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2448 - Tage der Angst

Titel: 2448 - Tage der Angst
Autoren: Unbekannt
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Energie/Maschinen und Ortung/Funk blieb er stehen. Er war benommen von seinen Überlegungen, verstand nicht, wieso er sich überhaupt zu solchen Abwägungen hinreißen ließ, und war sich doch sicher, dass es notwendig war.
    Und überhaupt: ARCHETIM war seit zwanzig Millionen Jahren tot, das strahlende sechsdimensionale Juwel seines Leichnams hatte auf die Entwicklung der Menschheit durchaus Einfluss gehabt ...
    Rhodans Hände verkrampften sich um den Handlauf der Galeriebrüstung.
    Suchend huschte sein Blick über den Hologlobus.
    Er sah die Cypron-Sphäriker in ihrem Wasserbecken auf Deck 10-2. Sie waren näher zusammengerückt, als wollten sie in ihrer Berührung eins werden. Jeder musste ihre Körpersprache als ängstlich interpretieren und dass sie das Zentrum von Tare-Scharm fürchteten.
    Das war kein gutes Zeichen.
     
    2.
     
    Ein Schwarm Windvögel schraubte sich vor den düsteren Abendwolken in schwindelnde Höhe. Tausende waren es, deren Flügelschlag die Melodie des Abends sang. Ki-Myo hielt vorübergehend inne und gab sich der lockenden Sehnsucht hin, mit den Windvögeln zu ziehen. Stunde für Stunde, Tag für Tag folgten sie der sinkenden Sonne mit der unermüdlichen Leichtigkeit eines Gedankens.
    Niemals endete ihr Flug, nie hatten Aeganer auch nur einen toten Windvogel gefunden. Und niemand würde es jemals wagen, diesen Tieren nachzustellen oder nur einen einzigen Vogel einzufangen.
    Ki-Myo fröstelte. Diese Kälte kam aus ihm selbst, weil die Hitze seiner Jugend längst erloschen war und das Blut gemächlicher durch die Adern pulsierte.
    Der Schwarm stand für wenige Augenblicke vor der sinkenden Sonnenscheibe, verschmolz scheinbar zu einem zitternden Fleck vor dem türkisfarbenen Hintergrund, und schon Sekunden später war da nichts mehr – als hätte eine andere Welt die Windvögel verschluckt.
    Stille breitete sich aus.
    Ki-Myo bebte. Er ahnte, dass sein Leben bald enden und sein Geist den Vögeln folgen würde, dem immerwährenden Licht entgegen in eine Welt, die weder Gebrechen noch Schmerzen kannte. Geronnenes Licht, das mit dem Ende der körperlichen Existenz wieder frei wurde und den Windvögeln gleich eine rastlose Wanderung begann. Auf gewisse Weise freute er sich darauf, wenngleich er auch Wehmut spürte, alles Bekannte zurücklassen zu müssen.
    Zögernd wandte er sich um.
    Er spürte den Schmerz wieder, den er nie für lange Zeit einzudämmen vermochte. Seine morschen Knochen rieben aneinander und die Muskeln trugen die Last des Körpers nur mühsam, weil er sie nicht mehr wie früher trainieren konnte.
    Mit einer letzten Eruption blendender Helligkeit versank die Sonne hinter dem Horizont.
    Einige wenige Jahre noch ..., sagte Ki-Myo zu sich selbst und schwieg bitter. Quälend wurde ihm bewusst, dass er es in all den Jahrhunderten seines bewegten Lebens versäumt hatte, für Nachwuchs zu sorgen.
    „Tare-Scharm!" Wie eine Verwünschung stieß er den Namen aus. Die Proto-Negasphäre hatte sein Leben in extreme Bahnen gelenkt, die ihm nie behagt hatten. Diese Zeit war nicht schön.
    Er löste sich von der beginnenden Nacht und ging den Weg zurück, auf dem er den Aussichtspunkt erreicht hatte. Vor ihm erstreckte sich die weite Natur seiner Heimat, das Land, auf dem er geboren worden und dem er trotzdem über Jahrhunderte hinweg ferngeblieben war.
    Jeder Schritt fiel ihm schwerer als der vorangegangene. Seine Beine schmerzten. Mühsam schleppten sie den schwankenden Körper über die hügelige Blütenebene. Hartnäckig und verbissen, wie er sein Leben bewältigt hatte, ignorierte Ki-Myo die Hilfsmittel, die ihm das Altern erleichtern sollten. Weil er nicht wahrhaben wollte, dass er bald auf Hilfe angewiesen sein würde. Er hatte Generationen kommen und gehen gesehen, und viele waren vor ihm gestorben, aber nunmehr war auch seine Zeit gekommen ... Noch einmal spürte er den Wind auf der Haut, atmete den Duft dieses Landes, den er nie aus der Erinnerung verloren hatte.
    Sein Blick wanderte hinauf zu den beiden großen Monden ...
    Ein schrilles, durchdringendes Geräusch zerriss die Nacht, und seine Sehnsucht und holte ihn in die kalte Wirklichkeit zurück. Ki-Myo fragte sich in dem Moment, ob er jemals die riesigen Schwärme der Windvögel wiedersehen würde, die ihren Flug nie beendeten.
    Ruckartig erhob er sich aus dem Kommandantensessel. Indem er ärgerlich die Hände zusammenpresste, schüttelte er den Rest der benommen machenden Müdigkeit von sich ab.
    Wachträume wie eben erlebte er
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