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2481 - GÃŒnstlinge des Hyperraums

Titel: 2481 - GÃŒnstlinge des Hyperraums
Autoren: Unbekannt
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Rapportieren und Lästern, ein Bekennen und Buhlen, verwandelt in Hymnen, Geständnisse, Zoten voller Lebenssucht.
    Latifalk Acht-Acht verstand kein einzelnes Wort, aber er verstand, dass es alles in allem ein Ruf war.
    Am Ende eines langen Arbeitstages Latifalk Acht-Acht wurde gerettet und repariert.
    Jahrzehnte vergingen ...
    Latifalk Acht-Acht und Scocolta Zwei-Null, sein junger Partner und Schutzbefohlener, rollten heim in das Reine Domizil. Sie schalteten sich ein in die Permanente Rechnung von GLOIN TRAITOR. Ohne Auftrag. Zur Entspannung.
    Latifalk Acht-Acht sichtete die Zahlenströme, die im künstlichen Bewusstsein der Supratroniken ihre Weg suchten, mäandrierten, sich vereinigten und wieder ausfächerten, pulsierende Deltas bildeten und sich unter Gleichungskaskaden in vieldimensionale Rechenräume ergossen.
    Beiläufig und aus reiner Gewohnheit beschleunigte er hier und da die Kalkulation, kanalisierte die Ströme und verkürzte einige Algorithmen, die ihm in ihrer vollen supratronischen Breite fade und in ihrer Konventionalität blind für alles Neue schienen.
    Er bemerkte die mentale Anwesenheit Scocolta Zwei-Nulls, das Staunen des immer noch neuen T-Prognostikers über die Souveränität seines erfahrenen Partners.
    Eigentlich, hörte Latifalk Acht-Acht ihn denken, sind wir es, die die Kolonne TRAITOR lenken, nicht wahr?
    Manchmal denke ich, dass nichts und niemand die Kolonne lenkt. Dass ihre Steuerleute, selbst der Chaopressor, nichts sind als ihre Passagiere. Ihr Mitbringsel für entlegene Zeiten und Zivilisationen.
    Latifalk Acht-Acht entdeckte einen winzigen Zahlenriss in einer Gleichungskaskade, ein kalkulatorisches Defizit, das, würde die Gleichung in eine höheroder niedrigerdimensionale Ebene transformiert, von Null ununterscheidbare gewesen wäre.
    Aber Latifalk Acht-Acht ahnte die ferne Erschütterung voraus, die sich in den künftigen Termen andeutete und die eine simple Supratronik überrechnen würde – nicht aber ein T-Prognostiker.
    Wenigstens keiner vom Rang Latifalk Acht-Achts.
    Er spürte den Beifall Scocola Zwei-Nulls, seine Euphorie: So prognostizieren zu können muss die Erfüllung sein!
    Oh ja, dachte Latifalk Acht-Acht heiter und kapselte sich ab.
    Er spürte die Irritation von Scocolta Zwei-Null. Du willst mich nicht an der Erfüllung teilhaben lassen. Das verstehe ich. Ich soll sie mir selbst erarbeiten. Werde ich sie erreichen?
    Latifalk Acht-Acht öffnete seine mentale Kapsel und sagte: Ohne jeden Zweifel. Nimm es nicht persönlich, wenn ich mich verkapsele. Ein wenig Privatsphäre gehört vielleicht zur Erfüllung.
    Gewiss, erwiderte Scocolta Zwei-Null.
    Der Zahlenriss schloss sich langsam, abgeschirmt von hypermathematischen Geleitrechnungen.
    Habe ich einen Fehler gemacht?, erkundigte sich die federführende Supratronik.
    Aber nein. Nur eine winzige Fraktur im Bedeutungskontext einer Zahl. Du und deinesgleichen rechnen eben manchmal etwas ungestüm.
    Wie gut, dass wir in dir und deinesgleichen so feinfühlige Partner haben, dachte die Supratronik.
    Latifalk Acht-Acht versuchte, eine Prise Ironie aus dieser Bemerkung herauszuschmecken. Aber das künstliche Bewusstsein war frei von jedem Hintergedanken, eintönig wie ein vereistes Meer.
    „Ich muss noch einmal tiefer in den Zahlenstrom, verzeih", teilte er Scocolta Zwei-Null in Funksymbolen mit, versenkte sich und schloss die Bewusstseinskapsel ganz. Die Erfüllung! Er wollte dem Jüngeren die Arbeit nicht verleiden, aber je länger Latifalk Acht-Acht der Kolonne dienstbar war, desto weiter schien ihm die Erfüllung zu entrücken.
    Vielleicht war die uralte Verheißung nichts als Lockspeise, und langsam verlor er den Appetit.
    Lange Zeit hatte er das Gefühl gehabt, die Kolonne TRAITOR böte ihm festen Boden, ein Gehäuse, in dem er unvergängliche Geborgenheit finden konnte.
    Aber in den letzten Jahren hatte sich das Gehäuse als porös erwiesen. Jedenfalls eine Wand dieses Gehäuses: die Rückwand nämlich, die ihn vor der eigenen Vergangenheit abschirmte.
    Begonnen hatte es wenige Monate nach Canzuris Tod in seinen Traumphasen, die er mit seinem Cyborg-Leib nach Belieben schalten konnte. Er hatte sich gewehrt gegen diese Träume, sich ihnen aber schließlich ergeben müssen. Seit Jahren nun infiltrierten sie auch sein waches Bewusstsein, und ihm war, als ob er ein Zweitleben führte, das parallel lief zu seiner Existenz als T-Prognostiker.
    In diesem Traumleben saß er neben Canzuri auf Paun, blickte hinab auf die
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