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247 - Der Kerker der Pandora

247 - Der Kerker der Pandora

Titel: 247 - Der Kerker der Pandora
Autoren: Mia Zorn
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Und aus der Ferne schrien und jammerten die Sammler. Dann war es vorbei.
    Es wurde still.
    Totenstill.
    Barah und Spenza hatten sich flach zu Boden geworfen. Jetzt schauten sie sich ratlos an. »Zu kurz für ein Beben«, flüsterte der Woormreiter.
    »Ein Pilzfeld«, keuchte die Jägerin und sprang auf. Bevor Spenza noch auf die Füße kam, schlug sie sich bereits durch das angrenzende Dickicht. Er folgte ihr. Durch Gestrüpp und brennende Nesseln. Über Moosfelder und Wurzeln. Zwischen den mächtigen Stämmen der Baumriesen hindurch. Schließlich erreichten sie eine Lichtung, in deren Mitte ein breiter Riss klaffte. An dessen Rand angekommen, blickten die Gefährten voller Entsetzen in die Tiefe: ein dunkler Schlund. Kein Laut, kein Lebenszeichen von den Sammlern. Nur der moderige Geruch und kleine Staubwolken, die nach außen drangen.
    Fassungslos glitt ihr Blick über die aufgebrochenen Wände der Erdspalte. Unzählige helle, faserartige Flechten wucherten daraus hervor.
    Barah klammerte sich an Spenzas Arm. »Sie sind wieder da«, keuchte sie. »Die Pilze sind wieder aktiv! Es ist, wie die Priesterin prophezeit hat: Die Pilzfelder werden irgendwann den Untergang der Menschen bedeuten!«
    ***
    In Taraganda
    »Taraganda wurde von einer Göttin erschaffen«, behaupteten die meisten, die dieses Land zum ersten Mal bereisten. Seine üppige Vegetation, die weichen Rundungen der Berghügel, die sich aus der Erde erhoben, und die Feuchtigkeit der Nebelwälder brachten sie wohl auf diesen Gedanken. Viele der Einheimischen nannten Taraganda das »Land der tausend Hügel«. Und manche nannten es einfach Taraganda.
    So auch der Zilverbak-Stamm, dem Lay angehörte. Für Großmonkees und Glatthäute war dies alles Taraganda: der Bergwald, in dem sie lebten, die beiden Seen am Fuße ihres Territoriums und die uralte Ruinenstadt, in der sie sich angesiedelt hatten.
    Sie lag im Schutze von mächtigen Baumriesen und einem gewaltigen Felsmassiv. Nur einmal am Tag, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, schafften es ihre Strahlen, die dichten Baumkronen zu durchdringen. Wie goldene Finger strichen sie dann über die moosbewachsenen Pfade zwischen den kleinen Bambushütten, die verwitterten Stufen, die in die unterirdischen Behausungen führten, und die Leitern aus Flechten, über die Zilverbaks und Menschen ihre Laubnester in den Bäumen erreichen konnten.
    In einem dieser Laubnester hatte sich Lay niedergelassen. Seit dem frühen Morgen beobachtete sie die Fremden, die mit gesenkten Köpfen und hängenden Schultern über den Hauptweg zur Ruinenanlage zogen. Flüchtlinge! Seit der vergangenen Nacht trafen sie hier in kleinen Gruppen ein. Manche hatten nichts weiter als ein Proviantbündel bei sich, andere zogen Karren mit ihrem gesamten Hausrat hinter sich her. Sie kamen von den Dörfern jenseits des Zilverbakgebietes. Dort wo das saftige Weideland an den Wildwald grenzte.
    Müde und erschöpft waren sie. Bei vielen war jeder Glanz ihrer Augen erloschen. Ausdruckslos und ohne jede Regung ließen sie sich in die Ruinen führen, wo sie eine Zeitlang bleiben durften.
    Lay schauderte. Schon immer wurden von den Alten schaurige Geschichten über diesen Wald erzählt. Darin war er bevölkert von schrecklichen Geistern und Dämonen. Bislang hatte sie geglaubt, mit diesen Legenden wolle man nur die Kinder erschrecken, damit sie sich nicht allzu weit vom Schutz der Siedlung entfernten.
    Doch nun schienen sich diese Geschichten zu bewahrheiten: Geister seien aus dem Wald gekommen und hätten ihre Dörfer überfallen, berichteten die Flüchtlinge. Näher beschreiben konnten sie die Angreifer nicht. Geister eben. Wie aus dem Nichts waren sie plötzlich erschienen und verschlangen Mensch und Tier.
    Weder die Nackthäute, noch die Zilverbaks konnten sich einen Reim darauf machen. Und der große Subabak Azzarr war nicht da, um das Rätsel zu lösen. Seit Wochen schon war er mit einer Rotte Kampfpelze unterwegs, um ein Rudel angriffslustiger Lioons zu vertreiben, das ihr Territorium unsicher machte. Sein Rat und seine Entschlossenheit fehlten Lay. Nicht, dass sein Sohn Zarr als Sububabak seine Sache nicht gut machen würde, doch seit Tagen zögerte er, sich mit ihr auf die Suche nach Rulfan zu machen. Und seit er wusste, dass sie schwanger war, wachte er mit Argusaugen über jeden Schritt, den sie tat.
    Wieder seufzte Lay. Sie dachte an den Tag, an dem sie sich von dem kräuterkundigen Lörk ein Mittel gegen ihre morgendliche
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