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2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

2493 - Der Weltweise - Leo Lukas

Titel: 2493 - Der Weltweise - Leo Lukas
Autoren: Leo Lukas
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förderlich.«
    Er gehorchte, blickte dankbar zu seinem Retter auf und bemerkte, dass er sich geirrt hatte. Das war kein Zwinkern. Der Mann besaß nur ein einziges, rötlich gefärbtes Auge, dafür mit zwei Pupillen.
    Der... Zyklop?
    Dieser Spitzname war unzutreffend, denn das Auge befand sich nicht inmitten der Stirn, sondern links neben der Nasenwurzel. Unter der rechten Braue hingegen war nur glatte Haut.
    Erinnerungen schossen ein. Der Einäugige sah trotzdem besser als die meisten anderen Menschen. Weil er Licht bis weit in die infraroten und ultravioletten Spektralbereiche wahrnehmen konnte.
    Und er hieß ...
    »Savoire? - Aber ... du bist tot. Oder?«
    Keine Antwort. Der schwarzhaarige, fast zwei Meter große, doch sehr magere, splitternackte Mann stapfte zurück in die Brandung, um sich des nächsten schlaffen Körpers anzunehmen.
    Dr. Laurence Savoire.
    Geboren vor 53 Jahren auf dem Planeten Diakat. Gestorben am 1. November 1347 Neuer Galaktischer Zeitrechnung in GLOIN TRAITOR.
    Wie auch ich.
    Die Erkenntnis kam als Schockwelle. Wie wir alle, alle Prozessoren ESCHERS.
    Ihre Bewusstseine waren vom WELTWEISEN aufgenommen worden. Und nach dessen Attentat auf die Nadel des Chaos, auf den Elementar-Quintadimtrafer ...
    ... hätten sie sich entweder als absolut vernetzte Bestandteile der körperlosen Wesenheit wiederfinden sollen -oder das unwiderrufliche Ende, die ersatzlose Löschung, wäre eingetreten.
    Stattdessen saß er, Matheux Alan Bari, ehemaliger Professor für Hyperphysik und Globist des TERRANOVA-Schirms, dann unheilbar an Kristallpest erkrankt, hier an diesem Strand.
    Wie war das möglich? Träumte er? Erlag er einer Illusion, wurden ihm die Eindrücke suggeriert?
    Matheux wühlte seine Finger in den Sand, der sich warm und echt anfühlte. Zog die Hände wieder heraus, betrachtete sie, griff sich an den Bart, betastete die Nase. Zerrte an seinen langen, verfilzten Haaren, bis es empfindlich wehtat.
    Kopfschüttelnd schloss er die Augen und horchte in sich hinein. Sein Herz schlug heftig. Sein Rücken juckte. Er spürte auch den dumpfen, gichtigen Schmerz im linken Fuß, der ihn so lang gepeinigt hatte ...
    Früher. Vor ESCHER.
    Kein Zweifel, er war wieder ganz der Alte. In seinem alten Körper, mit denselben Beschwerden wie damals, bevor er seine materielle Existenz aufgegeben hatte.
    Es behagte ihm überhaupt nicht.
    *
     
    Unweit der Stelle, wo er Alan-Bari aufgelesen hatte, fand Laurence Savoire fünf weitere nackte Terraner, allesamt ehemalige Prozessoren. Zum Glück waren sie nicht ganz so desorientiert wie der graumähnige, schmerbäuchige Zottel.
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sie es aus eigener Kraft schafften, die flache Düne zu erklimmen, und ihnen keine unmittelbare Gefahr drohte, lief Savoire in lockerem Trab den Strand entlang. Er sah keine Fußspuren, nirgends Anzeichen von Besiedlung, keinerlei Treibgut außer Muschelschalen und braune, abgestorbene Algen.
    Zu seiner Rechten erstreckte sich ein tiefblauer Ozean, von Wind gekräuselt, ebenmäßig bis zum Horizont. Nichts störte die Einförmigkeit der Wasserwüste, weder Insel noch Schiff.
    Links von ihm, hinter den Dünen, wuchs violettes Gesträuch, das in einen Mischwald überging. Vereinzelte, hohe Bäume mit mächtigen, silbrigen Stämmen und dichten Blattkronen ragten weit darüber hinaus. Sie trugen kopfgroße, rosafarbene, stachlige Früchte.
    Wo war er?
    Und vor allem, warum?
    Müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Ihm fehlten jegliche Anhaltspunkte. Vordringlicher war die Frage: Gab es noch andere Hilfsbedürftige?
    Laurence Savoire, der frühere und nun wieder aktuelle Savoire, besaß eine schwache telepathische Begabung. Er konnte keine klaren Gedanken lesen; bloß ungefähr Inhalte erahnen und feststellen, ob sein Gegenüber die Wahrheit sagte. Selbst das funktionierte nicht bei allen und nur auf kurze Distanz.
    Ohne anzuhalten, konzentrierte er sich. Die sechs zurückgelassenen Schicksalsgenossen hatte er bereits aus seiner parapsychischen Wahrnehmung verloren. Vor ihm lag leerer, gänzlich unbelebter Sandstrand, dessen Küstenlinie sich leicht nach links krümmte.
    Ab und zu, für kurze Augenblicke, vermeinte Savoire aus dem Landesinneren diffuse Impulse zu empfangen. Er war jedoch keineswegs sicher, dass er sich nicht täuschte. Jedenfalls musste er zuerst danach trachten, etwaige weitere Bewusstlose, wie und woher auch immer Angeschwemmte, vor dem Ertrinken in der Brandung zu bewahren.
    In Sicht war
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