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245 - Geisterstadt Washington

245 - Geisterstadt Washington

Titel: 245 - Geisterstadt Washington
Autoren: Mia Zorn
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auf dem Weg zu den Räumen der Präsidentin gewesen, als die Erschütterungen auch sie überraschten.
    »Keine Sorge, das war nur ein kleines Beben«, wiederholte der General wieder und wieder. Als Oberbefehlshaber der Bunkerstreitkräfte war er den Umgang mit Zivilisten nicht gewohnt. Entsprechend steif fielen seine Bemühungen aus, drei ältere Ladies zu beruhigen, die sich an seine Uniformjacke geklammert hatten. Mit spitzen Fingern versuchte er sich von der unerwünschten Belagerung zu befreien. »Gleich wird Sie jemand zu Ihrer Unterkunft bringen…« Hilfe suchend schaute er sich um.
    Doch er entdeckte nicht einen seiner Untergebenen: Diejenigen, die Dienst hatten, bewachten die angrenzenden Zugänge und Schächte außerhalb der Wohntrakte. Die anderen Soldaten waren vermutlich bei ihren Familien. Also musste er sich wohl oder übel selbst um die Angelegenheit kümmern.
    Er straffte die Schultern und nahm Haltung an. »Folgen Sie mir, Ladies! Ich werde Sie persönlich zu Ihrer Unterkunft geleiten.« Die Frauen im Schlepptau, bahnte er sich einen Weg zur Tür, die in den Westflügel führte.
    »Was aber, wenn das nur der Vorläufer eines großen Bebens war und das eigentliche erst noch aussteht? Was dann?«, jammerte eine der Frauen.
    »Das Pentagongebäude wird über uns einstürzen!«, antwortete eine hysterische Stimme in ihrer Nähe.
    »Beben? Dass ich nicht lache!«, kam es von der anderen Seite. Ein Mann drängte sich aus der Menge und verstellte dem General den Weg. Er war groß, breitschultrig und hatte ein vernarbtes Gesicht. »Das war kein Beben. Das war das Ding, sage ich euch. Es wird diese Steinmauern mit seinem gigantischen Leib zerquetschen wie eine Zitrone. Was bitte schön will die Präsidentin dagegen tun, Herr General?« Herausfordernd blickte er Garrett an.
    Der Oberbefehlshaber der Bunkerstreitkräfte kam erst gar nicht dazu, ihm zu antworten. Denn sofort erhob sich ein lautes Geschrei. »Ja, wo ist sie überhaupt? Warum ist sie nicht hier?«
    »Weil sich Miss Cross um Wichtigeres kümmern muss als um das Geschwätz eines ängstlichen Wichts«, dröhnte die Stimme von Sigur Bosh durch die Halle. Schlagartig wurde es ruhig. Überrascht blickte sich Garrett um. Zwischen den Leuten entstand eine Gasse, durch die sich der blonde Britanier mit großen Schritten näherte.
    Das Narbengesicht ließ General Garrett stehen und wandte sich Bosh zu. »Was willst du damit sagen?«, fragte er drohend.
    Der blonde Hüne blieb nur wenige Schritte vor ihm stehen. »Zum einen kann das Ding keine Mauern zerquetschen, da es über keine Muskeln verfügt. Es kann höchstens darauf hoffen, dass jemand wie du die Leute so verrückt macht, dass sie fluchtartig nach draußen stürzen.« Die stahlblauen Augen des Britaniers blitzten seinen Kontrahenten wütend an. Der rang um Fassung. Garrett sah das Weiß seiner Handknöchel hervortreten und hörte ihn stoßweise atmen.
    Doch Bosh ließ es nicht zum Äußersten kommen. Er kehrte dem Breitschultrigen einfach den Rücken und wandte sich der Menge zu. »Zum anderen befinden wir uns in einem Bunker«, fuhr er fort. »Versteht ihr? Ein Bunker! Das hier ist der sicherste Ort bei einem Beben.«
    Zustimmendes Raunen erhob sich. »Da hat er recht«, riefen einige laut.
    »Also, behaltet die Nerven. Geht zurück in eure Unterkünfte… im Augenblick ist niemand hier in ernsthafter Gefahr.« Bei seinen letzten Worten blickte Sigur Bosh fast verlegen zu Boden. Dann aber hob er wieder den Kopf. Ein entschlossener Ausdruck lag in seinem Gesicht. »Also, geht schon! Kümmert euch um eure Familien.«
    General Diego Garrett atmete auf. Er hatte Honeybutt Hardys Gefährten nie zuvor so viele zusammenhängende Sätze sprechen hören. Schon gar nicht vor solch einer großen Versammlung. Aber aufrichtig lügen konnte er nicht, der ehemalige Rudersklave der EUSEBIA. Wie alle anderen vom Führungsstab wusste auch Bosh, dass die Gefahr nie größer war als im Augenblick. Denn wenn nicht ein Wunder geschah, dann würden über kurz oder lang alle hier unten jämmerlich ersticken.
    Doch seine Worte hatten gewirkt. Die Leute wurden ruhiger. Hier und da standen sie noch ein Weilchen in kleinen Gruppen zusammen. Nach und nach lösten sich die Menschentrauben vor den Türen auf. Garrett warf dem Britanier, der inzwischen wieder von Fragenden umringt war, einen anerkennenden Blick zu. Dann machte er sich mit den dankbaren Ladys am Arm auf den Weg in den Westflügel.
    Die kleine Gruppe kam nur
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