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2491 - Der dritte Messenger

2491 - Der dritte Messenger

Titel: 2491 - Der dritte Messenger
Autoren: Christian Montillon
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nicht vorstellen.
    Er atmete flach, um dem penetranten Parfümgeruch zu entgehen.
    Das Gespräch mit Cosmuel hatte ihm geholfen, seine Prioritäten neu zu ordnen. Gerade in diesen Stunden durfte er sich nicht von Selbstzweifeln ablenken lassen.
    Vielleicht war seit seinem Beitritt zum Geheimbund der Friedensfahrer alles zu schnell gegangen, und vielleicht hätte er nicht zum Patron gewählt werden dürfen.
    Vielleicht dies, vielleicht das.
    Doch die Umstände hatten ihn getrieben. Ob es ihm gefiel oder nicht, ändern ließ sich ohnehin nichts mehr daran. Er hatte sich nicht nach der Machtposition gedrängt, die ihm verliehen worden war.
    Aber als Sohn von Perry Rhodan schien es ihm in die Wiege gelegt zu sein, Handlungsbedarf zu erkennen.
    Er gab sich einen Ruck. »Spiel eine der Botschaften an mich ab!«, forderte er.
    »Welche, Kantiran?«, fragte die künstliche Stimme des Bordrechners.
    »Lass den Zufall entscheiden.«
    Ein Holo baute sich vor ihm auf, gerade so weit entfernt, dass er es als angenehm empfand.
    Bei dem Gedanken an die Macht des Zufalls fragte er sich eine Sekunde lang, wie alles gekommen wäre, wenn damals Thereme nicht ermordet worden wäre. Heute erinnerte nur noch der Name seiner OREON-Kapsel an seine erste große Liebe, die ihn, nach langen Jahren der seelischen Einsamkeit, erst Cosmuel Kain allmählich vergessen machte, dass die tiefe, zerstörerische Verletzung zu einer Narbe in seiner Biografie verheilte.
    Das Hologramm zeigte ein bleiches Gesicht, das von grünlichen Dämpfen umgeben war. Sie quollen aus einer Reihe von kiemenartigen Öffnungen am Hals und umschmeichelten die doppelte Kinnspitze. »Ich schließe mich hiermit der Masse an, Patron Kantiran.« Jedes Wort aus dem breiten Mund zerwirbelte die Dämpfe. »Meine Gratulation und meinen Dank. Du sollst wissen, dass ich Farigu Scot Elien gewählt und mich laut gegen deine Kandidatur ausgesprochen habe. Als jedoch die Gründermutter aufgetaucht ist, habe ich meine Meinung geändert. Ich schäme mich, dass ich so verbohrt war. Ich hatte mich geirrt.« Die Dämpfe veränderten die Farbe zu einem schmutzigen Blau, dann erlosch das Holo.
    Einen Moment überlegte Kantiran, dem Friedensfahrer zu antworten. Es gab so viel, was er auf dieses ehrliche Bekenntnis zu sagen hätte. Doch er entschied sich dagegen. Es führte zu weit, und Zeit wäre ohnehin nicht dazu geblieben.
    Mit jenem leisen, kaum wahrnehmbaren Zischen, das Kantiran absolut vertraut war, öffnete sich hinter ihm die Tür zur Zentrale.
    Er erwartete, Cosmuel zu sehen oder die beiden Kartanin, doch er täuschte sich. Schwere, schlurfende Schritte veranlassten ihn, sich umzudrehen. Er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können.
    Generalin Kamuko trat ein.
    *
     
    Ihre Bewegungen waren mitleiderregend kraftlos. Sie wirkte hinfällig und gebrochen. Eine Ausstrahlung intensiver Krankheit ging von ihr aus.
    Doch Kamukos hellgrüne Augen verstrahlten Kraft, die einen Hauch der Stärke erahnen ließ, die die Generalin früher ausgezeichnet hatte; vor zwanzig Millionen Jahren, als sie ARCHETIMS Heerführerin gewesen war. Die dunklen Schatten um ihre Augen waren geringer geworden. Der perlmuttfarbene Ohrschmuck, der mit der dunklen Gesichtshaut kontrastierte, pendelte bei jedem Schritt.
    »Kantiran«, sagte sie. Sonst nichts. Als sei es eine Selbstverständlichkeit, dass sie ihre Kabine verließ.
    In der linken Hand hielt sie eine Flasche, die sie ansetzte und trank. Ein roter Tropfen rann übers Kinn und fiel auf den Brustteil der Nachtlicht-Rüstung, die sie immer noch trug - natürlich. Seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden hatte sie sie nicht mehr abgelegt.
    Dieses Machtinstrument, das vor Ewigkeiten eigens für sie entwickelt worden war, bildete geradezu einen eigenen Körperteil der Generalin. Zweifellos verdankte sie der Rüstung ihre extreme Langlebigkeit. Kantiran fragte sich, ob ein Ablegen Kamukos Tod nach sich ziehen würde.
    Vielleicht hätte sie sogar die kompletten Jahrmillionen seit ihrer Geburt überlebt, wenn sie beim Kontextsprung der JULES VERNE nicht annähernd bis in die Gegenwart mitgerissen worden wäre. So jedoch hatte sie nur einige Jahrtausende subjektiver Lebenszeit hinter sich gebracht.
    Eine Zeitspanne, die sie gebrochen hatte, ebenso wie die Tatsache, dass sie schon zweimal im Kampf gegen Negasphären eine Fehlentscheidung getroffen hatte und sich deswegen für den Tod zweier Superintelligenzen verantwortlich fühlte.
    Deshalb hatte sie sich im System
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