubte, schlug um in distanzierte Sachlichkeit. Enttäuschte Hoffnung
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