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2440 - Armee der Schatten

Titel: 2440 - Armee der Schatten
Autoren: Unbekannt
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Es war nur einer der Kolonnen-Motivatoren, der seinen Standort wechselte. Er schwebte zu der dreieinhalb Meter hohen, in einen dunkelblauen Anzug gehüllten Gestalt, die seit Tagen nahezu unbeweglich neben den Pulten der Abteilung Bordmaschinen stand, wie eine riesenhafte, vierarmige, gut dreißig Zentner schwere Statue.
    Es handelte sich um einen Haluter namens Blo Rakane, den einzigen Vertreter seines Volkes an Bord. Mit diesem Motivator waren es bereits neun der glühenden Nebelwesen, die Rakane umschwirrten.
    Offenbar leisteten dessen zwei Gehirne erhöhten Widerstand gegen die mentale Beeinflussung. Vergeblich und sinnlos – zur Not stellte man eben noch zwei, drei weitere Motivatoren zu seiner Disziplinierung ab.
    Der Vorfall, so unbedeutend er war, bestätigte Fertebran in seiner Überzeugung, dass man sich nach der Ankunft bei SIRC so schnell wie möglich der Stammbesatzung entledigen sollte. Auf Dauer ging es nicht an, die eigene Mannschaft keine Sekunde lang aus den Augen lassen zu können.
    Die Terraner sowie die Kolonie der Mom’Serimer, welche schon gar nichts an Bord eines Schlacht- oder Aufklärungsschiffes verloren hatte, waren nur deshalb nicht gleich nach Erbeutung der SOL entsorgt worden, weil Kirmizz den Hantelraumer sofort für seine persönlichen Zwecke nutzen wollte und eine Einschulung von TRAITOR-Personal nicht unerhebliche Zeit in Anspruch genommen hätte. Das Provisorium blieb bestehen, da jederzeit mit der Abberufung des Chaotender-Piloten zu rechnen gewesen war.
    Nun jedoch brachen die letzten Stunden dieser lästigen Quälgeister an.
    Zweifellos spürten sie, dass ihre Uhr ablief. In allen drei Schiffsteilen steuerte die Nervosität dem Höhepunkt zu.
    Die Stimmung der Stammbesatzung war hochexplosiv, die ganze SOL glich einem Pulverfass. Fertebran und seine Truppen bemerkten das wohl. Jedoch würde der Sprengstoff nicht detonieren, solange permanent die Kolonnen-Motivatoren mäßigend auf die Terraner einwirkten. Darauf konnte man ruhigen Gewissens vertrauen.
    Der Kalmor blickte auf das Chronometer seines Kommandantenpultes.
    Inzwischen schrieb man laut Bordzeit den fünfundzwanzigsten Tag des neunten Monats.
     
    *
     
    Silathe kam, um ihn abzulösen.
    Nachdem die Formalitäten erledigt waren, machte Fertebran sich daran, die Zentrale zu verlassen.
    Auf halbem Weg bemerkte er, dass eine seiner Waffenhalterungen verrutscht war. Er blieb stehen, um sie zu fixieren. Als er weitergehen wollte, hörte er gerade noch den ersten Befehl, den Silathe erteilte.
    Fertebran traute seinen Ohren nicht.
    War die Frau verrückt geworden?
    Ohne lang das Für und Wider abzuwägen, eilte er zurück zum Kommandoplatz. „Mit Verlaub, Kalbaron", rief er. „Mir erschließt sich der Sinn deiner jüngsten Anordnung nicht."
    „Du zweifelst also die Berechtigung meiner Entscheidung an?" Silathes Kopfschuppen sträubten und verfärbten sich vor jähem Zorn weißlich. „Oder vielleicht gar meine Berechtigung, überhaupt noch Entscheidungen zu treffen?"
    Mit dem zweiten Satz unterstellte sie ihm nichts weniger als Meuterei. „Beim Hohen Herrn des Chaos, nein!", versuchte er abzuwiegeln. „Aber die Hälfte unserer militärischen Kräfte aus den Zentralen an die Peripherie des Schiffs zu verlegen, ich meine, so kurz vor dem Ende der Reise, das ist ..." Er verstummte, doch zu spät.
    „Wahnsinn, wolltest du sagen? Ich halte fest: Kalmor Fertebran bringt zum Ausdruck, dass seine Kommandantin nicht bei klarem Verstand, ergo unfähig sei."
    „Nein, nein, ich ..."
    Sie brüllte ihn nieder. „Für diese freche Anmaßung wird Fertebran seines Ranges enthoben und bis auf Weiteres zum Morba zurückgestuft. Darüber hinaus hat er Strafdienst zu leisten, und zwar sofort – nämlich bei jenen Truppenteilen, welche aus zeremoniellen Gründen bei den Außenschotten Aufstellung nehmen."
    Was in aller Welt für ein Zeremoniell?, wollte Fertebran, aufgewühlt wie selten zuvor, entgegnen. Er verkniff es sich aber gerade noch. In ihren orangerot lodernden Augen las er, dass Silathe nur auf einen Vorwand wartete, ihn zum einfachen Daerba zu degradieren.
    Mit Mühe hielt er seine Wut im Zaum.
    Es war besser, sich zu beherrschen und vorläufig klein beizugeben. Er saß am längeren Hebel.
    Sowohl mit ihrem absurden Befehl als auch mit seiner ungerechtfertigt hohen Bestrafung hatte die Kalbaron ihre Karriere so gut wie verwirkt. Nur für wenige Stunden musste Fertebran die Demütigung ertragen, dann würde sich das Blatt
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