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2459 - Komplex Astrovent

Titel: 2459 - Komplex Astrovent
Autoren: Unbekannt
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du?"
    „Myduman", antwortete das amorphe Wesen und löste sich von ihm.
    Danton stemmte sich vom Boden hoch, kam in die Hocke und richtete sich auf.
    Er setzte Schritt vor Schritt, jeder eine eigene Qual, eine eigene Überwindung, eine eigene Geschichte. Alles in allem aber war es erträglich. Er warf einen Blick auf die Maschinen oder Maschinenbausteine, die hier aufgehäuft lagen. Alles schien ihm sinnlos, verworren. Dann stand er am Eingang der Kammer und schaute in die Ebene, zum Himmel hoch.
    Nichts stimmte. Alles war falsch. Aber es entzog sich seinem Fassungsvermögen, was eigentlich nicht stimmte.
    „Ich muss fort", sagte er. „Bitte, ich muss fort. Ich habe eine Verabredung und muss die Körpermaske wieder anlegen."
    „Das eilt nicht", sagte die säuselnde Stimme, die ein wenig wie die eines jungen terranischen Mädchens klang. Und ein wenig wie Wind, der über die Ebene fuhr.
    Dabei ging gar kein Wind.
    Die Wolken trieben nicht.
    Der Traitank, der eben noch Patrouille geflogen war, hatte angehalten und stand regungslos in der Luft.
    Alles stand still.
    „Was geschieht hier?", fragte er und staunte die erstarrte Welt an.
    Langsam eierte der blaue Posbi an seine Seite. „Es geschieht gar nichts. Ruh dich noch ein wenig aus. Ich habe dir eine Auszeit verschafft."
    Danton lachte, das Lachen ging in einen keuchenden Husten über. Es würgte ihn im Hals. Er spuckte aus.
    Sein Speichel trieb von seinem Mund weg, trudelte im Raum und blieb dann in der Luft hängen wie in einem unsichtbaren Netz gefangen.
    „Was geschieht hier?", fragte er wieder.
    „Komm", bat ihn der eiförmige Posbi und wies in den Schuppen.
    Die Flugwesen saßen am Boden erstarrt. Einige hingen bewegungslos in der Luft wie matte Schwebelampions.
    Danton sah, dass die beiden Posbis und der Matten-Willy die Flugwesen behutsam umkurvten. Danton tat es ihnen nach und setzte sich.
    „Er hält es noch eine kleine Weile an", sagte der röhrenförmige, schlaksig wirkende Posbi.
    „Solange ich kann, halte ich dich in der Auszeit", bestätigte das Ei.
    „In welcher Auszeit?"
    Das blaue Ei säuselte: „Ich kann uns einkapseln. Ich schirme uns von der umgebenden Raumzeit ab."
    „Wie machst du das? Habt ihr eine neue Waffe erfunden, ein neues Schirmsystem?" Danton erinnerte sich an die Relativschirm-Technologie der Posbis, mit deren Hilfe das geschützte Objekt eine kleine Spanne in die Zukunft versetzt werden konnte.
    „Wir besitzen keine Gerätschaft, die das bewirkt", trompetete der Posbi. „Wir haben selbst noch nicht verstanden, wie Gessounin es vollbringt. Er ist ein Auszeiter."
    Danton starrte den eiförmigen Posbi an. „Soll das heißen: Du bist ein Mutant?", fragte er.
    „Das ist die vorherrschende Theorie", säuselte der Posbi.
    Danton wollte protestieren. Es hatte niemals Robotermutanten gegeben! Er verkniff es sich.
    „Es gibt keine Maschinenmutanten, wolltest du sagen", erriet Gessounin. Es klang melancholisch.
    „Ja", gab er zu, „das wollte ich sagen."
    „Nun", sagte Gessounin gedehnt. Es hörte sich milde belustigt an. „Mich gibt es schon."
     
    *
     
    Der Posbi nannte seine Para-Gabe Temporalremovation. Er vermochte, sich und einige ausgewählte Individuen oder Gegenstände aus dem normalen Zeitverlauf zu entrücken und ihnen eine Eigenzeit zu verschaffen. Allerdings war es nicht möglich, aus dieser Entrückung heraus in die Normalzeit einzugreifen.
    Immerhin konnte sich der Posbi während der Auszeit relativ zum Raum bewegen.
    Das bedeutet, dachte Danton, dass ein Außenstehender sieht, wie der Posbi verschwindet und ohne Zeitverlust an einem anderen Ort wieder auftaucht. Als würde er teleportieren.
    Soweit Danton es begriff, konnte der Posbi ihm noch etwa zehn bis zwölf Minuten Auszeit verschaffen, und wenn er die Zwischentöne in den manchmal etwas wirr klingenden Erklärungen der beiden nicht missverstanden hatte, war das Auszeiten nicht die einzige Para-Begabung des eiförmigen Posbis, der sich Gessounin nannte.
    Er war demnach unter anderem ein Relevanzdetektor; er konnte spüren, wo und wann sich Ereignisse von relativ größerer Bedeutung abspielen würden.
    „Ich sehe in solchen Fällen einen Bedeutungsblitz, besser kann ich es dir nicht sagen", versuchte Gessounin zu erklären.
    „Ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit alltäglicher Abläufe. Dann weiß ich: Da, dort und dann wird sich etwas Entscheidendes ereignen. Leider weiß ich nicht, was. Auch hier habe ich einen Bedeutungsblitz gesehen. Deinetwegen,
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