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2482 - Der ewige Kerker

Titel: 2482 - Der ewige Kerker
Autoren: Unbekannt
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aussetzen."
    „Einfach so?"
    „So einfach. Das Objekt wurde von ESCHER als Quartier der Neganen Stadt deklariert."
    Nun hatte Hajmo endgültig Feuer gefangen. Aufgeregt wie lange nicht mehr besah er sich die zahlreichen holografischen Pläne in Djatos Logistik-Zentrale.
    Ein gutes Dutzend großer, bis zu zwei Kilometer durchmessender Teile sollte im Orbit von Winola III entstehen. Vielen davon gemeinsam war, dass jeweils eine Seite eine gewisse Krümmung aufwies.
    Flansche ... Segmente eines Kreises mit rund 4,7 Kilometern Gesamtumfang ...
    „Das SOL-Mittelteil!", rief Hajmo, als der Galax gefallen war. „Ich werd verrückt – ihr baut eine Verkleidung für die SOL!"
    Der Barniter tippte ihm auf die Brust.
    „So ist es. Und das, mein Lieber, hast du noch nie gesehen. Weshalb du mir jetzt aus der Kantine vier Schokopfannkuchen holen wirst. Und vergiss den Sirup nicht."
    „Wir haben nur um zwei gewettet."
    „Schon in Ordnung", sagte Jawna, ihre Augenbrauen hebend. „Die beiden anderen gehen auf meine Rechnung."
     
     
    Zweite Ebene:
    Flehende Fische
     
    Fast die gesamte Stirnwand des Zimmers nahm ein Gobelin ein, dicht gewebt aus Wollfäden, deren satte Farben ein schlieriges, immer wieder gebrochenes Muster ergaben. Mit Sicherheit besaß es eine Bedeutung.
    Aber welche? Wie sie den Wandteppich auch betrachtete, von ganz nah oder aus der entferntesten, diagonal gegenüberliegenden Ecke des tür- und fensterlosen Raums – er offenbarte ihr nichts, weder Bild noch Schrift.
    Ganz links, knapp über dem Boden, ragte eine Tafel hervor. Je vier Sensorflächen, in drei Reihen angeordnet, trugen unbekannte Symbole. Die zwölfte, rechts unten, war um ein weniges erhaben und auch durch ein intensiveres Rosa von den anderen abgesetzt.
    Müßig, daran herumzuprobieren.
    Weiter!
    Wie schon in der Versorgungsnische, erwiesen sich auch im Arbeits- und Entspannungsbereich die meisten Schränke als verschlossen. Bis auf einen Kasten neben der Schlafkoje, in dem sie Kleidung vermutet hatte.
    Stattdessen enthielt er nur ein weiteres Zahnrad und ... einen Arm.
     
    *
     
    Im ersten Schreck fuhr sie zurück.
    Dann gewann ihre Vernunft wieder die Oberhand. Es handelte sich natürlich nicht um einen Leichenrest – die Luft roch rein, geradezu aseptisch –, sondern um ein robotisches Konstrukt.
    Welches allerdings frappierend einem halb verwesten, biologischen Körperteil ähnelte.
    Der Arm hatte drei Kugelgelenke.
    Die stählernen Knochen wurden von Plastikknorpeln und straffen, öligen, leistungsfähig anmutenden Kunstmuskeln verbunden. Drei kräftige, viergliedrige Finger; zwei symmetrisch angeordnete Daumen. Am anderen Ende eine Schnittstelle mit offenen Kontakten dort, wo sie in die entsprechende Schulterkapsel eingefügt werden sollte.
    Diese Spiele werden immer kranker, dachte sie und fragte sich gleich darauf, wie sie zu dieser Einschätzung kam.
    Ihren Widerwillen überwindend, fasste sie den Roboterarm an und hob ihn hoch. Er war schwer.
    Und momentan vollkommen nutzlos.
    Daher legte sie ihn auf einem der niedrigen Beistelltische ab und beschloss, sich den noch unerforschten Regionen ihres Gefängnisses zu widmen.
    Sie musste danach trachten, einen Überblick zu gewinnen. Hier hing alles mit jedem zusammen. Das größere Ganze und die Querverbindungen zu erkennen, darum ging’s.
    Auf einer hübsch geschwungenen, alabasterfarbenen Kommode ruhte die Statue eines Zwergs, angesichts des unbekleideten Unterleibes eindeutig männlich; allerdings war er so fett, dass ihn manches Weibchen um seine Brüste beneidet hätte. Die Beine übereinandergeschlagen, hockte er auf einem steinernen Würfel.
    Der Marmor dieses Sockels war verwittert, abgeschliffen von längst ausbleibenden Umwelteinflüssen. Vor einer halben Ewigkeit hätte man die Inschriften vielleicht noch entziffern können. Jetzt stellten sie nur mehr unleserliche, verwischte Reminiszenzen dar.
    Froh wäre ich, wenn ich wenigstens solche Erinnerungen besäße.
    Der Zwerg hielt in seinen vier Armen, die er über den halbkugelförmigen, dreiäugigen Kopf reckte, eine antik wirkende Sanduhr. Immerzu rieselte es von oben durch die enge Taille des Glasgefäßes in dünnem Strahl nach unten.
    Aber nichts änderte sich. Der Sand wurde weder oben weniger noch unten mehr – als stünde die Zeit, während sie unaufhörlich verfloss, doch zugleich still.
    Weiter.
    Schräg visa-vis, auf einem löchrigen Gestell, dessen lindgrüne Lackierung gesprungen und teilweise
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