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2408 - Krieg der Prozessoren

Titel: 2408 - Krieg der Prozessoren
Autoren: Unbekannt
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die nicht wussten, wer er war.
    Nun würde die Menschheit dafür büßen.
    Rutmer Vitkineff, der Latenz-Suggestor, konzentrierte sich auf seine Kräfte. Zunächst musste er damit spielen, um herauszufinden, was sich geändert hatte in der Zeit, während der er scheinbar nur einer der inzwischen 140 Prozessoren der Parapositronik gewesen war.
    Seine Fähigkeit hatte er stets verborgen gehalten. Nur wegen dieser Mutantenfähigkeit war er überhaupt in der Lage gewesen, sich teilweise abzusondern. Er hatte den anderen Prozessoren und der höheren Wesenheit ESCHER etwas vorgespielt. Er hatte suggeriert, er sei völlig zum integralen Bestandteil der Hyperdim-Matrix geworden, genau wie alle anderen.
    Vitkineff sah sich um. Sein Avatar-Körper stand in einer abgelegenen Quarantäne-Station für exotische Besucher. Genau dort hatte er die Materialisation geplant. Solange die RICHARD BURTON auf dem Hinflug war, würde diese Station ungenutzt bleiben. Der Raum war seit Beginn der Mission nicht mehr betreten worden. Erst wenn die Quarantäne-Möglichkeiten irgendwann benötigt werden sollten, würden Roboteinheiten den Raum auf die speziellen Bedürfnisse der Besucher oder Gefangenen einrichten.
    Für Rutmer Vitkineff bot dieser Ort den idealen Rückzugspunkt. Niemand würde ihn zufällig entdecken. Seine Operationsbasis war hermetisch abgeschlossen und besaß nur aus Gründen der Einfachheit die übliche Bordgravitation und eine für Terraner atembare Atmosphäre.
    Auf beides hätte der Avatar-Körper freilich verzichten können, ohne Nachteile zu erleiden. Er war zwar pseudomateriell und körperlich, aber nicht auf irgendwelche Bedürfnisse angewiesen. Er hätte ebenso im Vakuum, ja sogar im Hyperraum existieren können.
    Vitkineff freundete sich mit seiner neuen Existenzform augenblicklich an. Sie ermöglichte ihm, viele Beschränkungen hinter sich zu lassen.
    Nahrungsmittel und Trinkwasser etwa – es war lächerlich, in wie großem Maß sie die Gedanken eines Lebewesens beeinträchtigten. Auch Krankheiten, körperliche Schwäche und Müdigkeit bildeten für Vitkineff kaum mehr als ferne, verschwommene Erinnerungen.
    Schon zu seinen Zeiten als Prozessor in der Hyperdim-Matrix war das so gewesen, aber damals war er reines Bewusstsein und immaterieller Teil der höheren Lebensform ESCHER gewesen. Aber seitdem hatte sich viel geändert: Er fühlte seinen Körper, konnte jeden Finger bewegen, sah seine Umgebung und nahm sie mit allen Sinnen auf. Es war anders als in der Hyperdim-Matrix, wo es ebenfalls Informationstransfer gab, auch aus der sogenannten realen Welt, die in Wirklichkeit nicht realer war als die Matrix. Aber dort hatte Vitkineff nicht mit seinen Augen gesehen, nicht mit seinen Fingern gefühlt und mit seinen Ohren gehört.
    Nun vernahm er zum Beispiel ein feines, leises Summen, das wohl mit der Atmosphäre-Aufbreitung zu tun hatte oder mit der Technik, die diese Quarantäne-Station ständig in Bereitschaft hielt. Vitkineff vermutete, dass er es als Mensch nicht gehört hätte.
    Doch nicht nur die körperlichen Sinne zählten, sondern vor allem seine Para-Gabe. Er musste sie testen.
    Sein Geist ging auf Reisen. Er verließ die Station, breitete sich über Korridore aus und suchte. Dieser Bereich nahe der Außenhülle der RICHARD BURTON wurde nur wenig frequentiert. Es konnte durchaus einige Zeit in Anspruch nehmen, bis er fündig wurde.
    Zunächst wollte er einen völlig harmlosen Test vornehmen. Etwas, das niemandem auffallen würde.
    Als er seine ersten Opfer fand, kam ihm augenblicklich eine passende Idee.
    Zwei Sucramer trainierten in einem Übungsraum, vertrieben sich dort die Zeit, indem sie gegen Laufbänder anrannten und versuchten, einen projizierten Hügel zu erreichen, auf dem eine ebenso projizierte Ruhebank auf sie wartete.
    Sucramer waren gegenüber einem Durchschnittsterraner recht klein und hinterließen optisch einen eher kindlichen Eindruck. Sie stammten vom zweiten Planeten der Sonne Su, der vor knapp zweihundert Jahren erstmals besiedelt worden war. Es gab nicht viele Sucramer an Bord. Der bedeutendste Vertreter dieses Volkes in der BURTON war zweifellos Katalon Park, der Zweite Pilot des Schiffes; ein Emotionaut im Rang eines Majors, der vor allem auffiel, weil er ein Hibernat war – er bewegte sich wie ein Schlafwandler, wenn er sich überhaupt bewegte, was nur extrem selten der Fall war.
    Rutmer Vitkineff schob dieses momentan unnütze Wissen bewusst beiseite. Als Teil von ESCHER war er
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