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2459 - Komplex Astrovent

Titel: 2459 - Komplex Astrovent
Autoren: Unbekannt
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blendendem silbrigem Schnee. Er konnte nichts mehr sehen. Er rieb sich die Augen.
    Allmählich schälten sich die beiden Gestalten wieder aus dem weißen Wirbel hervor.
    Der eine Posbi hatte die Grundform einer senkrecht stehenden Röhre. Die Röhre schwebte auf einem Prallfeldpolster. Aus ihrem oberen Ende entsprang ein metallisches Dreieck und schwankte wie eine Fahne im Wind. An beiden Seiten der Fahne saßen mandelförmige Augen. Der spitze, vordere Teil der Fahne lief in ein trompetenförmiges Endstück aus. Links und rechts des Röhrenleibes entsprang je ein Tentakel. Der eine davon endete in einer Hand mit erstaunlich feingliedrigen Fingern, die mit Biomolplast überzogen waren. Am Ende des anderen Tentakels saß eine Art feinmaschige Fliegenpatsche.
    Der zweite Roboter ähnelte einem dunkelblauen Ei, das hochkant auf zwei Metallbandspiralen dahinrollte. Die beiden spiraligen Räder waren anscheinend von verschiedener Größe, denn der Körper des Posbis eierte bei der Fahrt. Sichtbare Extremitäten hatte er nicht. Im oberen, verjüngten Drittel des Eis saß ein einzelnes Auge, das, obwohl es groß war wie eine Faust, mit seiner kornblumenblauen Iris und der schwarzen Pupille nicht nur lebendig, sondern geradezu menschlich wirkte.
    Begleitet wurden die beiden von einem Matten-Willy, der sich dem Röhren-Ei wie eine Schärpe um den Leib gewickelt hatte.
    Posbis – wie oft waren sie ihm und der Menschheit zu Hilfe gekommen wie die Kavallerie in vorsintflutlichen Western?
    Aber welchen Grund hätten sie, ihm zu helfen? Sie mussten ihn als Dual sehen, als einen Offizier ihres Feindes.
    Der stabförmige Posbi beugte sich hinab, bis er mit dem Wimpelkopf mit Dantons auf Augenhöhe war.
    „Wer und was bist du?", hörte Danton eine blecherne Stimme fragen. Es klang wie mit dem Saxophon gesprochen.
    Danton erwog nur kurz, seine Tarnexistenz aufrechtzuerhalten. Wozu auch?
    Die Schmerzen waren längst unerträglich; gleich würde er ohnmächtig werden, und die Posbis würden ihn, den Fremdkörper auf ihrer Zentralwelt, ohne Zweifel gründlich untersuchen. Warum sollte er ihnen gegenüber den Feind spielen, der er nicht war?
    „Mein Name ist Roi Danton", krächzte er mühevoll. „Ich bin Terraner."
    „Aber ja, Roi Danton! Das ist gut, wirklich!"
    Danton hörte, was der Posbi trompetete, nur noch entfernt und undeutlich, als läge er unter Wasser. Und würde weiter sinken und sinken ...
     
    *
     
    Als er wieder zu sich kam, hatte irgendwer die Verriegelung seiner Kokonmaske gelöst. Wer? Möglicherweise er selbst, in den letzten Momenten vor seiner Ohnmacht?
    Allmählich kehrte das Gefühl in den Rumpf zurück, was die Schmerzen aber nicht linderte, sondern nur noch grausamer machte. Wieder wurde ihm schwarz vor Augen.
    Als er zum zweiten Mal erwachte, waren seine Schmerzen beinahe abgeklungen, mehr Erinnerung als akut. Er setzte sich mühsam auf. Ein Schwindel erfasste ihn.
    Jemand summte ein Lied ohne feste Melodie.
    Aufspringen!, befahl er seinem Körper.
    Aber der war offenbar desertiert. Jedenfalls gehorchte er seinem Kommando nicht. Eine warme, weiche Masse hielt ihn umhüllt und massierte ihn einfühlsam.
    „Du bist wach", stellte die blecherne Stimme fest. „Es geht dir besser? Unsere medizinischen Eingriffsmöglichkeiten bei organischen Defekten sind eher gering. Wir haben dir ein altes, araisches Polymedikament injiziert, das Gessounin bei sich hatte."
    „Zufällig bei sich hatte", hörte Danton eine andere, säuselnde Stimme. „Man ist ja keine Apotheke und allzeit bereit, traumatisierten Humanoiden beizuspringen."
    Danton blickte sich um. Hinter ihm lag das blaue Riesenei. Danton konnte nicht erkennen, womit der Posbi seine Worte erzeugte.
    „Danke", sagte er. Seine eigene Stimme klang zwar noch krächzend, aber beinahe schon wieder menschlich. Er hob die rechte Hand, die eigentlich eine Mor’Daer-Hand sein sollte. Doch die Körpermaske hatten sie ihm offenbar abgenommen.
    Danton schüttelte langsam den Kopf.
    Das hätte nicht passieren dürfen. Nun war alles verloren. Kirmizz würde ihn entdecken. Oder hatte er ihn bereits entdeckt?
    Alles war falsch. Nichts stimmte.
    „Trink!", befahl eine rauchige Stimme hinter seinem Nacken. Aus einer Flasche, die ihm an den Mund gehalten wurde, rann eine Flüssigkeit. Sie schmeckte wie eine Mischung aus Kokosmilch und Kartoffelbrei und sättigte ihn rasch.
    Er kam zu Kräften. „Danke sehr", sagte er zu dem Matten-Willy, der ihn umhüllte. „Wie heißt
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