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2488 - Hinter dem Kernwall

2488 - Hinter dem Kernwall

Titel: 2488 - Hinter dem Kernwall
Autoren: Michael Marcus Thurner
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zeigte sich von Tag zu Tag unberechenbarer.
    Aber auch die regulären Schiffseinheiten der Terminalen Kolonne hatten mit Schwierigkeiten zu kämpfen. So trudelten vermehrt Nachrichten über Traitanks ein, die den ortungstechnischen Erschwernissen Tribut zollen mussten. Gegnerische Einheiten strandeten im Nirgendwo oder wurden von plötzlich entstehenden Tryortan-Schlünden aufgefressen.
    Mit großer Genugtuung beobachteten Nuskoginus und seine Gefährten, wie ein Botenschiff in das Zentrum eines Hyperenergie-Orkans gerissen und von den dort herrschenden Gewalten zerrieben wurde.
    Nein; es war mehr als Genugtuung. Die Gefühle, die sie spürten, waren am ehesten mit ... Lust zu beschreiben.
    Die ehemals Mächtigen hatten sich verändert. Der Sprung von Universum zu Universum, der mehrfache Strangeness-Wechsel innerhalb kurzer Zeit hatte ihr emotionelles Innenleben umgekrempelt. Die Anstrengungen hatten - nicht nur an ihrem Äußeren - Spuren hinterlassen.
    Natürlich waren ihre Stimmungsbilder längst nicht so ausgeprägt wie jene der Terraner. Sauerstoffatmer besaßen generell ein breiteres Band an Emotionen und gaben sich Launen hin, für die Nuskoginus noch nicht einmal Bezeichnungen fand.
    Sie hatten neue Facetten und Tiefen ihres Daseins erforscht - aber auch Wandlungen durchgemacht. Sie sprachen nunmehr miteinander und verzichteten weitgehend auf den Einsatz der telepathischen Stimmen.
    Kafug ließ die Dinge gerne schleifen, Deltoro grübelte darüber, ob er nicht eine Frau in einem Männerkörper war. Dumgard, der als der Ruhigste ihrer kleinen Gruppe gegolten hatte, wirkte nachgerade extrovertiert. Wenn er, trunken von exotischen Dämpfen, schmutzige Zoten erzählte, ähnelte er mehr einem Geschichtenerzähler aus der Gosse ihrer gyshanianischen Heimat denn einem Mächtigen, der Tausende Galaxien bereist hatte.
    Und welche Änderungen hatte er, Nuskoginus, durchgemacht?
    Nun - vielleicht war er weicher geworden und hatte gelernt, Kompromisse einzugehen. Selbstverständlich sah er sich noch immer als Anführer ihrer kleinen Gruppe, als Gleicher unter Gleichen. Doch er traf die Entscheidungen nicht mehr, ohne zuvor die Argumente der anderen gehört zu haben. Selbst die des stets mürrischen Karrilla.
    Nuskoginus sichtete die nähere Umgebung des terranischen Verstecks. Der Ortungsschatten der Riesensonne Valadock erfüllte seinen Zweck. Wer auch immer diesen Platz gewählt hatte - er hatte gute Arbeit geleistet. Alle Anzeichen sprachen dafür, dass sich die Hypersturmfront im Umfeld des Blauen Riesen nicht so rasch wieder auflösen würde. Und dennoch gab es immer wieder kurze Phasen der Ruhe, die die Terraner für ihre Zwecke nutzen konnten.
    »Es ist jeden Augenblick so weit«, sagte Deltoro, der Ängstlichste von Nuskoginus' Begleitern. »Wir müssen aufpassen. Wir dürfen nicht versagen. Diesmal nicht ... «
    »Ich weiß.«
    Nuskoginus überließ die weitere Sichtungsarbeit Aquinas.
    Der birnenförmige Roboter, ein Zerrbild seines früheren Selbst, erledigte die Aufgabe mit dem üblichen Gleichmut. Die Anwesenheit der Mächtigen in der Zentrale des Klippers war derzeit nicht erforderlich.
    Nuskoginus sehnte sich nach einer ordentlichen Hautschrubbung mit dem Stahlkamm. Seine Schuppenhaut, von den Methanzusätzen ölig und welk geworden, bedurfte der Pflege. Er würde sich in seinen Kabinentrakt zurückziehen, in den Kratzhain hinabtauchen und ...
    »Ich habe eine Ortung«, unterbrach Aquinas seine Gedanken. »Vierzig Lichtjahre von hier entfernt ist vor wenigen Minuten eine Schlachtflotte der NK Hangay materialisiert. TRAI-TORS Patrouilleneinheiten werden sie in Kürze orten. Und dann ... «
    Ja, und dann.
    *
     
    Die Noquaa-Kansahariyya Hangay, auch »Neuer Bund der Zweiundzwanzig« genannt, war die einzige größere Widerstandsorganisation im Inneren dieser Galaxis, und auch sie kämpfte auf verlorenem Posten.
    Die NK schaffte es gerade mal, eine Art Netz aufrechtzuerhalten, Informationen über TRAITORS Machenschaften auszutauschen und sich in Guerillataktik zu üben. Die Erfolge waren rar gesät, die Verluste hingegen groß.
    Irgendwann würde die NK ausbluten und als Fußnote im Geschichtsbuch dieser Sterneninsel enden, befürchtete Nuskoginus.
    Die Bilddarstellung zeigte eine zahlenmäßig beachtliche Flotte von mehreren hundert NK-Einheiten. Sie bestand großteils aus Trimaranen, sowohl typisch kartanischen als auch solchen, die er den Hauri zuordnen konnte; vereinzelt entdeckte er auch schlanke
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