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2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

Titel: 2493 - Der Weltweise - Leo Lukas
Autoren: Leo Lukas
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erschienen überpünktlich am Treffpunkt, eines zappliger als das andere. Alle hatten schon einige Male bei Nacht getaucht. Jedoch war niemand von den neun Jungrüden und sechs Jungfähen je auch nur annähernd bis zur Peripherie des Archipels vorgedrungen.
    Sahmsivil instruierte sie geduldig. »Ihr sollt lernen, euch in unbekanntem Terrain zu bewegen. Das ist der Sinn der Sache. Ich bin bei euch, ihr braucht also keine Angst zu haben. Allerdings werde ich mich zurückhalten und nur eingreifen, wenn es nötig ist. Erinnert euch an die Regeln, die wir in den vorigen Lektionen durchgenommen haben, und befolgt sie, dann kann nicht viel schiefgehen.«
    Er kontrollierte die Messer und Harpunen, deren Pfeilspitzen und Schäfte ebenfalls aus von Hand geschliffenem Glas gefertigt waren. »Wir halten uns strikt nördlich, bis wir die äußerste Insel erreichen. Ihr wechselt euch mit der Führung ab. Ich korrigiere nur, falls ihr entscheidend vom Kurs abkommt. Teilt eure Kräfte gut ein, wir haben eine weite Strecke vor uns. Los geht's!«
    Übermütig kreischend schnellten sich die Schüler von der Plattform ins Wasser. Sahmsivil folgte ihnen, fast ein wenig neidisch ob ihrer Unbeschwertheit.
    Ckornauten waren von klein auf bestens für das amphibische Leben gerüstet, nicht nur durch die hydrodynamische Körperform. Verstärkende, knorpelige Anteile in den Atemwegen gestatteten ihnen, lange Tauchgänge bis in hundert Meter Tiefe zu unternehmen, ohne dass ihre überaus leistungsfähigen Lungen kollabierten oder die Nieren geschädigt wurden.
    Während an Land dem Geruchssinn die höchste Bedeutung zukam, war im Wasser der Sehsinn am wichtigsten. Aber wer nicht auch ohne ihn die Umgebung zu »lesen« vermochte, hatte auf Dauer wenig Chancen gegen Titanhaie,
    Dreispießwale und andere Raubtiere. Außerhalb der um die bewohnten Inseln gespannten Sperrnetze musste man jederzeit auf eine Attacke gefasst sein.
    Ein Sonar hatten die Ckornauten leider nie entwickelt. Dafür registrierten ihre Vibrissen, die Fühlhaarbüschel im Gesicht und an den Armen, minimale Wasserbewegungen über weite Strecken hinweg. Auf diese Weise konnten sie Objekte in beträchtlicher Entfernung orten.
    Weiterhin hörten sie ausgezeichnet. Unter Wasser war die Schallgeschwindigkeit aufgrund des dichteren Mediums fast fünfmal so hoch wie in der Luft und die Absorption des Schalls wesentlich geringer. Ein darauf geschultes ckornautisches Gehör lokalisierte den Ursprung von Geräuschen fast auf den Dezimeter genau.
    Nicht zuletzt ging es bei dieser Dunkelübung auch darum, dass die Schüler ihren chemosensorischen Geschmackssinn perfektionierten. Damit stellte man feinste Unterschiede im Salzgehalt des Meerwassers fest und nutzte diese Informationen, um bestimmte Ziele zu identifizieren und anzusteuern.
    Ob Ckornauten außerdem über ein eigenes »Kompass-Organ« verfügten oder sie die Himmelsrichtungen durch eine Kombination sämtlicher Sinne bestimmten - darüber gingen die Meinungen der Experten auseinander. Jedenfalls hielten Sahmsivils Schüler tadellos den Nordkurs. Er war sehr zufrieden mit ihnen.
    Nach dreieinhalb Stunden legten sie eine Pause ein. Zwischen zwei kahlen Sandbänken, die nur wenige Meter aus dem Wasser ragten, befand sich ein naturbelassenes Kelpwäldchen, in dem Sahmsivil schon öfter gerastet und seinen Hunger gestillt hatte.
    Er teilte Wachen ein, jeweils zwei an der Oberfläche sowie in dreißig Metern Tiefe, etwa auf halbmast der Algenstängel. Den Rest der Schulklasse ließ er nach Muscheln und Seeigeln tauchen.
    Er hatte keinen Appetit; vor Kummer. Dennoch zwang er sich, ausgiebig zu essen. Es wäre unverantwortlich gewesen, sich noch mehr zu schwächen.
    Mangels einer subkutanen Speckschicht benötigten Ckornauten zur Aufrechterhaltung ihrer Körperwärme sehr viel Nahrung, die ihr immens effizienter Metabolismus flott in Kalorien umwandelte. Pro Tag nahmen sie, auf mehrere Mahlzeiten verteilt, eine Menge von etwa einem Drittel des Körpergewichts zu sich.
    Sie schlugen sich die Wänste voll, wobei Sahmsivils Schützlinge einhellig erklärten, die Meeresfrüchte schmeckten um vieles besser als daheim. Danach schwammen sie weiter gen Norden.
    Plangemäß erreichten sie bei Sonnenaufgang ihr Ziel, das entlegenste Inselchen des knapp hundertfünfzig Kilometer durchmessenden Archipels. Nachdem sie das Naturschauspiel der aus dem endlosen Ozean emporsteigenden Flammenscheibe gebührend bewundert hatten, stärkten sie sich
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