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2491 - Der dritte Messenger

2491 - Der dritte Messenger

Titel: 2491 - Der dritte Messenger
Autoren: Christian Montillon
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alles ... dass alles normal ist. Ich glaube, das ist auch eine Mutation. Irgendwie hat sich mein Körper verändert. Ohne Vibra-Psi kann ich nicht sein. Ich brauche es wie Sauerstoff zum Atmen und Flüssigkeit zum Trinken.«
    »Das ist verrückt.« Wenigstens klang Nar-Yan-N'ik nicht mehr spöttisch, sondern schien sich inzwischen ernsthaft Sorgen zu machen. »Du kannst doch nicht behaupten, dass ... «
    »Doch, das kann ich. Glaub mir einfach. Es ist so. Ich habe es mir nicht ausgesucht. Ich hätte auch lieber Telekinese gewählt oder Suggestion, vielleicht auch eine eher unbekannte Psi-Gabe, die man verheimlichen kann - aber man kann es sich nicht aussuchen. Die Mutation hat stattgefunden und mich verändert. Das ist ein Fakt. Vielleicht schon lange Zeit, ohne dass ich es bemerkt habe. Wie hätte ich es auch merken sollen? Dem Vibra-Psi konnte man ja nicht entgehen.«
    Die beiden Kartanin saßen allein in der Zentrale der JOHSAB. Die OREON-Kapsel trieb neben den 2049 anderen im Leerraum bei Rendezvous-Gamma. Entgegen dem ursprünglichen Plan, jede Kapsel mit einer Pilotin auszustatten, waren an Bord einiger Friedensfahrer Schiffe mehrere Kartanin. Das lag manchmal an besonderen Umständen -dem Schiff des Patrons wollte man beispielsweise ein »Redundanzsystem« mitgeben -, manchmal an Wünschen des Besitzers und manchmal an Sachzwängen.
    Momentan blieb ihnen nichts anderes übrig, als tatenlos abzuwarten. Der Friedensfahrer, der die JOHSAB befehligte, war ein Wörrianer; wie alle Angehörigen seines Volkes trug er keinen Eigennamen. Vor einigen Stunden hatte er die Kapsel verlassen, um sich mit einigen Mitgliedern seines Geheimbunds zu treffen. Die Vibra-Pilotinnen waren allein zurückgeblieben.
    Es mangelte ihnen an nichts. Der Wörrianer hatte Essen und Trinken in Fülle gehortet und ihnen freien Zugang gewährt. Ca-Her-L'ron nippte hin und wieder an einem blutroten Getränk, in dem unablässig feine Bläschen nach oben stiegen und beim Zerplatzen blauen Nebel freigaben, der unendlich süß roch. Allerdings schmeckte es ätzend bitter, was angeblich den besonderen
    Reiz ausmachte. Es würde nie zu Ca-Her-L'rons Lieblingsgetränk werden.
    Nar-Yan-N'ik hingegen trank es literweise. »Und jetzt? Wie soll ich dir helfen? Ich schulde dir ohnehin etwas.«
    »Siehst du es also endlich ein?«
    Ein leises Fauchen drückte die Scham ihrer Kollegin überdeutlich aus. »Ich kann es nicht abstreiten. Hätte ich diesen Fehler nicht gemacht, wäre die JOHSAB nicht beschädigt und du logischerweise auch nicht durch dieses Feuer verletzt worden. Es tut mir leid.«
    Ca-Her-L'ron blickte auf den linken Arm, wo das Fell fast über die gesamte Länge verbrannt war. Ihr Schutzanzug war bei dem energetischen Chaos in der Zentrale ausgefallen und hatte gebrannt. Bis sie ihn sich vom Leib gerissen hatte, war eine Menge Zeit vergangen. Zu viel Zeit.
    Ohne die ständigen Injektionen des Medoroboters wäre Ca-Her-L'ron momentan wohl nichts anderes als ein wimmerndes Häufchen Elend. Das Schmerzmittel hielt sie jedoch auf den Beinen. Sie sah keinen Sinn darin, in eines der großen Schiffe zu wechseln und sich in eine Medostation zu legen. Es würde auch so heilen, hatte der Roboter versichert.
    »Hörst du?«, fragte Nar-Yan-N'ik. »Es tut mir leid!«
    Ca-Her-L'ron verweigerte ihr die Worte, die sie offensichtlich hören wollte. Sie war nicht bereit dazu, ihr zu vergeben. »Du hast gefragt, wie du mir helfen kannst. Begeh das nächste Mal keinen Fehler mehr! Wir werden bestimmt bald wieder in einen Einsatz fliegen. Aber zunächst einmal könntest du mir einfach zuhören. Mir ist es gleichgültig, ob ich die einzige Kartanin oder von mir aus das einzige Wesen im gesamten Multiversum bin, das durch die Abwesenheit des Vibra-Psi leidet. Es ist einfach so!«
    »Ich glaube dir. Unter uns gibt es immer wieder Mutationen, seit unsere Galaxis abgeriegelt ist. Warum also nicht das? Es klingt logisch. Und du bist bestimmt nicht die Einzige, der es so ergeht. Ich habe da so einige Geschichten gehört von schrecklichen Kreaturen, die im Dienst der Terminalen Kolonne stehen. Manche sollen sogar vom Vibra-Psi abhängig sein.«
    Sie schlürfte das Getränk leer. Ihr Kehlkopf zog sich zusammen, als sie schluckte. »Na toll. Irgendwelche schrecklichen Kreaturen und ich. Da bin ich ja in guter Gesellschaft.«
    *
     
    Ca-Her-L'ron duschte. Sie genoss es, das ständig wiederaufbereitete Wasser durch ihr Fell rinnen zu lassen. Der Wörrianer hatte ein Faible
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