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2417 - Sklave der Maschinen

Titel: 2417 - Sklave der Maschinen
Autoren: Unbekannt
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parapsychisch vernetzten, hochsensiblen Wesenheit gerührt!
    Die Avatare waren in Alomendris materialisiert und hatten ihn glauben lassen müssen, die Erish Vikhtold hätten ihn aufs Neue gefunden und schickten sich an, ihn abermals zu „retten". Und wenn sie es nicht waren, dann eine andere Macht, die das tat, was sie einmal getan hatten.
    Wir hetzten weiter. Dornenranken peitschten nach uns. Der Boden wurde lebendig, das Moos lief in Wellen aus allen Richtungen auf uns zu, versuchte uns die Füße unter den Beinen wegzuziehen, begann sich zu kräuseln und violett zu verfärben.
    Alles war in dieses Licht getaucht, aber düsterer als jemals zuvor, voller Unheil und Drohung.
    Auch die Gestalten, die durch das Unterholz huschten, waren wieder da. Blüten öffneten sich und verströmten einen jetzt unangenehmen, stickigen Geruch. Äste bogen sich ächzend herab, als wollten sie nach uns schlagen. Blätter rieselten auf unsere Köpfe herab. Der Wald stöhnte, er schrie. Es war wie ein Unwetter, das wieder über uns hereinbrach. Die Wipfel der Bäume rauschten und bogen sich. Alomendris, der Kontaktwald ...
    ... erbrach sich!
    „Hierher!", schrie die Kartanin in das Tosen hinein. Sie hielt einen Zweig fest, der mir entgegenzuschleudern drohte.
    „Hier kannst du durch!"
    Sie war wesentlich geschickter und geschmeidiger als ich. Sie lief voran und fand die Lücken, die sich manchmal nur für Sekunden öffneten. Ich folgte ihr, hatte Mühe, meine Stiefel aus dem klebrigen Moos zu reißen. Mit jedem Schritt verletzte ich den Wald, trat auf ein uraltes, erhabenes Wesen, das in seiner existentiellen Not zitterte und sich bog.
    Ich versuchte, im Kopf klare Worte zu formulieren. Ich rief nach Alomendris in der verzweifelten Hoffnung, dass er in der Lage wäre, mich zu verstehen. Ich beschwor ihn, gedanklich und laut, uns zu seiner großen Lichtung durchzulassen. Er musste uns nach Kosichi zurückschicken, so schnell wie möglich. Wenn er dazu überhaupt noch in der Lage war, musste er uns zurückversetzen, mit seiner Fähigkeit der Distanzlosen Interaktion. Denn nur dort würden wir ihm und uns helfen können. Dort konnte ich die RICHARD BURTON rufen und ESCHER beschwören, seine Avatare zurückzurufen.
    Daran, dass ich mich trotz allem irren konnte, durfte ich gar nicht denken.
    Als Alomendris mir „antwortete", ging er nicht etwa auf mein Verlangen ein, das letztlich nur in seinem eigenen Sinne sein konnte. Oder doch? Hatte er uns nicht seine Geschichte erzählt, damit wir ihn verstanden? War es nicht nur ein verzweifelter Hilferuf an einer Stelle gewesen, an der kein logisches und klares Denken mehr möglich war?
    Ich kämpfte mich weiter voran, immer hinter Dao-Lin her, kam mir vor wie ein Dschungelkämpfer mit einer Machete und leistete Alomendris Abbitte für jeden Zweig, den ich ihm knicken musste, jede Wurzel, die ich beschädigte, jedes Fleckchen Moos – seine Haut! –, das ich mit meinen heftigen Schritten zermalmte.
    Es gab so viel, was wir noch wissen mussten, um wirklich zu verstehen. Auch wenn wir das Wichtigste schon gehört hatten, war es viel und schloss all die Lücken bis zu dem, was wir heute vor uns hatten.
    Ich zwang mich erneut zu lauschen – und hoffte dabei, dass wir dazu kommen würden, unser neues Wissen gebührend zu nutzen und zu verarbeiten.
     
    11.
     
    Alomendris
    550.000 Jahre vor heute
     
    Er war allein.
    In ihm waren zehntausend Seelen, aber kein Freund mehr. In ihm war eine Leere, wie er sie nie gekannt hatte. Er hatte keine Freunde gehabt, als er jung gewesen war. Dann durfte er kennen lernen, was es hieß, sich mit anderen Seelen austauschen zu können, einen Halt zu haben, Wärme und Nähe.
    Und nun gab es keinen mehr. Es war schlimmer, etwas zu verlieren, als nichts zu vermissen, was man nie gekannt hatte.
    Alomendris floh diesmal nicht weit, warum auch. Die Erish Vikhtold waren tot und erloschen, nur so durfte es sein.
    Jeder andere Gedanke hätte den Anfang vom Ende bedeutet, und dann würde es endgültig sein.
    Alomendris wusste, dass er sich selbst belog. Die Erinnerung würde ihm immer folgen, egal wohin er sich wandte.
    Er und seine 125 Kernwälder fanden einen neuen Hort. Sie landeten auf einem Planeten noch ganz in der Nähe von Ninilath, den sie Yishra nannten. Die Luft war gut, die Sonne warm und die Tage lang.
    Alomendris’ Wälder verankerten sich auf der neuen Welt und warteten, zehntausend Jahre lang, hunderttausend. Sie warteten darauf, dass ein Wunder geschähe
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