Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

Titel: 2493 - Der Weltweise - Leo Lukas
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
erneut.
    »Gut gemacht«, lobte Sahmsivil seine Schüler. »Ihr habt euch ein paar Stunden Schlaf redlich verdient. Aber nicht an Land, sondern im Wasser, nach Art unserer Ahnen.«
    Er zeigte, wie man sich, am Rücken treibend, in Tangwedel der Baumkrone einwickelte, um während der Ruhephase nicht abzudriften. Sie stellten sich recht geschickt an, zumal fast alle diese uralte Technik bereits kannten. Binnen weniger Minuten waren sie samt und sonders eingeschlummert und schnarchten selig.
    Sahmsivil hielt Wache; für fünfzehn Quicklebendige und eine Tote.
    *
     
    Er starrte nach oben; ohne Hoffnung, dort Trost zu finden.
    Wind kam auf. Das Wetter verschlechterte sich. Dunkles Gewölk ballte sich dichter und dichter, verdeckte die hellen, auch bei Tag sichtbaren Sterne.
    Und dann fielen sie vom Himmel.
    Zuerst glaubte er, seine überreizten Nerven würden ihm einen Streich spielen: Aus Trauer und Müdigkeit halluziniere er; gaukle sich vor, sein unbedacht ausgesprochener Wunsch ginge in Erfüllung.
    Sekunden später merkte er, dass es keine Sterne waren, die aus der Wolkendecke auf ihn herabstürzten. Sondern Vögel, sechs riesige schwarze Vögel, viel größer als alles Federvieh, das er je gesehen hatte.
    Sie flogen unheimlich schnell, pressten sich, kurz bevor sie auf die Wasseroberfläche geprallt wären, in eine enge Kurve. Umkreisten die kleine, unbesiedelte Insel. Verhielten schließlich schräg über ihm, in vielleicht zwanzig Metern Höhe, böse summend wie ein Dutzend aufgescheuchter Bienenvölker.
    Und sie legten Eier. Kugeln plumpsten aus den Bäuchen der schwarzen Vögel, durchsichtige, wie aus glitzernder Luft gesponnene Sphären, in denen dunkle Wesen steckten.
    Entfernt erinnerten sie an senkrecht aufgerichtete Ckornauten, bloß ohne Schwanz und deutlich korpulenter. Details konnte Sahmsivil nicht ausmachen. Es ging zu schnell, schon waren die Lichtblasen im Meer versunken.
    Er schnappte nach Luft und stieß einen Alarmpfiff aus, mit aller Kraft, die seine Lungen hergaben. Nicht, dass er Angst gehabt hätte. Dafür war er viel zu perplex.
    Nein, er wollte seine Schüler aufwecken, damit sie dieses wundersame Ereignis nicht versäumten. Zweifelsohne handelte es sich um eine einmalige, nie da gewesene Begebenheit.
    Während seines Studiums hatte Sahmsivil oft und oft die historischen Archive nach ungewöhnlichen Vorkommnissen durchsucht, akribisch, nachgerade fanatisch. Diese Marotte pflegte er seit der Schulzeit. Es war ihm nicht gelungen, eine einzige Abweichung von der jahrtausendelangen, monotonen Routine aufzuspüren.
    Aber jetzt! Hier!
    Sein Herz raste. Plötzlich war er hellwach, als hätte jemand einen Bottich Eiswasser über ihn geleert.
    Auch seine Schützlinge kamen zu sich, schlaftrunken und grantig nach der zu kurzen, jäh unterbrochenen Ruhe. »Was ist los?«, quäkte der dickliche, meist etwas tollpatschige Razzedil.
    Unmittelbar darauf hob sich, keine zehn Meter hinter ihm, schmatzend eine der seltsamen Sphären aus dem Wasser. Das dunkle Wesen darin streckte den Arm in Richtung des Jungrüden aus.
    Für einen Moment spannte sich ein fingerdickes Seil aus gleißendem Licht zwischen der Kugel und Razzedils Kopf. Der Junge jaulte auf, gellend, doch sein Schrei erstarb sofort wieder.
    Eine schmorende Wunde klaffte in seiner Stirn. Sein Körper erschlaffte.
    Weitere Wesen in flirrenden Blasen erschienen an der Oberfläche. Und sie schossen ebenfalls, feuerten aus ihren kurzen, so harmlos aussehenden Harpunen Lichtspeere auf die gerade erst erwachten Schüler ab!
    »Flucht!«, schrie Sahmsivil. Er befreite sich aus der Schlinge des Kelpwedels und tauchte nach unten weg.
    *
     
    Sie waren überall. Wohin er sich auch wendete, eine der grauenhaften Kugeln schien schon auf ihn gewartet zu haben.
    Zwar wich er mit viel Glück den Feuerstrahlen aus, indem er Haken schlug und die verrücktesten Finten anwandte, die er im Turnunterricht beim Kampfballspielen gelernt hatte. Aber er schaffte es nicht, die Verfolger abzuschütteln.
    Verfolger? - Jäger!
    Ja. Diese zweibeinigen, zweiarmigen Wesen, die ähnliche Schutzausrüstungen trugen, wie sie Kampfballer verwendeten, allerdings starrere, unbequemere, voluminösere, machten Jagd auf ihn und die Kinder.
    Die Kinder. Sahmsivil konnte ihnen nicht helfen. Er hatte nicht einmal Zeit, seine Harpune vom Rücken zu reißen.
    Immerhin stellten sich seine Sinne allmählich auf das absolut ungewohnte, fremde Verhalten der Schlan-genköpfigen ein. Nach wie vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher