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2481 - GÃŒnstlinge des Hyperraums

Titel: 2481 - GÃŒnstlinge des Hyperraums
Autoren: Unbekannt
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Unsterblichkeit gewährt. Aber dein Neo-Leib konserviert dein Gehirn und das neuronale Steuergewebe."
    „Wie viele Jahre?"
    „Jahre? Jahrhunderte!"
    „Als du meinen Körper aufgelöst hast, hast du ... ich meine, ich hatte etwas bei mir, das ..."
    „Interessantes Stück", sagte der Anatom und hielt sich das Stück Plunder vor Augen. „Ich habe mir gedacht, dass du es behalten willst. Du willst es doch behalten, oder?"
    „Ja", sagte Latifalk Acht-Acht.
    „Ich habe gleich gemerkt, dass du sentimental bist", sagte der Anatom. „Sentimental, aber das gefällt mir!"
     
    *
     
    Latifalk Acht-Acht absolvierte das anstehende Training zusammen mit Tebaku Sechs-Neun. Allmählich entwickelten sie ein neues Körpergefühl. Tatsächlich empfanden sie ihre jetztige Existenzform als Verjüngung. Palkari bewegten sich bevorzugt in jungen Jahren im Rollmodus; ältere Individuen zogen die stabilere Gangart vor.
    Der Neo-Leib verfügte über keinen Leibfuß. Sie rollten wie in jungen Jahren.
    Latifalk Acht-Achts Schlaf- und Wachverhalten hatte sich verändert. Er kam tagelang ohne Schlaf aus; er konnte Schlaf- und Wachperioden hundertfach im Minutentakt wechseln und fühlte sich restlos erfrischt; er vermochte Wach- und Traummodus zu vermischen und erlebte so Bewusstseinszustände von gleichzeitig großer Entspannung und halluzinatorischer Klarheit.
    Eines Tages, wieder auf innerer Entdeckungsreise in seiner neuen Existenzform, bemerkte er neuartige Denkorgane, die noch nicht in Gebrauch waren. „Wozu dienen diese Kapazitäten?", erkundigte er sich bei Schimt.
    „Du hast sie also erspäht!", staunte der Anatom. „Überraschend früh. Dein Körperbewusstsein entwickelt sich prächtig."
    Latifalk wollte mit der Zunge lachen.
    Er besaß keine Zunge mehr. Wie soll ich meine Gefühle zeigen? Fühlte er überhaupt noch? Er dachte probehalber an Canzuri.
    Oh ja, er fühlte noch!
    „Konntest du diese Kapazitäten lokalisieren?", fragte Schimt.
    „Nicht exakt. Sie könnten mit meinen beidseitigen Nabenorganen in Zusammenhang stehen."
    „Hättest du Lust, diese These zu überprüfen?"
    „Ja."
    Suizan Schimt führte Latifalk Acht-Acht durch einige Sektionen der Bark.
    Sie erreichten einen Raum, der rundum mit blauen Platten aus glasierter Keramik gekachelt war. Aus der Wand entsprang eine bogenförmige Gitterkonstruktion, die eine Parabel beschrieb und am Ende in eine runde Schaltstelle auslief. Diese Schaltstelle befand sich exakt in der Höhe von Latifalk Acht-Achts Nabe. Intuitiv wusste er, was zu tun war. Er rollte auf den Anschluss zu, schwenkte die Kunststoffkappe von der Nabe und stellte über das elektromechanische Seitenorgan eine Verbindung her.
    Latifalk hatte tausendfach mit Supratroniken gesprochen, hypermathematische Rechnungen verglichen, Lösungswege disputiert. In diesem Augenblick erkannte er, dass er bislang nur den Abglanz des supratronischen Denkens kennen gelernt hatte, die zweidimensionale Skizze einer ganz anders gearteten Wesenheit.
    Der erste Eindruck war der einer kaum erträglichen Helligkeit, eines strahlenden Denkens, das über die Materie hinstrich und ihre Abgründe mit seinem Intellekt ausleuchtete, in Terme verwandelte und verrechnete.
    Latifalk Acht-Acht erschrak beinahe vor der mentalen Architektur der Künstlichen Intelligenz. Der Geist der Supratronik reichte nicht nur tief in die fünfte Dimension, sondern war auf eine ihm unbegreifliche Weise hoch in der sechsten verankert, wo sich das Denken personalisierte.
    Latifalk Acht-Acht näherte sich diesen sechsdimensionalen Basen des supratronischen Geistes zunächst, scheute dann aber zurück vor dem formelhaften Bewusstsein, das dort in seiner hypermathematischen Herrlichkeit residierte, ein an allem materiell Seienden interesseloses mentales Phantom.
    Nicht der Rechnende begeisterte ihn, sondern die errechnete Welt. Sie öffnete sich ihm, gleichwie wenn ein Vorhang zerriss, Tore aufsprängen, ein neues Universum sich vor ihm auftat und spreizte.
    Plötzlich wusste er: Es war diese Welt verklärter Mathematik, die er immer gewollt hatte, von der er sich Erfüllung erhoffte. Die Erfüllung, die Auflösung, die Lösung, die vollkommene Befriedigung brach herein, und mit entzücktem Aufjauchzen entwirrte sich alles zu einem kristallinen, völlig durchsichtigen Zahlenkosmos, der ihn aufnahm wie einen verirrten Wanderer, der endlich heimgefunden hatte.
    Was nun begann, war ein Fest, ein Triumph, eine zügellose Orgie seines Bewusstseins in dieser
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